Åby, Donnerstag, 1. Juli 2021. Einen fast schon sensationellen Run in Vorlauf 3 der zweiten Breeders-Course-Runde der Dreijährigen über die Sprintstrecke hatte die Starterangabe gezeitigt.
Fünf der sieben Aspiranten hatten eine Course-Nennung und stritten sich neben ansehnlichen Prämien um die beiden zur Disposition stehenden Finalplätze. Noch größer dürfte die Freude der Macher gewesen sein, als tatsächlich auch zwei „Nominees“ auf den ersten beiden Rängen landeten - allerdings völlig anders als erwartet.
Während Amazing Hazel nach einem kapitalen Startaussetzer sofort chancenlos hinterdrein marschierte, kehrte Manual Flight wie vom Lugauer-Quartier gewohnt perfekt aus der ausgiebigen Winterpause zurück. Von der „5“ hatte der Scarlet-Knight-Sohn wenig Mühe, sich den Taktstock vor A Perfect Face, Lilliannes Love und Correct W.F. zu sichern und Southern Mazzarati auf den Todessitz zu verbannen.
Dort zeigte der von Southwind Frank gezeugte US-Amerikaner lange wenig Spaß, mehr Tempo einzufordern, so dass Conni Lugauer seinem Hengst viele Reserven aufsparen konnte. Nach einer Runde war der Waffenstillstand vorbei. Kaum begann Per Oleg Midtfjeld mit dem Favoriten aufs Tempo zu drücken, flog das kleine Feld auseinander. Bei einer Fahrt von nunmehr deutlich unter 1:10 schienen der Maserati und Manual Flight die ersten beiden Ränge unter sich auszumachen, denn Lucifer Boko sprang sich vor der letzten Ecke teuflisch um Kopf und Kragen und zu A Perfect Face als bester Verfolgerin klaffte dort eine Lücke von drei, vier Längen.
Das Ende der Geschichte war dies jedoch nicht: Während sich Southern Mazzarati trotz enormen Einsatzes an Manual Flight um eine Länge die Zähne ausbiss (und wegen nicht ganz astreiner Trabaktion auch noch die übliche Schutzsperre von zehn Tagen aufgebrummt bekam), hatte sich A Perfect Face heimlich, still und leise wieder herangerobbt und band über den Open Stretch den Sack entschlossen um eine Länge zu.
Es war beim achten Start der erste Sieg der von Adrian Kolgjini klug vorgetragenen Classic-Photo-Tochter, der ihr Konto auf 214.900 SEK fast verdoppelte. Zeitmäßig muss die Braune im Finale jedoch eine gehörige Schippe drauflegen. Auch wenn Überkreuz-Vergleiche bekanntlich oft gewaltig hinken, zumal auf unterschiedlichen Austragungsstätten, sind die 1:11,8, mit denen Ambrosius in Vorlauf 1 zu Solvalla als Bester der Nominierten die Finalkarte erwarb, eine komplett andere Hausnummer als die mäßigen 1:13,9 der Südschwedin. Die hat dafür am 27. Juli ein Heimspiel, wenn’s um den großen Pott geht.
Breeders Course - 2. Runde - (int., Dreijährige)
3. Vorlauf
1640m Autostart, 217.000 SEK
1. A Perfect Face* 13,9 Adrian Kolgjini 197
3j.br. Stute von Classic Photo a.d. Gabra Boko von Going Kronos
Be / Zü: Jhb Sweden Filial & Lutfi Kolgjini AB; Tr: Adrian Kolgjini
2. Manual Flight* 14,1 Conrad Lugauer 45
3. Southern Mazzarati 14,1 Per Oleg Midtfjeld 24
4. Correct W.F. 14,4 Robert Bergh 269
5. Amazing Hazel* 17,6g Johan Untersteiner 75
Lilliannes Love* dis.r. Carl Johan Jepson 68
Lucifer Boko* dis.r. Christian Sejer 56
*für Breeders Course nominiert
Sieg: 197; Richter: sicher 1¼ - ¾ - 1½ Längen; 7 liefen
Zw-Zeiten: 14,4/500m - 16,2/1000m - 11,0/letzte 500m
Wert: 100.000 - 50.000 - 29.000 - 17.500 - 11.500 (- 9.000) SEK
Die weiteren Vorläufe:
Vorlauf 4 Berlin 4. Juli
Vorlauf 5 Jägersro 13. Juli
Finale Jägersro 27. Juli
Viel Pech für den „Baumeister“
Ansonsten hatte die Bahn im Mölndal vor allem ein Herz für Satteltraber, deren beste Zehn in der zum vierten Mal ausgetragenen Åby Monté Trophy um für diese Sparte keinesfalls alltägliche 498.500 Kronen stritten und die in ein mitreißendes Duell mündete, aus dem Vitruvio als riesengroßer Pechvogel mit leeren Händen herausging.
Nach 1.200 Meter Abtasten, bei denen der hurtig auf die Beine gekommene Robin Hood den zügigen Takt vorgab, begann ein Zweikampf, der in die schwedischen Monté-Geschichtsbücher eingehen dürfte. Als äußeres Schlusslicht gab Christina Hande dem Monté-Debütant aus Gocciadoros Stall die Sporen, worauf die mit Mindyourvalue W.F. die äußere Garde anführende Emilia Leo nur gewartet hatte. Auch sie machte dem Hünen, der schon in Vincennes auf Monté-Siegerparaden zu sehen war, die Socken scharf.
Robin Hood war im Nu überrannt, und dann entwickelte sich ein 900 Meter währender Fight auf Biegen und Brechen, dem der Rest aus devoter Entfernung staunend zuschaute. Gnadenlos drückte Vitruvio, doch immer wenn es so aussah, als habe der Sieger der Kymi Grand Prix (2020) und Oslo Grand Prix (2019), der in den letzten Monaten wenig Freude an der Sulky-Arbeit verraten hatte, den entscheidenden klitzekleinen Vorteil herausgewirtschaftet, biss der Bergh-Schützling zurück und stellte Gleichstand her, wobei ihm im Schlussbogen die innere Bahn half.
(Foto: corrieredellosport.it)
Auf der Zielgeraden ging’s erbittert weiter, wo sich die Waage Zentimeter um Zentimeter zugunsten des Italieners zu neigen schien. Viel Pech, dass er 40 Meter vorm Ziel ins Schwimmen geriet, wodurch Mindyourvalue erneut ausgleichen konnte. Noch mehr mit dem Renngott haderte Christina Hande, als ihr der Adrian-Chip-Sohn „Kopf-Kopf“ fünf Meter vorm Pfosten als vermutlich Zweiter ansprang.
So durfte sich der knochenharte Mindyourvalue W.F. für den 16. Treffer aus 82 Schüssen die ausgelobten 250.000 Kronen gutschreiben lassen, die sein Konto auf 7.704.229 SEK brachten, während Vitruvio für ein begeisterndes Match mit der Antrittsprämie von 500 SEK abzog; da hätte man sich die nordamerikanische Regel gewünscht, nach der er als - verdienter - Zweiter hochgezogen worden wäre.
Die Zeit der Beiden: 1:11,8 - für den italienischen „Baumeister“ natürlich inoffiziell, den man sich für weitere Auftritte in dieser Disziplin im Notizbuch dick anstreichen sollte. Schneller war in Nordeuropa unterm Sattel über diese Distanz lediglich Hot Tub, dessen 1:11,2 aus dem Jahr 2008 damals Mittelstecken-Weltrekord bedeuteten.
„Was für ein Match“, war Emilia Leo ein wenig atemlos, „Mindyourvalue hat sich nie geschlagen gegeben und ist bis an seine Grenzen gegangen - ein extrem harter Ritt mit einem Happyend für uns!“
4. Åby Monté Trophy 2021 (int.)
2140m Autostart, 498.500 SEK
1. Mindyourvalue W.F. 11,8 Emilia Leo 21
8j.br. Wallach von Hövding Lavec a.d. Mind Your Manners von Dahir de Prelong
Be: Christer Englund & Jacob Markström; Zü: WF Förvaltning AB; Tr: Robert Bergh
2. Pacific Face 13,3 Sofia Adolfsson 57
3. Forecast (US) 13,6 Iina Aho 487
4. Solcio ZL 13,6 Jennifer Persson 241
5. Robin Hood 13,8 Jennifer Oscarsson 461
Accord Marjacq agh. Kevin Gondet 139
Kennedy dis.r. Anna Erixon 116
Vitruvio 2.gdZ Christina Hande 33
Sieg: 21; Richter: Kampf (k.Kopf) - 15 - 3½ - Hals - 2 Längen; 10 liefen (NS Atout du Hainaut, Dynamite Light / verletzt)
Zw-Zeiten: 09,2/500m - 11,4/1000m - 12,1/1500m - 12,5/letzte 500m
Wert: 250.000 - 125.000 - 62.500 - 31.500 - 18.500 (- 11.000) SEK
