Åby, Samstag, 12. März 2022. Was für ein feines Vermächtnis hat der am 23. Dezember 2019 im Alter von 61 Jahren verstorbene passionierte Traber-Züchter Jürgen Hanke mit Tycoon Conway Hall hinterlassen!
Im zarten Alter von zwölf Jahren seifte der Dunkelbraune im Algot Scotts Minne, mit dem an Åbys zwischen 1943 und 1962 19-fachen Champion gedacht wird, beim 85 Auftritt seiner Laufbahn die zehn anderen Gulddivisionäre mit einem kraftvollen Finish, das dem alten Herrn kaum jemand in dieser Manier zugetraut hatte, zum 33. Erfolg ein, der das Konto des in Dänemark registrierten Hengstes auf 5.651.398 SEK hievte.
Und nicht nur das: Mit blanken 1:10 wirbelte der Tycoon rasant wie kein anderer Traber in dieser Saison über eine nordeuropäische Piste und könnte sogar zum schnellsten Zwölfjährigen aller Zeiten und Kontinente geworden sein.
Zu danken war diese Teufelsfahrt in erster Linie Disco Volante. Den vor zwei Wochen beim Sprint in Axevalla vorneweg so kläglich eingegangenen Neunjährigen versuchte Trainer Stefan Melander mit einem rundum geschlossenen Zaum moralisch aufzubauen. Fast selbstverständlich ging Ulf Ohlsson die 1.640 Meter von der idealen Abflugrampe „4“ mit Volldampf an, und wie erwartet vermochte dem rasanten Antritt des Scarlet-Knight-Sprösslings der von der „3“ lossegelnde Tycoon nur 200 Meter lang halbwegs Paroli zu bieten.
Dann ließ ihn Flemming Jensen gewähren, dazwischen quetschte sich Harran Boko (5), und weiter sprudelte der wie aufgezogen wirkende Disco Volante seinen Part herunter. 1:07,1 für 500, 1:09,4 für 1.000 Meter - das war klarer Kurs auf die Saisonbestmarke, die Vitro Diablo am 3. März eben hier im Mölndal mit 1:10,9 aufgestellt hatte. Spur zwei beackerte nach hinten versetzt der im Einlauf ausfallende Hazard Boko vor Stoletheshow, Upstate Face, Holy Water und Pacific Face.
300 Meter vorm Ziel begann der Mumm des Disco-Tänzers zu schwinden. Per Nordström dirigierte Harran Boko nach außen, wo der Maharajah-Sohn wenig später schwer aus dem Rhythmus kam. Für den Tempomacher war’s nur ein kurzen Aufschub, denn nun hängte sich Tycoon Conway Hall schwer ins Gefecht, für den sich Jensen entschied, nicht über den Open Stretch, sondern außen herum anzugreifen, „was die meisten Pferde lieber mögen, weil sie es so gewohnt sind.“ Der Senior entwickelte ungeahnte Reserven und hielt den sich innen versuchenden Holy Water, der seinen dritten Gulddivisionen-Auftritt binnen drei Wochen hatte, Upstate Face und Stoletheshow mit enormem Biss auf Distanz.
Erst als Fünfter schlug Disco Volante an, für den wohl eine andere Taktik her muss, sollen zu seinen 5,7 Millionen Kronen Gage noch ein paar dicke Brocken hinzukommen.
„Das war ein ganz besonderer Sieg. Es lief perfekt zu unseren Gunsten“, konstatierte „Flying Flemming“, der schon so manch älterem Recken zu neuem Schwung verholfen hat. Als fairer Sportsmann brach der 60-jährige Aalborger, der sich auf der Ehrentafel dieses 1985 ins Leben gerufenen Rennens - an oberster Stelle stehen The Onion und Stig Johansson - schon mit Totti T.Dream (2011) und O’Grady (2013) eingetragen hat, einem seiner Gegner eine große Lanze. „Wir werden nie erfahren, ob wir uns auch Harran Boko gekrallt hätten. Er lag direkt neben mir, als der Fehler kam, und sah zu jenem Zeitpunkt noch sehr tatendurstig aus.“
Algot Scotts Minne -Gulddivisionen - (int.)
1640m Autostart, 329.000 SEK
1. Tycoon Conway Hall 10,0 Flemming Jensen 243
12j.dklbr. Hengst von Conway Hall a.d. Golden Sunday von Supergill
Be: Morten Staal Jensen, DK; Zü: Jürgen Hanke, DE/DK; Tr: Flemming Jensen
2. Holy Water 10,1 Ken Ecce 394
3. Upstate Face 10,1 Adrian Kolgjini 60
4. Stoletheshow 10,2 Björn Goop 25
5. Disco Volante 10,2 Ulf Ohlsson 37
6. Niky Flax 10,4 Johan Untersteiner 860
7. Pacific Face 10,4 Giuseppe Lubrano 650
8. Betting Rebel 11,5 Carl Johann Jepson 799
9. Harran Boko 11,6g Per Nordström 74
10. Flash Håleryd 12,0 Christoffer Eriksson 1143
Hazard Boko dis.r. Per Lennartsson 102
Sieg: 243; Richter: Kampf ½ - ½ - Hals - Hals - 1 - ½ Länge; 11 liefen
Zw-Zeiten: 07,1/500m - 09,4/1000m - 11,8/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Harry Boy in Top-Form
Dank eines Jackpots von rund 19 Millionen kletterte der V75-Umsatz, der Motor der schwedischen Wettindustrie, auf fast 112 Millionen Kronen. Die erste Ehrenrunde blieb in der als Henning Kraffts Minne gelaufenen Sto-Eliten der auch schon neunjährigen Vincennes-Heimkehrerin Dear Friend vorbehalten, mit der Johan Untersteiner vorneweg bombensicher zuschlug und nach 1:12,3/1640m bei 18:10 nur wenige Systeme aussortierte.
„Es dürfte das vorletzte Abenteuer auf der Rennbahn für das Pferd mit der größten Grundschnelligkeit gewesen sein, das ich je gefahren habe - und ich habe einige in Händen gehabt. Im vorigen Jahr haben wir das Seinäjoki Ajo gewonnen, und es sind nur noch vier Wochen bis zum ersten finnischen Klassiker. Warum nicht? Danach geht sie auf jeden Fall in die Zucht“, verriet Untersteiner junior nach der 23. Ehrenrunde der 5.223.175 Kronen reichen Orlando-Vici-Tochter.
Mit 36:10 das Doppelte gab’s beim leichten Sieg aus der Todeslage von Borups Tornado, mit dem sich Ulf Ohlsson die Lorbeeren der Klass I einverleibte. Die bunte Mischung aus zwei klaren, zwei Co-Favoriten und drei „Unerwarteten“ rüttelte die V75-Wettgemeinde kräftig durch. 21 Systeme, davon eines, das viermal traf, blieben übrig, die für die harte samstägliche Arbeit je fast zwei Millionen Kronen abschleppen durften. Schwer in Form war mal wieder das elektronische Wettsystem Harry Boy, das allein sieben „Vinnar“ ausspuckte, und dies für kleines Geld: Das teuerste Ticket kostete gerade mal 539 Kronen, die beiden billigsten waren für 140 und 196 SEK zu haben.
V75-1 (Elit-Sto): Dear Friend / Johan Untersteiner 18
V75-2 (Klass I): Borups Tornado / Ulf Ohlsson 36
V75-3 (Guld): Tycoon Conway Hall / Flemming Jensen 243
V75-4 (Diam-Sto): Listas Tinge Ling / Simon Helm 113
V75-5 (Brons): Amalencius B.B. / Örjan Kihlström 17
V75-6 (Diam-Sto): Cala Mayor de B. / Per Lennartsson 308
V75-7 (Silver): Unico Broline / Erik Adielsson 52
Umsatz V75: 111.968.013 SEK
1. Rang: 24,17 Systeme à 1.987.140 SEK
2. Rang: 3.298 SEK
3. Rang: 131 SEK
Umsatz Top-7 (Brons): 1.715.408 SEK