(BTV-press) Rund 350.000 Euro an Rennpreisen und Züchterprämien und Trabrennsport vom Feinsten: Selbst der Wettergott muss offenbar die Bedeutung des Breeders-Crown-Meetings erkannt haben, denn nach ständigem Dauernieselregen begann das wichtige Berliner Ereignis prompt mit purem Sonnenschein.
Der erste Tag des Meetings gehörte voll und ganz den älteren – sprich fünf-bis siebenjährigen – Pferden. In dem mit rund 50.000 Euro dotierten Hauptlauf der Stuten erhielt die von Tim Schwarma präsentierte Isla im Vorfeld besonders viel Aufmerksamkeit.
Denn zum einen hatte die Dunkelbraune dem BC-Geschehen in der jüngsten Vergangenheit mit ihren zwei Hauptlaufsiegen bereits kräftig den Stempel aufgedrückt und zum anderen war der Start am Samstag wohl einer ihrer letzten Auftritte auf der ganz großen Bühne. Sie wird schon bald in die Zucht gehen.
Am Ende gab es für Isla dann zwar nicht das von ihrem Team erhoffte tolle Resultat – nach einem eigentlich idealen Verlauf als Zweite innen war sie auf der Ziellinie nur Sechste. Aber ein Stück Trabergeschichte hat Isla dennoch geschrieben und die Story von Deutschlands besten Stuten kommt außerdem nicht zum Erliegen, sondern wird nun von Cosmea weitererzählt.
Die von Michael Nimczyk gesteuerte Braune triumphierte im Hauptlauf in einem absolut fantastischen Stil. Ihrer in den vergangenen Monaten ohnehin schon steil angestiegenen Formkurve wurde somit das I-Tüpfelchen hinzugefügt.
Im Vergleich zu ihrer eher durchwachsenen Saison 2024 ist die von Kathrin Kirchmaier-Schultz gezüchtete und für die Farben des Stalles Germania laufende Stute in ihrer aktuellen Verfassung überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen. Sie scheint vor einer internationalen Karriere zu stehen.
Cosmea, die zur 4,9-fachen Quote antrat, war in der bärenstarken Tagesbestzeit von 11,4/1.900m tatsächlich eine ganze Klasse besser als ihre fünf Konkurrentinnen. Bereits in der Startphase legte Michael Nimczyk alle Karten auf den Tisch und eroberte mit ihr sofort die Führung. Und als der Goldhelm seinem neuen Vierbeinerstar im Einlauf den Kopf freigab, war es endgültig um die Verfolger geschehen.
Auch die 1,4-Topfavoritin Nortolanda (Michel Rothengatter), die an vierter Stelle außen alles passend vorgefunden hatte, konnte gegen Cosmea mit dreieinhalb Längen Rückstand nichts Entscheidendes ausrichten.
Die Derby-Siegerin der Saison 2024 wurde von den Stewards obendrein zugunsten von Exmes As (Robbin Bot) vom zweiten auf den dritten Platz zurückgesetzt, da sie die Gegnerin, die ansonsten in eine ideale Ausgangslage gefunden hätte, eingangs des ersten Bogens durch einen zu späten Spurwechsel benachteiligt hatte.
Im Hauptlauf der älteren Hengste und Wallache ging es für die Besitzer und Züchter der acht Teilnehmer um knapp 45.000 Euro Preisgeld und der Sieger hieß – wie könnte es von auch anders sein – Zoom Diamant.
Obwohl der auf dem Diamanten-Gestüt der Familie Schwarz aufgewachsene und im Mitbesitz der Familie Holzapfel laufende Crack in Holland von Paul Hagoort trainiert wird, ist der Mariendorfer Winner-Circle seine eigentliche Heimat.
Denn kaum ein anderes Pferd hält sich dort so oft wie der Maharajah-Sohn auf. Siege in den Adbell- und Buddenbrock-Klassikern sowie in der Gold-Serie und dem Super Trot Cup – die Liste von Zoom Diamants Berliner Erfolgen ist ellenlang und nun fügte der wie stets von Robin Bakker gesteuerte Dunkelbraune nach dem Vorjahreserfolg auch noch seinen zweiten Breeders-Crown-Triumph hinzu.
Allerdings war der Erfolg in 12,4/1.900m durchaus ein hartes Stück Arbeit. Denn vom Startplatz 6 aus musste der spätere Sieger einiges tun, um Jimmy Ferro BR (Michael Nimczyk) eine Runde vor dem Ziel an der Spitze abzulösen. Insofern schien für seine Konkurrenten auf den letzten Metern, als das Feld breit auseinanderfächerte, durchaus noch einiges möglich zu sein.
Doch Zoom Diamant, der mit seinem eisenharten Willen in diesem Jahr nunmehr über 100.000 Euro Preisgeld für sein Stallteam erkämpft hat, bewies einmal mehr seine unglaubliche Moral und hielt allen Angriffen mit einer Länge Vorsprung stand.
Während die Plätze zwei und drei an den famos spurtenden Uccellone (Christoph Schwarz) sowie den außen herum überaus tapferen Yin Yang (Jeppe Juel) gingen, war der mit dem vierten Geld entlohnte Jimmy Ferro BR (Michael Nimczyk) zweifellos der Pechvogel des Rennens. Denn der Hengst saß nach anfänglicher Führung im Finish hinter Zoom Diamant rettungslos fest.
Neben den beiden Hauptläufen standen drei Entlastungen – zwei davon für Hengste und Wallache - für die fünf- bis siebenjährigen Pferde auf dem Programm. In der ersten Entlastung gab zunächst Toledo (Jörgen Sjunnesson) nach einem rasanten 06-Auftakt das Tempo vor.
Doch als sich Josef Franzl mit My Way Fortuna an die Seite des Führenden gelegt hatte und Ende gegenüber eine Blitzattacke einleitete, war es rasch um den letztlich nur Fünftplatzierten geschehen. Während My Way Fortuna in 13,1/1.900m einem überlegenen Erfolg entgegenstürmte, holte sich der auf der Schlusshalben immer stärker gewordene Waldgeist (Robbin Bot) vor dem ebenfalls rasant finishenden See the Moon (Stefan Hiendlmeier) Rang zwei.
Eine echte Sensation gab der anderen Entlastung der Hengste und Wallache, denn mit dem 30,6-Außenseiter Othello PS und Trainer Victor Gentz hatten nur sehr wenige Zuschauer gerechnet. Der Wallach profitierte aber von den Reserven, die ihm sein Trainer durch konsequente Schonung an der Innenkante aufgespart hatte. Und als Othello PS im Einlauf problemlos freikam, zeigte er unter Rekordsteigerung auf 13,2/1.900m die wohl beste Leistung seiner Laufbahn.
In der Stutenentlastung lieferten Robbin Bot und Yes Please ebenfalls eine Glanzvorstellung ab. Das Gespann war auf 1,2:1 herunter gewettet worden und diese Einschätzung erwies sich als goldrichtig. Denn Yes Please gestaltete die Aufgabe zu einer One-Horse-Show.
Die Sechsjährige flog wie ein Pfeil an die Spitze und verabschiedete sich im Einlauf in 13,1/1.900m vom Feld. Lediglich die erst Ende der Gegenseite gebrachte Madeleine Flevo (Rob de Vlieger) konnte den Rückstand in feiner Manier noch auf drei Längen verkürzen.
Das Rahmenprogramm begann mit einem Favoritensieg von Michel Rothengatter und Presley Boko. Bis zu Beginn der Zielgeraden herrschte durchaus Spannung, denn an der Innenkante leistete die Pilotin Veritas (Michael Nimczyk) ernsthafte Gegenwehr. Dann aber schlug das Pendel in 15,7/1.900m doch sehr deutlich zugunsten von Presley Boko aus und der laufgewaltige Dreijährige holte bis zur Linie sogar noch fünf Längen Vorsprung auf seine Gegnerin heraus.
Auch bei den MiniTrabern gab es in einem dankenswerterweise vom Rennverein Frontenhausen gesponserten Wettkampf keine allzu große Überraschung, denn im Sulky von Rodrigo fuhr Amy Fink zu ihrem neunten Jahreserfolg und hat nun in der MiniTraber-Saisonwertung mit Hermine Arkenau gleichgezogen.
Dann aber erfolgte ein ziemlicher Paukenschlag. Denn in einer Amateurprüfung machten nicht etwa die am Wettmarkt hoch eingeschätzten Fahrer Tom Karten und Thomas Maaßen die Entscheidung unter sich aus. Sondern zwei nur als Außenseiterinnen gehandelte Amazonen gaben klar den Ton an.
Nämlich Emma Stolle, die mit Omia Boszorg sofort die Führung übernommen hatte und Linda Matzky, die mit der am Toto zur 16,4-fachen Quote krass unterschätzten Parodie Vrijthout auf den letzten 400 Metern einen wahren Speedwirbel entfachte und die mit einer halben Länge Vorsprung auftrumpfende Stute zu einem feinen Erfolg in 14,6/1.900m führte.
Die „verflixte 7“ war in einem weiteren Amateurrennen für Sebastian Gläser und Komino Blue Lagoon nicht das geringste Problem. Denn nach ihrem Sechserpack machte die noch ungeschlagene Stute nahtlos weiter und gewann auch ihren siebten Lebensstart. Und zwar in genau demselben Art und Weise wie immer – nämlich drückend überlegen!
Die Vierjährige flog wie ein Düsenjet an die Spitze und der restliche Verlauf war in 15,4/1.900m fast schon pure Langeweile. Denn eine mögliche Niederlage stand zu keinem Zeitpunkt zur Debatte. Falls Sebastian Gläser es gewollt hätte, wären sogar noch viel mehr als die vier Längen Vorsprung auf die Gegner drin gewesen, mit denen er sich am Ende begnügte.
Mit genau derselben Strategie – nämlich sofort nach vorne zu fahren und niemanden mehr vorbeizulassen – erzielte Marcus Gramüller den 50. Sieg seiner Fahrerkarriere. Sein nach dem eigenen Sohn Simon benannter Wallach Simon Santana war einfach andere Ware und gewann in 15,4/1.900m überaus souverän.
Gesamtumsatz: 176.297,40 Euro. Bahnumsatz: 49.588,10 Euro. Außenumsatz: 126.709,30 Euro.
Terminhinweis: Bereits am Sonntag (19. Oktober) geht es auf der Mariendorfer Bahn mit dem zweiten Tag der Breeders Crown weiter. Dann werden rund 205.000 Euro Prämie an die Sieger und Platzierten verteilt. Das erste Rennen wird um 13 Uhr gestartet.