Vincennes, Samstag, 16. April 2022. Der Osterhase bescherte den „turfistes“ auf dem Plateau de Gravelle im Bois de Vincennes einen Monsterrenntag unter anderem mit vier halbklassischen Prüfungen, in denen es für die einheimischen Traber bzw. ihre Besitzer durchweg über die Amérique- bzw. Cornulier-Distanz von 2.700 Metern um mit je 120.000 Euro üppig gefüllte Eier ging.
Frohe Ostern für die Mottiers
Los ging’s mit dem Prix Hémine, einem Monté für 2019 geborene Stuten, bei dem zu Beginn der Zielgeraden glasklar wurde, warum Trainer Alexis Grimault der bei sechs Auftritten unterm Sattel lediglich einmal bezwungenen, mit Abstand reichsten Junon du Léard im Vorfeld keinen grünen Smiley verpasst hatte.
Die praktisch vom Fleck weg vor der ausgangs der letzten Kurve aus dem Takt geratenden Jipsy du Noyer führende Monté-Primadonna ihres Crops wurde nämlich von Joyeuse in atemberaubender Manier mit Haut und Haaren verspeist. Mit der First-de-Retz-Tochter hatte Champion Mathieu Mottier seinen Beobachterposten an vierter Stelle des Gänsemarschs aufgegeben, als es ans Bergsteigen ging, und robbte sich peu à peu an die ein konstant strammes 1:15-Tempo vorlegende Junon du Léard heran.
Das Finale war furios: Als träte der Rest auf der Stelle, brauste das letztlich zur Favoritin gekürte Familienpferd - Züchterin und Besitzerin ist Mathieus Mutter Danielle - mit Riesenschritten auf und davon, knöpfte Junon du Léard beim zweiten Auftritt unterm Sattel sage und schreibe acht Längen ab und feierte ihren ersten Gruppe-Treffer, mit dem ihr Konto auf 100.650 Euro sprang. In ihrem Windschatten hielt Java de Faël mit, so weit die Puste reichte; das war immerhin zu Platz drei, wobei es Mitte der Zielgeraden für Momente so aussah, als könne auch sie Junon du Léard in Schwierigkeiten bringen.
Prix Hémine - Monté - (Gruppe II nat., 3jähr. Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Joyeuse 15,5 Mathieu Mottier 21
3j.br. Stute von First de Retz a.d. Tilda von Osiris de Corbery
Be / Zü: Danielle Mottier; Tr: Mathieu Mottier
2. Junon du Léard 16,2 Paul-Philippe-Ploquin 22
3. Java de Faël 16,4 David Thomain 170
4. Just For Life 16,7 Alexis Collette 610
5. Judy Blue Eyes 16,9 Adrien Lamy 520
Janina Valou dis.r. Florian Desmigneux 700
Joséfine de Bailly dis.r. Guillaume Martin 430
Jipsy du Noyer dis.r. Alexandre Abrivard 72
Sieg: 21; Richter: überlegen 8 - 3½ - 4½ - 2½ Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 15,5/1200m - 15,9/1700m - 15,7/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 (- 2.400 - 1.200) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-04-16/7500/2
Jubel auch bei den Desmarres’
Ein weiterer Gruppe-Programmpunkt war mit dem Prix Gai Brillant den dreijährigen gerittenen Hengsten vorbehalten, bei denen die Gunst der Wetter sich letztlich knapp dem zweifachen Monté-Gruppe-Sieger Jaspers Turgot zuneigte. Wohl auch, weil der bisher ausschließlich in dieser Disziplin aktive Jolly Roger nach zwei furiosen Treffern ausgerechnet ums größere Geld zweimal am Sünderturm gelandet war.
Diesmal lief‘s genau anders herum: Jaspers Turgot fiel, am Ende des bereits um Jackpot du Chocquel und Juby de Bailly dezimierten Pulks liegend, nach 600 Metern aus, während Jolly Roger die Mätzchen im Stall gelassen hatte und den Rest vor Jubilé Prior, Jorgos de Guez und den außen engagierten Jasper des Prés, Jaguar Wit und Jab de Mye kontrollierte. Als der Jaguar im Schlussbogen die Krallen einzog und nach hinten entschwand, schien dem Erfolg für Trainer Tomas Malmqvist und die Ecurie Hunter Valley gar nichts mehr im Weg zu stehen.
Einzig Jubilé Prior vermochte dem Drôle-de-Jet-Nachkömmling bei der finalen Verschärfung auf ein lebhaftes Allegro am Hacken zu bleiben. Mehr noch: Völlig unerwartet holte der Prince-de-Montfort-Sohn unter Aurélien Desmarres‘ zarten Hilfen noch Unerhörtes aus der Schublade und servierte Jolly Roger kurz und trocken um fünf Längen ab. Es war beim 13. (!) Versuch der zweite Schuss ins Schwarze für den erst zum zweiten Mal gesattelten Fuchs, der den Desmarres‘ nach Caban Prior (26. Januar 2020) den zweiten Sieg der Gruppe II bescherte - Sylvain als Vorbereiter, Aurélien als Vollstrecker.
Kleine Kuriosität am Rande: Mit dem nahezu unbekannten Osiris de Corbery hat Jubilé Prior mütterlicherseits den gleichen Großvater wie Joyeuse.
Prix Gai Brillant - Monté - (Gruppe II nat., 3jähr. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Jubilé Prior 15,1 Aurélien Desmarres 148
3j. Fuchshengst von Prince de Montfort a.d. Dotation Prior von Osiris de Corbery
Be / Zü / Tr: Sylvain Desmarres
2. Jolly Roger 15,4 Adrien Lamy 38
3. Jorgos de Guez 15,6 Jean-Yann Ricart 140
4. Jab de Mye 16,1 Anthony Barrier 370
5. Jelyson 16,1 Yoann Lebourgeois 440
6. Jocdor 16,3 Jean-Loïc Claude Dersoir 1290
7. Jaguar Wit 16,4 Alexandre Abrivard 36
Jasper des Prés dis.r. Guillaume Martin 340
Juby de Bailly dis.r. Mathieu Mottier 600
Jackpot du Chocquel dis.r. Paul-Philippe Ploquin 130
Jaspers Turgot dis.r. David Thomain 30
Sieg: 148; Richter: überlegen 5 - 2 - 6 - Kopf - 3 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 14,9/1200m - 14,9/1700m - 14,8/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-04-16/7500/8
Nur fliegen ist schöner…
Den Spurt des sonnenüberfluteten Nachmittags gab’s im Prix Henri Levesque für die 2017 geborenen Stuten zu bewundern, in dem es lange danach aussah, als solle Hanna des Molles ihrer Favoritenrolle gerecht werden. Die Siegerin des Critérium des 3 Ans, die das Vincenner Winter-Meeting nach nur einem Versuch am 12. November komplett hatte sausen lassen müssen, schien nach einem Aufbaustart am 26. März, bei dem sie ihr Trainer Laurent-Claude Abrivard rundum beschlagen gegen gestandene Recken wie Ampia Mede SM und Cleangame nur hatte mitlaufen lassen, reif für den achten Treffer, zumal nun wieder Trainersohn Alexandre im Boot war.
Der war mit der Village-Mystic-Tochter umgehend im Vordertreffen zu finden, überließ nach 800 Metern Cousin Matthieu Abrivard mit Haida Sautonne die Rolle des äußeren Anführers und wartete vor Huwaga geduldig auf seine Chance. Anders Gabriele Gelormini, der sich mit Héliade du Goutier sofort den Taktstock vor Help Me Win, Haziella d’Amour, Hallix sowie Happy and Lucky krallte und einen munteren Strich vorlegte.
Als Haida Sautonne 500 Meter vorm Ziel den Rückwärtsgang einzulegen begann, verstand Alexandre Abrivard dies als erstes zartes Signal zur Attacke. Rasch flitzte Hanna zu Héliade du Goutier vor, die sich so leicht aber nicht unterkriegen lassen wollte. Hin und her wogte das Gefecht zwischen diesen Beiden, von denen sich der Guarato-Schützling letztlich um eine Länge behauptete.
Während sich alles auf dieses Duos konzentrierte, kam plötzlich Happy Valley aus dem Nirgendwo auf Touren. Wie so oft hatte Jean-Philippe Dubois sein Eigengewächs nach behäbigem Beginn unsichtbar in der Nachhut versteckt. Auch als sie sich an den Zug hängte, der bergauf in dritter Spur recht mühsam vorankam, wirkte die Royal-Dream-Tochter alles andere als siegverdächtig. Das änderte sich schlagartig auf den finalen 200 Metern, als sie förmlich - und der Chronist erinnert sich vage, wie eigentlich immer - Flügel bekam.
Wie ein Falke auf Beutefang schoss sie in unnachahmlicher Manier heran und vorbei, markierte beim 18. Auftritt ihren elften Volltreffer leicht mit 1½ Längen Vorsprung, sprang auf 206.350 Euro und ist in dieser Verfassung eine höchst ernstzunehmende Option fürs Critérium des 5 Ans im September - wenn dann ebenso viel Schwung in der Party ist wie heute. Die finalen 200 Meter wurden vom Tracking-System für sie in 1:04,8 gestoppt.
Ihren Sog nutzte Halicia Bella, um nicht ganz so spektakulär auf Rang vier zu sprinten.
Prix Henri Levesque (Gruppe II nat., 5jähr. Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Happy Valley 12,8 Jean-Philippe Dubois 47
5j. Fuchsstute von Royal Dream a.d. Mysterious Valley von Goetmals Wood
Be: Ecurie Victoria Dreams (Jean-Philippe Dubois); Zü: Jean-Philippe Dubois; Tr: Philippe Moulin
2. Héliade du Goutier 12,9 Gabriele Gelormini 140
3. Hanna des Molles 12,9 Alexandre Abrivard 25
4. Halicia Bella 13,0 Antoine Wiels 130
5. Help Me Win 13,1 Yoann Lebourgeois 260
6. Huwaga 13,2 Jean-Michel Bazire 52
7. Hirondelle du Rib 13,3 Jean-Loïc Claude Dersoir 760
8. Hallix 13,3 Eric Raffin 440
9. Haida Sautonne 13,4 Matthieu Abrivard 100
10. Haziella d‘Amour 14,1 Léo Abrivard 310
11. Happy and Lucky 14,6 Adrien Lamy 930
12. Héra de Banville 15,8 Thomas Levesque 1090
13. Happy Star Dry 18,1 Alexis Collette 1410
Hollywood Night dis.r. David Armellini 820
Hytte du Terroir dis.r. Florian Desmigneux 1650
Sieg: 47; Richter: leicht 1½ - 1 - 1½ - 1 - 1 - 1½ Längen; 15 liefen
Zw-Zeiten: 14,7/1200m - 13,6/1700m - 13,4/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-04-16/7500/3
Hooker Berry mit dem Geburtstagsständchen
Dass nicht alles Gold ist, was im trabrennsportlichen Schlaraffenland Europas glänzt, bekamen die „turfistes“ im Prix Robert Auvray für die fünfjährigen Hengste unter die Nase gerieben. Vier Versuche brauchte es, bis das kleine Siebener-Feld endlich korrekt auf die Reise geschickt werden konnte.
Wie erwartet rauschte der ganz außen mit enormem Elan losdüsende Hatchet Man vor Trainingskamerad Helgafell in Front, doch hatte Philippe Allaire heute offensichtlich verwachst. Unvermittelt kam das „Hackebeilchen“ in der Senke aus dem Takt und landete nach einem zweiten Patzer ausgangs der Schlusskurve am Turm, wo ihn kurz darauf sein Boxennachbar besuchte. Jean-Michel Bazire verpasste Hooker Berry das geliebte verdeckte Rennen - zunächst im Nacken von Helgafell, dann, als der bergauf von Héros de Fleur abgelöst wurde, hinter dem sich außen präsentierenden Haribo du Loisir.
Als auch der am Gipfel aus dem Takt kam und der Fuchs mit dem großen Keilstern plötzlich ohne Deckung dastand, ging „JMB“ zwangsläufig in die Offensive. Noch vor Erreichen der langen Schlusskurve hatte er den Booster-Winner-Sohn vorn, ließ aufreizend lässig Have a Dream und den nochmals angreifenden Haribo du Loisir aufmarschieren und gab erst auf den letzten 200 Metern Vollgas.
Das reichte zum neunten Erfolg des „Kleinen“, der unverdrossen mit den Granden seiner Generation die Klingen gekreuzt hat und zum siebten Mal auf Gruppe-Ebene die rote Nase in Front steckte. Dies und viele exquisite Platzierungen, mal unter der Regie von Bazire, mal - wie heute - unter jener Franck Leblancs, haben ihn bzw. seinen Besitzer und Züchter Michel Aladenise 775.320 Euro reich gemacht.
Für den Maître war’s das versöhnliche Ende eines sicherlich nicht ganz nach Wunsch verlaufenen Dienst-Tages: Nach vier geldwerten Platzierungen mit Victor Ferm (3.), Tjacko Zaz, Belker (jeweils 4.) und Huwaga (6.) reichte es doch noch zum Geburtstagssieg: Zum 51. Wiegenfest durfte sich der Mann, der den französischen Trabrennsport der letzten zwei Jahrzehnte geprägt hat wie kein Zweiter, nach den offiziellen Zahlen von Le Trot zum 6.520. Mal als Sieger in Sattel (472) und Sulky (6.048) von seiner immensen Anhängerschar feiern lassen.
Prix Robert Auvray (Gruppe II nat., 5jähr. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Hooker Berry 12,3 Jean-Michel Bazire 17
5j. Fuchshengst von Booster Winner a.d. Osaka Berry von Caballio in Blue
Be / Zü: Michel Aladenise; Tr: Franck Leblanc
2. Have a Dream 12,4 Matthieu Abrivard 86
3. Hip Hop Haufor 12,6 Christian Bigeon 46
4. Héros de Fleur 13,0 Alexis Prat 750
5. Haribo du Loisir 13,0g Léo Abrivard 330
Helgafell dis.r. Franck Nivard 78
Hatchet Man dis.r. David Thomain 83
Sieg: 17; Richter: leicht 2 - 1½ - 5 - Kopf; 7 liefen
Zw-Zeiten: 13,5/1200m - 12,5/1700m - 12,4/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 (- 2.400 - 1.200) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-04-16/7500/6
Pflichtaufgabe im Schongang gelöst
Gab es an diesem Nachmittag eine Unverlierbare, so war dies im Prix du Tréport für sechs- bis zehnjährige Europäer, die keine 545.000 Euro verdient hatten, Fabrice Souloys Schmuckstück Ampia Mede SM. Der Italienerin, die unter den Fittichen des Chefs vom Haras de Ginaï vom unscheinbaren Mittelmaß zur stolzen Rose erblüht ist, die bei ihren 17 französischen Engagements schon mit ganz anderer Ware die Klingen gekreuzt und neben zwölf Treffern Platz vier im Prix de Paris belegt hatte, verpasste ihr Standardfahrer Franck Nivard ein Traumrennen hinter dem die zweite Spur bewirtschaftenden For You Madrik.
Die Führung wechselte Ende der Tribünengeraden von Victor Ferm zu Décoloration, die dank eines knackigen Zwischenspurts noch vor Erreichen der letzten Kurve von Ampia Mede SM Besuch bekam. So sehr sich die Stute aus dem Lot Jean-Michel Baudouins wehrte - es schlug, obwohl nur mit „Hals“-Vorteil, eher sicher denn nach Kampf „13“ für Ampia Mede SM, die sich in 1:12,9 kein Bein ausriss und auf 573.496 Euro kletterte.
Gut dabei blieben Victor Ferm, der mit seiner in dritter Spur angesetzten Attacke auf die beiden Ladys abprallte, und For You Madrik. Krass enttäuschte Mister F Daag. Deutschlands im Ausland vielfach erprobter und gestählter Derby-Sieger von 2018, rundum ohne Eisen aufgeboten und daher mit einigen Ambitionen angereist, trudelte durchweg am Ende des überschaubaren Pulks herum, hatte auch zum Schluss keinen Pfeffer parat und ließ als Achter lediglich Crescendis hinter sich.
Prix du Tréport (int., Sechs- bis Zehnjähr., keine 545.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Ampia Mede SM 12,9 Franck Nivard 11
6j.br. Stute von Ganymède a.d. Polimpia Slide SM von Yankee Slide
Be: Scud. Se.Fin, IT; Zü: Scud. del Baronetto Srl, IT; Tr: Fabrice Souloy
2. Décoloration 12,9 Gabriele Gelormini 150
3. Victor Ferm 13,0 Jean-Michel Bazire 140
4. For You Madrik 13,1 Anthony Barrier 220
5. Calle Crown 13,1 David Thomain 150
6. Valzer di Poggio 13,1 Nicolas Bazire 300
7. Dexter Chatho 13,5 Charles-Julien Bigeon 510
8. Mister F Daag 13,6 Robin Bakker 300
9. Crescendis 13,7 Jean-François Senet 670
Sieg: 11; Richter: sicher Hals - 1 - ½ - ¾ - Hals - 5 - 1 - 1 Länge; 9 liefen
Zw-Zeiten: 15,7/1200m - 14,9/1700m - 13,7/2200m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-04-16/7500/4