(nn) Neapel, Mittwoch, 8. Dezember 2021. Einen Riesenrenntag hatte das Ippodromo Agnano am Feiertag „Maria Empfängnis“ auf die Beine gestellt: In den Premio Ilaria Jet (für die Stuten) und Premio Varenne für’s starke Geschlecht, den ehemaligen Premio MIPAAF Allevamente, ging’s für die Zweijährigen um jeweils 180.400 Euro. Das Campionato Femmina dei 4 Anni hielt für einheimische Ladys 40.040 Euro bereit, und im international interessantesten Vergleich stritten sich die königlichen älteren Stuten kurz vor Weihnachten im Gran Premio Royal Mares um Geschenke im Wert von 110.000 Euro.
Mit von der 1.640-Meter-Kurzarbeits-Partie waren zwei unverwüstliche Französinnen, die vor Jahresfrist in Bella Italia große Kasse gemacht hatten: Bahia Quesnot, als Titelverteidigerin mit der „2“ scheinbar bestens bedient, und Billie de Montfort, die sich 2020 in Mailand den Gran Premio delle Nazioni einverleibt hatte.
Die Gemeinten mischten zwar vom Fleck weg in vorderster Front mit, doch am Ende sahnte eine Stute ab, die mit nichtssagenden Formen an den Vesuv gereist war und alles leichtfüßig einsammelte, was sich zuvor in irgendeiner Weise um den Sieg gestritten hatte. Lange sah es so aus, als solle die bei erstaunlich niedrigen 14:10 gehandelte Akela Pal Ferm das beste Ende für sich haben. Die Maharajah-Tochter hatte allerdings an der „1“ kein leichtes Amt, die Spitze zu halten. Zwar verkrümelten sich Viscarda Jet (3) und Bahia Quesnot (2), die letztlich im dritten Paar außen landete, rasch ins Mittelfeld, doch setzten ihr Vanesia EK, Virginia Grif und von der „8“ Billie de Montfort eisenhart zu.
Als erste zog sich Vanesia EK nach innen zurück und ließ ausgangs der ersten Kurve Virginai Grif vor sich einparken, womit Billie de Montfort der Part durch die Todesspur vor Zeudi AMG und Bahia Quesnot zufiel, während sich Allegra Gifont (4) in dritter Spur produzierte. Gocciadoro ließ nicht locker, bis er Mitte der Überseite hinter Billie de Montfort rutschte, wodurch Bahia Quesnot eine Position verlor. „Macht nichts“, dachte sich Junior Guelpa und griff noch vor der Schlusskurve in dritter Linie an. Die letzte Explosivität fehlten den beiden Französinnen nach diesem ruinösen Marsch verständlicherweise.
Kaum wollte sich Antonio di Nardo für Akela Pal Ferm ins Fäustchen lachen, kam Viscarda Jet, die Crescenzo Maione irgendwie aus dem vierten Paar innen peu à peu auf freie Schussbahn laviert hatte, wie eine Furie angefegt. Sie raste an der Meute vorbei, als träte die auf der Stelle, und bunkerte den 14. Sieg, der zugleich der erste seit dem 15. Oktober 2020 in Neapel (!) und wertvollste der Karriere war, mit einem jubelnden Maione im Sulky zwei Längen vor der haushohen Favoritin, die ihrerseits das durch zwei „Hälse“ getrennte Trio Allegra Gifont / Billie de Montfort / Bahia Quesnot um eine Länge in Schach hielt.
Für Viscarda Jet war’s eine unerwartete Wiederauferstehung: Die größten Batzen ihrer 386.801 Euro hatte sie zuvor als Siegerin in Vincennes (am 28. Dezember 2017), im Campionato Femmina 4 anni und in der Stutenabteilung des Premio Continentale (beide 2018) gebunkert. Danach hatte es oft zu guten Platzierungen in Gruppe-Prüfungen gelangt - so in den „Royal Mares“ 2020 noch unter Gocciadoros Regie zu Rang drei.
Gran Premio Royal Mares (Gruppe II int., Stuten)
1600m, 110.000 Euro
1. Viscarda Jet 11,9 Crescenzo Maione 277
7j.br. Stute von Pine Chip a.d. Nives Jet von Naglo
Be: Remigio de Fenza; Zü: Az.Agr. Toniatti Giacometti; Tr: Gaetano Somma
2. Akela Pal Ferm 12,1 Antonio di Nardo 14
3. Allegra Gifont 12,3 Alessandro Gocciadoro 78
4. Billie de Montfort 12,3 Gabriele Gelormini 52
5. Bahia Quesnot 12,3 Junior Guelpa 83
6. Alchimia di Casei 12,5 Andrea Farolfi 277
7. Vanesia EK 12,8 Pietro Gubellini 248
8. Zeudi AMG 12,9 Massimiliano Castaldo 87
9. Altaseta del Pino 13,1 Rene’ Legati 941
10. Virginia Grif 13,4 Federico Esposito 878
11. Tyl Etoile 13,6 Roberto Vecchione 351
12. Amour a Belle 13,9 Vincenzo Gallo 1098
Aria dei Venti dis.r. Antonio Greppi 549
Sieg: 277; Richter: leicht 2 - 1 - Hals - Hals - 1 Länge; 13 liefen
Wert: 46.000 - 22.000 - 12.000 - 6.000 - 4.000 und 20.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000089833#
Birba Caf Chefin bei den vierjährigen Ladys
Bei ihrem Coup auch gegen das starke Geschlecht im Gran Premio Continentale Ende September in Bologna hatte Birba Caf mit 593-fachen Sieg-Odds noch für ein enormes Toto-Beben gesorgt. Beim Sieg am 7. November in Montegiorgio gegen ihre Altersgefährtinnen war sie in einem der Vergleich der Kategorie III, der mit dem Gran Premio Campionato Femmina 4 anni auch heute zur Debatte stand, schon für nur noch 29:10 zu haben. Dass sie diesmal geringfügig weniger nachgefragt war, mag in erster Linie an Startnummer „8“ gelegen haben, die jedoch Enrico Bellei brillant ausbügelte.
Während Brezza du Kras schon in der Beschleunigungsphase des Startwagens aus dem Tritt kam - ihr folgte nach 400 Metern Betta Indal auf die Disqualifikations-Tafel -, schoss Brooklyn Lux vor Brigitte Roc und Bahia Pax pfeilschnell in Front und wurde von Beautiful Day begleitet. Zügig, aber nicht überstürzt brachte Bellei Birba Caf ab, fuhr in dritter Spur sukzessive voran und bekam für die Schlussrunde überraschend widerstandslos die Führung von Brooklyn Lux geschenkt.
Das sollte der felsenfeste Grundstein zum zwölften vollen Erfolg der Orlando-Vici-Tochter sein, mit der sich Bellei „Knochen richtig voll“ fast überlegen auf 2½ Längen von der auf den finalen 600 Metern durch die dritte Spur ackernden Bonneville Gifont absetzte, die wiederum den Kopf um eben diesen Abstand vor der im Nachgang disqualifizierten Brooklyn Lux ins Ziel streckte.
206.908 Euro stehen nun für Birba Caf zu Buche, die bislang ausschließlich in ihrer Heimat auf Achse war.
Gran Premio Campionato Femmina 4 anni (Gruppe III nat., vierj. Stuten)
1600m Autostart, 40.040 Euro
1. Birba Caf 13,4 Enrico Bellei 37
4j.br. Stute von Orlando Vici a.d. Rutilia Caf von Cantab Hall
Be: Scud. Superfantastica Sas; Zü: Az.Agr. Castelluccio; Tr: Enrico Bellei
2. Bonneville Gifont 13,7 Pietro Gubellini 100
3. Brigitte Roc 14,1 Roberto Vecchione 145
4. Bahia Pax 14,2 Vincenzo-P. dell’Annunziata 339
5. Beautiful Day 14,2 Edoardo Loccisano 262
6. Bell Ass 14,2 Antonio Esposito 355
7. Belen Hall Fas 15,6 Francesco Tufano 392
Brezza du Kras dis.r. Alessandro Gocciadoro 26
Basic Gar dis.r. Pierluigi d‘Angelo 629
Betta Indal dis.r. Rene’ Legati 472
Bahamia agh. Federico Esposito 74
Brooklyn Lux 3.dRL Antonio di Nardo 36
Sieg: 37; Richter: leicht 2½ - (Kopf) - 3½ - 1 - k.Kopf - k.Kopf; 12 liefen
Wert: 16.744 - 8.008 - 4.368 - 2.184 - 1.456 sowie 7.280 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000089837#
Wurden die vierjährigen und älteren Ladys für Kurzarbeit üppig entlohnt, so mussten die Zweijährigen für die größten Börsen des Nachmittags über 2.100 Meter ran. Bereits im Vorjahr hatte Philippe Allaire in diesem Premio MIPAAF Allevamente gewildert und bei den „Herren“ Alessandro Gocciadoro für ihn mit Callmethebreeze den dicksten Brocken festgemacht. Heuer war das größte Stück vom Kuchen bei den „Fillys“ fällig, bei denen Diletta Axe gemeinsam mit Andrea Guzzinati auch beim vierten Auftritt ihrer kurzen Karriere unbewingbar blieb.
Die Muscle-Hill-Tochter spritzte wie der Wind in Front, wurde nie ernsthaft angegriffen, obwohl sie das Tempo zeitweise bis auf 1:20 drosselte, und hatte so ausreichend Reserven, um dem feinen, aus dem vierten Paar angesetzten Endspurt der Varenne-Tochter und 699er Außenseiterin Danza dei Venti leicht zu widerstehen. 97.700 Euro hat Diletta Axe für die Allaires schon zusammengetrabt.
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000089831#
Ging der große Lohn bei den Stuten in 1:17,1 weg - Cindy Truppo, Deutschlands Traber des Jahres 2020, hatte diese Aufgabe im Vorjahr mit Thorsten Tietz in 1:15,4 gelöst -, so war bei den jungen Hengsten deutlich mehr Zug im Spiel. Es lief fast eine Eins-zu-Eins-Kopie: Nachdem Dilettevole Nap, kaum in Front geschossen, die Beine noch auf der Startgeraden im Galopp hob, war der wie Diletta Axe mit weißer Weste angetretene Denzel Treb sofort zur Stelle, riss das Zepter an sich und führte beim Solo-Lauf zum siebenten Erfolg aus ebenso vielen Versuchen stets zwei, drei Längen vor der Konkurrenz um die beiden Runden.
Kaum hatte sich Danger Bi zu Beginn der Zielgeraden auf eine Länge herangearbeitet, gab Cesare Ferranti dem Nuncio-Sohn nochmals ein wenig den Kopf frei. Der reagierte prompt und schmetterte die gar nicht so gefährlichen Avancen Danger Bis in 1:14,7 zu 1:14,9 souverän um drei Längen ab. Nach dem Triumphzug durch den Gran Premio ANACT am 20. November in Rom war’s für Denzel Treb der zweite Gruppe-I-Zahltag, mit dem sein Konto bei 174.020 Euro angelangt ist.
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