Enghien, Samstag, 31. Juli 2021. Vor einem Jahr hatte Go On Boy, Romain Derieux‘ Nachfolger für Elitloppet-Sieger Dijon, bei dieser Veranstaltung den Prix de Milan an seine Fahne geheftet. Nun kreuzte er als Benjamin des Achterfeldes, als 262.120-Euro-Leichtgewicht in Startreihe zwei verbannt, im Prix de Washington mit den Erwachsenen die Klingen, von denen drei die Millionengrenze hinter sich gelassen hatten.
Eigentlich hatte der Password-Sohn keine Chance - und nutzte sie, mit Tarnkappe unterwegs, zur Verblüffung von Laien wie Fachleuten zum zwölften, zugleich wertvollsten Sieg.
Der Beginn aus zweiter Reihe entpuppte sich im Lauf der englischen Meile als so übel nicht, denn damit wurde Derieux eine defensive Strategie aufgedrückt, mit der er bestens fuhr. Ohne Digne et Droit, der sich gleich am Start im Galopp empfahl, schnappte sich der Vorjahrszweite Violetto Jet sofort den Taktstock und gab ihn mit Erreichen der ersten Biege an den wiederum mit Nicolas Bazire liierten Davidson du Pont her.
Es lief wie am Schnürchen für die Bazires, denn natürlich ließ der Junior den Herrn Papa vorbei, als der mit Dorgos de Guez zu Beginn der Überseite darum bat. Mit diesem vorhersehbaren Schachzug wehte dem Matthieu Abrivard anvertrauten Vivid Wise As der äußere Fahrtwind um die braune Nase. Einen halbherzigen Versuch seines Chauffeurs, in die vielleicht gerade so ausreichende Lücke hinter Dorgos de Guez einzuparken, vereitelte im letzten Moment Davidson du Pont, so dass der Italiener draußen bleiben musste und für Go On Boy und Fric du Chêne den Windbrecher spielte.
Eingangs der Zielgeraden war Dorgos de Guez rasch gestellt und unterstrich als letztlich schwer pumpender Sechster, die Eindrücke der letzten Wochen, die Top-Form längst nicht mehr in den Hufen zu haben. Schien Vivid Wise As neuerlich über die Kurzstrecke auf einer ebenen Piste nicht zu ballern zu sein - über die Meile von Cagnes-sur-Mer hatte sich er sich im Lauf der letzten beiden Jahre bei vier Auftritten als unbezwingbar entpuppt und richtig Geld gescheffelt -, so stellte ihn diesmal Go On Boy, der auf den finalen 50 Metern wuchtig näher rückte, rund zwei Längen Rückstand aufholte und in einen Mini-Vorteil ummünzte, wie ein Blick aufs Zielfoto bestätigte.
Ebenso knapp ging’s 3½ Längen hinter diesen beiden Kampfhähnen um „Bronze“ zwischen Violetto Jet und dem eine Idee zu spät hinter Dorgos de Guez wegkommenden Davidson du Pont zu - diesmal mit dem minimal besseren Ende für „Italien“. Viel Platz nach vorn und hinten hatte Fric du Chêne als Fünfter.
„Wir wussten schon lange, dass Go On Boy ein richtig Guter ist. Die letzten Male lief’s sehr unglücklich für ihn, doch diesmal kann ich nicht klagen. Die Lage hinter Vivid Wise As war Gold wert, und aus der Deckung hat er gekämpft, ohne zu wackeln. Er reift allmählich zum Spitzenpferd, und ich denke, wir können fürs Critérium des 5 Ans am 4. September Ambitionen auf eine vordere Platzierung hegen“, kommentierte der 37-jährige Romain Derieux seinen 810. Sieg.
Prix de Washington (Gruppe II int., Vier- bis Zehnjährige)
1609m Autostart, 100.000 Euro
1. Go On Boy 09,6 Romain Derieux 98
5j.br. Hengst von Password a.d. Balginette von Hasting
Be: Caroline Logier; Zü: Jean-Pierre Mary; Tr: Romain Derieux
2. Vivid Wise As 09,6 Matthieu Abrivard 18
3. Violetto Jet 10,0 Franck Nivard 58
4. Davidson du Pont 10,0 Nicolas Bazire 54
5. Fric du Chêne 10,3 Eric Raffin 460
6. Dorgos de Guez 10,6 Jean-Michel Bazire 69
7. Dreammoko 10,8 David Thomain 870
Digne et Droit dis.r. Gabriele Gelormini 790
Sieg: 98; Richter: Kampf k.Kopf - 3½ - k.Kopf - 2½ - 2½ - 1½ Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 12,5/1150m - 11,0/1650m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-31/7502/6
Großes Kino mit Hooker Berry
Ein bisschen verhoben hatte sich Paul Hagoort, der den für europäische Vierjährige ausgeschriebenen Prix de Milan 2018 mit Broadwell in seinen Stall geholt hatte, mit seinen beiden Startern Kuyt F Boko und Wild West Diamant gegen fast alles, was Frankreich in diesem Jahrgang an Klasse-Trabern zu bieten hat.
Während Kuyt aus Reihe zwei beginnen musste und in dem Zwölferfeld durchweg im Schlusstrio zu finden war, traf es Deutschlands Derby-Sieger 2020 wesentlich besser. Mit der „6“ nur suboptimal weggekommen, gelang es Robin Bakker, den Muscle-Hill-Sohn im zweiten Paar außen an Alexandre Abrivards bewährte Hanna des Molles zu koppeln und im dicht gepackten Feld dort bis eingangs der Zielgeraden zu bleiben. Dann ging Wild West Diamant die Luft aus und mit dem letzten Schritt auch die kleinste Prämie an den durchweg innen engagierten Hede Darling flöten.
Beim dritten Auftritt nach sechsmonatiger Auszeit sah es lange danach aus, als solle sich Helgafell nach den unglücklich vermasselten letzten beiden Aufgaben mit dem zehnten Sieg schadlos halten. Von Eric Raffin nach 600 Metern vor dem im Einlauf springenden Hermès Pat in Front gescheucht, hatte er jedoch dem von Jean-Michel Bazire hinter Wild West Diamant versteckten Hooker Berry nichts entgegenzusetzen, als der Fuchs zum „final showdown“ antrat.
Überlegen vier Längen voraus machte sich der im Frühjahr von Bazire zu Franck Leblanc gewechselte Booster-Winner-Sohn zum fünften halbklassischen Erfolg seiner 24 Starts umfassenden Karriere aus dem Staub, mit dem er bei 448.000 Euro der finanzielle Spitzenreiter seiner Generation bleibt und auf der Ehrentafel Nachfolger Go On Boys wurde.
Helgafell seinerseits hatte mächtig zu knabbern, um den aufmüpfigen Trainingskameraden Hohneck, Harvest de Bulière, die spät gebrachte Héliade du Goutier und Hanna des Molles in Schach zu halten.
„Hooker Berry ist ein bezauberndes Pferd. Ich danke Franck, der mit ihm einen tollen Job macht, dass ich ihn weiterhin fahren darf“, kommentierte Bazire ein wenig nonchalant - schließlich kennt er den Fuchs mit dem großen Stern aus der mehrjährigen Trainingsarbeit aufs I-Tüpfelchen.
Prix de Milan (Gruppe III int., Vierjährige)
2150m Autostart, 80.000 Euro
1. Hooker Berry 12,8 Jean-Michel Bazire 35
4j. Fuchshengst von Booster Winner a.d. Osaka Berry von Caballio in Blue
Be / Zü: Michel Aladenise; Tr: Franck Leblanc
2. Helgafell 13,2 Eric Raffin 23
3. Hohneck 13,2 Franck Nivard 78
4. Harvest de Bulière 13,2 Mathieu Mottier 170
5. Héliade du Goutier 13,3 Gabriele Gelormini 120
6. Hanna des Molles 13,3 Alexandre Abrivard 240
7. Hede Darling 13,4 David Thomain 150
8. Wild West Diamant 13,4 Robin Bakker 480
9. Kuyt F Boko 13,7 Matthieu Abrivard 470
10. Hussard du Landret 13,8 Benoît Robin 810
11. Happy Pacha 14,1 Jérémy Koubiche 1180
Hermès Pat dis.r. Christophe Martens 230
Sieg: 35; Richter: überlegen 4 - ¾ - Hals - Hals - ¾ - ½ Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 14,2/1150m - 14,7/1650m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-31/7502/5