Kopenhagen-Charlottenlund, Sonntag, 29. August 2021. Zwölfter Start, zwölfter Sieg, Toto 12:10 - selten in der Geschichte des seit 1898 ausgetragenen, wie im Vorjahr 1,2 Millionen Kronen (ca. 160.000 Euro) wertvollen Dansk Trav-Derby war der Triumphator im ältesten Blauen Band des Nordens so sonnenklar und verdient wie jener des Festival of Speed, der Kopenhagens x-fachem Bahnchampion Steen Juul im zarten Alter von 71 Jahren den zehnten Eintrag auf der Ehrentafel bescherte.

Es ist zugleich ein Vermächtnis des verstorbenen Jürgen Hanke, der seine Nachzucht teils in Deutschland, teils wie Festival of Speed in Dänemark hat registrieren lassen. So ist beispielsweise Stallion Cantab Hall de im deutschen Gestütbuch eingetragen und hat hierzulande, nachdem er in den ersten Jahren seiner Laufbahn Kronen in Schweden und Dänemark gescheffelt hat, seine Laufbahn beendet.

Die schwedische „Mama“ Sugar, eine Tochter der fünfmaligen Elitloppet-Finalistin Nealy Lobell, wiederum hat Out of the Slums gezeugt, der sich gerade derzeit als Sieger des Shootingstar-Cups (2016 mit Michael Nimczyk) wie der Internationalen Derby-Meisterschaft der Amateure (2017 mit Thomas Maaßen) in Berlin-Mariendorf mal wieder in Erinnerung bringt.

Die Startphase (Foto: danskhv.dk)

So lang die Vorrede, so simpel ging Steen Juul mit dem Ultra-Favoriten, der seinen Qualifier am 13. August mit sechs Längen Vorsprung vor Ferrari Bork gewonnen hatte, zu Werke. Selbst an der „5“ loslegend, kam nur der mit Urgewalt von der „7“ losdonnernde Fetlock Joint rasanter in die Hufe. „Julemanden“ nahm diese harsche Herausforderung nicht an, ließ den Noras-Bean-Sohn gewähren und hatte richtig gemutmaßt. Ken Ecce zeigte nicht die geringste Lust, den Favoriten zu reizen, als der nach 600 Metern angestiefelt kam, und trat ihm das Kommando beinahe untertänig an.

Innen folgten Frodo Cash, der im vorletzten Bogen springende Figaro Sölvtop, Felix und Ferrari Bork. Fürs äußere Programm war Freeze vor First Blood, Forever Shadow, Fönix Vang zuständig, während Fantastic Design nach der Galoppade kurz nach Fall der Flagge die rote Laterne trug. Angriffe auf den Piloten blieben ebenso aus wie jedwede Positionskämpfe. Aus der Hand verschärfte Juul 600 Meter vorm Ziel die Pace und nahm damit einigen hinteren Chargen bereits die Luft gründlich aus den Segeln.

(Foto: danskhv.dk)

Im Schlussbogen hatte auch sein unmittelbarer Verfolger Fetlock Joint genug, den Frodo Cash und Felix umschifften. Thomas Uhrberg ließ Juuls zweite Waffe Frodo Cash sogar noch für 100 Meter im Rücken des Trainingskameraden tief Luft holen - und prallte doch mit seiner Attacke sehr sicher an Festival of Speed ab, der 1½ Längen voraus seine weiße Weste behielt. Nach dem Triumph im Jydsk 4-årings Grand Prix nun jener im Blauen Band - nach den beiden wichtigsten Dreijährigen-Prüfungen unter dem Danebrog stehen nun 1.304.312 DKR auf dem Konto des Dunkelbraunen, davon 1.269.312 aus dieser Saison.

875:10-Longshot Felix blieb fünf Längen zurück tatsächlich glücklicher Dritter vor dem von Peter Untersteiner trainierten Forever Shadow und Fantastic Design, der wohl ohne seinen anfänglichen Lapsus die beiden Juul-Trainees ein bisschen gründlicher hätte ärgern können.

Im Vorjahr hatte Stehaufmännchen Juul nach dem Erfolg mit Extreme sinniert, dies könne seine letzte Derby-Fahrt gewesen sein. Davon war diesmal nichts zu hören: „Es war sehr, sehr schön - und noch schöner wär’s gewesen, hätte Jürgen Hanke, mit dem ich viele Jahre zusammengearbeitet habe, das noch erleben dürfen. Vor dem Rennen denkst Du nicht daran, ob‘s nun der zehnte Derby-Sieg wird (womit er Rekordsieger im dänischen Derby ist/Anm.d.Rd.), mit dem Du Geschichte schreibst. Ich blende all so was aus und konzentriere mich nur darauf, es so gut wie möglich zu machen."

"So richtig gut hat Festival of Speed zu Beginn nicht auf meine Signale reagiert, denn vorbeilassen wollte ich Ken Ecce nicht unbedingt. Aber danach war er hellwach. Im Schlussbogen hab ich schon gemerkt, dass Frodo Cash der einzige war, der uns die Tour noch hätte vermasseln können, doch mein Pferd hat sich willig gesteckt.“ Für Juul hat sich ein Kreis geschlossen: Vor 38 Jahren hat er mit einem anderen „F“-Pferd, nämlich For Ever Vixi, sein erstes Derby gewonnen.

Extrem gute Laune dürfte im Hause Juul noch aus einem anderen Grund geherrscht haben: Hauptbesitzerin Kirsten Nielsen ist Juuls Lebensgefährtin, während Erling und René Clausen, Anders Nielsen, Kim Kabling und Lars Hansen „nur ein paar Schweifhaare“ besitzen, nämlich jeweils zehn Prozent.

Dansk Trav Derby - Finale - (Gruppe I nat., Vierjährige)

3000m Autostart, 1.200.000 DKR

1.      Festival of Speed*        13,9     Steen Juul                          12

         4j.dklbr. Hengst von Cantab Hall de a.d. Sugar von Pine Chip

         Be: Kirsten Nielsen & Mitbes.; Zü: Jürgen Hanke, DE/DK; Tr: Steen Juul

2.      Frodo Cash*                  14,0     Thomas Uhrberg            164

3.      Felix                                14,3     Rene Jonassen               875

4.      Forever Shadow*         14,4     Stefan Persson                  74

5.      Fantastic Design*         14,5g  Nicklas Korfitsen             354

6.      Ferrari Bork                    14,6     Morten Friis                    1185

7.      Fetlock Joint                  14,7     Ken Ecce                          380

8.      Flamboro Downs          15,1     Anders Pedersen            971

9.      Fönix Vang                    15,4g  Victor Rosleff                   650

         First Blood                      dis.r.    Birger Jörgensen            182

         Freeze                            dis.r.    Jeppe Juel                       387

         Figaro Sölvtop               dis.r.    Rene Kjær                        667

*Vorlaufsieger am 13. August über 2.500 Meter

Sieg: 12; Richter: leicht 1½ - 4½ - 1 - 1½ - 2 - ½ - 5 Längen; 12 liefen

Zw-Zeiten: 14,7/1000m - 11,2/letzte 500m

Wert: 573.000 - 286.500 - 137.000 - 68.500 - 45.500 - 34.500 - 17.500 - 17.500 DKR

(Foto: danskhv.dk)

Schon zuvor hatte der Altmeister in seinem Lundener Wohnzimmer für Furore gesorgt und bewiesen, dass Alter nicht vor rassigen Siegen schützt: Sein vorjähriger Derby-Sieger Extreme schmetterte im Rex the Great Löb stramm vorneweg mit 1:09,7 für die geforderten 1.600 Meter die schnellste jemals auf einer dänischen Bahn erzielte Zeit hin und ließ einen europaweit bewährten Recken wie den mit Jorma Kontio liierten Elitloppet-Sieger Cokstile (1:10,3) um sage und schreibe fünf Längen abblitzen.

100.000 DKR strich der Chocolatier-Sohn dafür ein - macht nach 16 Treffern aus 34 Versuchen 1.809.301 DKR auf dem Sparbuch. „Endlich bekommt er vor dieser fantastischen, großen Kulisse den Applaus, der ihm im Vorjahr beim Derby-Sieg vor wegen der Corona-Pandemie leeren Rängen verwehrt geblieben ist. Er ist ein Top-Athlet, der Spaß an seinem Job hat. Heute hatte er von allen ernsthaften Konkurrenten mit der ‚2‘ die beste Ausgangslage“, rückte Juul bei der Ehrung bescheiden wie eh und je seinen vierbeinigen Partner in den Vordergrund.

V75-1 (Stayer):        Even Steven / Flemming Jensen            26

V75-2 (Derby-Tr.):   Fossa / Flemming Jensen                        23

V75-3 (Sprint):         Extreme / Steen Juul                                  25

V75-4 (3jähr.):         Get a Wish / Bo Westergaard                 142

V75-5 (-):                   Rossi Garline / Flemming Jensen           35

V75-6 (Derby):         Festival of Speed / Steen Juul                 12

V75-7 (-):                   Enjoy Banker / Bo Westergaard               74

Umsatz V75: 15.770.366 SEK

1. Rang: 2.252 Systeme à 1.820 SEK

2. Rang: 31 SEK

3. Rang: Jackpot 4.100.295 SEK

Umsatz Top-7 (-): 411.300 SEK