(nn) Vincennes, Sonntag, 5. Dezember 2021. Die Clôture, die Entscheidungsschlacht des seit dem 10. März über 14 Etappen kreuz und quer durch Frankreich tourenden Grand National du Trot für die einheimischen fünf- bis zehnjährigen Traber, war im Verbund mit den Finals der Trabreiter, Amateure sowie der Drei- bis Fünfjährigen der erste ganz große Hingucker des seit fünf Wochen laufenden Winter-Meetings.
Mit dabei auf dem mindestens 2.850 Meter weiten Weg war auch Cleangame, der von Vielen zu Recht als bester aktiver Wallach apostrophierte Schützling Jean-Michel Bazires, der wie schon 2019 mit 50 Meter Zulage gestraft war.
Nach fast einem Jahr verletzungsbedingter Auszeit hatte der 50-jährige den Braunen wieder prächtig in Schwung gebracht, nach einem Aufbaustart mit Romain Congard auf der Etappe von Saint-Malo fünf hochkarätige Gruppe-Siege in Folge gebunkert und die Grand Prix von Nord (Amiens) bis Südwest (Beaumont-de-Lomagne) an seine reich geschmückte Fahne geheftet.
Ausgerechnet bei der Generalprobe auf der vorletzten Etappe in Nantes patzte der früher so unsichere Wallach im Kampf um den Sieg, und nicht wenige Auguren sahen darin erste Anzeichen, dass es bei ihm nicht mehr ganz so zwingend wie gewohnt laufen könnte.
Ihnen allen bewies Bazire, für den dieses Meeting bisher längst nicht so fulminant gelaufen ist wie jene der vorangegangenen Winter, dass bei Cleangame noch lange nicht aller Tage Abend ist. Als Solist bei 2.900 Metern eindrehend, hatte der Neunjährige allen Platz der Welt, begann zügig, hatte bald Kontakt zum Mammutfeld - und in Co-Favorit Goût Baroque sogar einen Hintermann. Das Speed-Monster, an der Grundmarke verlockend günstig postiert, streute kurz nach dem „Ab“ eine Galoppade ein, die seine Chancen fast schon begrub.
In Front hatte es Deganawidah, für den es nur zwei Punkte hinter Crack Money ums gelbe Trikot des Gesamtsiegers ging, vor Bazires zweiter Waffe Firello, Doux Parfum, dem nach dem Ausfall in Le Mans wieder Franck Nivard anvertrauten Eddy du Vivier, Bad Julry und Copsi überhaupt nicht eilig. Und weil in zweiter Spur Gabriele Gelormini auf einen Windbrecher für Express Jet erpicht war, machte sich der „Maître“ zeitig, doch nicht übermäßig rasant in dritter Spur daran, seine Position zu verbessern und hatte dafür Goût Baroque und Eclat Gloire im Schlepptau.
Erst bergauf drückte er energischer auf die Tube und übernahm die Führung der zweiten Gefechtslinie, womit Goût Baroque die Lokomotive verlorenging, was ihm den Rest gab: Eingangs der Schlusskurve stieg Abrivard mit dem einzigen Fünfjährigen im Feld aus. Da hatte Cleangame längst schon Deganawidah am Wickel, machte richtig ernst und bog mit Trainingsgefährte Firello im Schlepptau vier, fünf Längen vor dem großen Haufen auf die Zielgerade.
Solch einen im schlanken Gang herausgelaufenen Vorteil lässt sich ein halbwegs auf der Höhe seines Könnens befindlicher Crack wie Cleangame nicht mehr abjagen, der zum 42. Mal als Erster anschlug, sein Konto auf 1.785.670 Euro ausbaute und nun eine Künstlerpause einlegen darf. Die nächste Betätigungsmöglichkeit für ihn als Wallach mit solch exorbitanter Gewinnsumme gibt’s erst wieder im Prix de Brest am 22. Januar, wo er erneut 50 Meter Zulage aufzuarbeiten hätte.
Vier Längen hinter Firello machte die offiziell von Nicolas Bazire vorbereitete Freyja du Pont, die der Junior im Mittelfeld versteckt hatte, mit tollem Speed die totale Okkupation des Stockerls durch das Bazire-Team perfekt. Für die weiteren Prämien musste die Zielfotografie zu Rate gezogen werden, denn innen Doux Parfum, in der Mitte Eclat de Gloire und ganz außen Fric du Chêne trennten nur ein paar Zentimeter.
Einmal mehr erwies sich die Schlussetappe als „JMBs“ Privat-Veranstaltung, der als Fahrer wie Trainer die achte Clôture-Schleife einheimste: 2002 und 2003 war er mit Général du Lupin „nur“ Verwandler für Jean-Paul Marmion, zeichnete dafür 2018 und 2019 bei den Siegen Blé du Gers‘ (mit Alexandre Abrivard) und Cleangames (mit Eric Raffin) als Übungsleiter und hatte mit den selbst trainierten Kazire de Guez (2004), Roi Vert (2012), Aubrion du Gers, Bel Avis, Elie de Beaufour und wiederum Cleangame 2016, 2017, 2020 und 2021 das beste Ende für sich.
Ganz sicher war sich der erfolgsverwöhnte 20-fache französische Fahrer-Champion vorab nicht: „Nach dem letzten Auftritt hatte ich einige Zweifel, aber die hat er heute brillant weggewischt. Er war bei der Sache wie in seinen besten Tagen, und ich hatte über den gesamten Weg ein erstklassiges Gefühl. Er war aufmerksam, topfit und lief mit gespitzten Ohren. Er ist unsere Kampfmaschine. Dieser Erfolg ist wunderbar. Solche Champions wie er oder Face Time Bourbon sind einfach magisch!“
40. Clôture du Grand National du Trot (Prix Maurice de Folleville; Gruppe II nat., Fünf- bis Zehnj., die an mindestens einer Etappe teilgenommen haben)
2850m Bänderstart, 25 Meter ab 385.000, 50 Meter ab 677.000 Euro; 130.000 Euro
1. Cleangame 2900 12,0 Jean-Michel Bazire 23
9j.br. Wallach von Ouragan de Celland a.d. Red Bell von Jag de Bellouet
Be: Jean-Michel Rancoule; Zü: Alain-Louis Beaumont; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Firello 2850 13,4 Eric Raffin 110
3. Freyja du Pont 2850 13,6 Nicolas Bazire 190
4. Doux Parfum 2850 13,7 David Békaert 420
5. Fric du Chêne 2875 13,1 François Lagadeuc 490
6. Eclat de Gloire 2875 13,1 Loris Garcia 120
7. Express Jet 2875 13,3 Gabriele Gelormini 160
8. Eddy du Vivier 2850 13,9 Franck Nivard 190
9. Blues d’Ourville 2875 13,3 Pierre Houel 1000
10. Crack Money 2875 13,4 Cédric Terry 490
11. Elvis du Vallon 2875 13,4 David Thomain 210
12. Copsi 2850 14,1 Björn Goop 430
13. Clarck Sotho 2875 13,5 Matthieu Abrivard 300
14. Blues des Landiers 2875 13,5 Benjamin Rochard 1110
15. Bad Julry 2850 14,3 Anthony Barrier 340
16. Deganawidah 2850 14,8 Yoann Lebourgeois 520
17. Goût Baroque 2850 31,2g Alexandre Abrivard 52
Sieg: 23; Richter: leicht 1½ - 4 - 1 - Kopf - k.Kopf - 2½ - Kopf - ½ Länge; 17 liefen (NS Eros du Chêne)
Zw-Zeiten: 15,3/1350m - 14,5/1850m - 12,6/2350m
Wert: 58.500 - 32.500 - 18.200 - 10.400 - 6.500 - 2.600 - 1.300 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-05/7500/4
Weil von den Top Five niemand nachhaltig punkten konnte - Fire Cracker war gar nicht erst als Starter angegeben worden -, änderte sich fürs Gesamtklassement wenig. Aus der Spitzengruppe kam Firello als Zweiter am weitesten und verbesserte sich auf Platz vier.
ENDSTAND nach 14 Etappen und Clôture - (Reims, Marseille-Borély, Lyon-La Soie, Maure-de-Bretagne, Le Croisé, Laval, Toulouse, Les Sables, St Malo, Pornichet, Argentan, La Capelle, Nantes, Le Mans, Vincennes):
Crack Money 76 (2 Siege)
Deganawidah 73
Bad Julry 61 (1 Sieg)
Firello 57
Fric du Chêne 43
Fire Cracker 42 (2 Siege)
Goût Baroque 40 (1 Sieg)
Cleangame 36 (1 Sieg)
Euro du Chêne 35 (1 Sieg)
Fly Speed 35 (1 Sieg)
Eddy du Vivier 31 (1 Sieg)
Elvis du Vallon 29
Décoloration 24 (1 Sieg)
Fakir Mérité 24 (1 Sieg)
Doux Parfum 23
Bugsy Malone 21 (1 Sieg)
Freyja du Pont 18
Be Cool d’Eb 17 (1 Sieg)
Eden Basque 15 (1 Sieg)
Ehrenpreis dem Besitzer des Gesamtsiegers (Maurice Maige)
Trotz der perfekt laufenden Schlussetappe reichte es diesmal für Jean-Michel Bazire in der Trainerwertung nicht für Rang eins: Zu Patrick Terry fehlte ihm ein Punkt. Platz drei ging an Stéphane Provoost, der die mit Abstand meisten Starter angespannt hat.
TRAINER
Patrick Terry 100
Jean-Michel Bazire 99
Stéphane Provoost 88
FAHRER
Eric Raffin 99
Franck Nivard 63
Cédric Terry 58
Wie der „große“ GNT führten die Finals der Le Trot Open des Régions für die drei-, vier- und fünfjährigen Franzosen über jeweils 2850 Meter (plus Zulagen). Den Anfang machte die 2017 geborene Generation „H“, die gleich für ein kleines Toto-Beben sorgte, weil sich David Békaert mit dem von der 2.875-Meter-Marke beginnenden 28:10-Favoriten Horchestro viel zu lange im Hintertreffen tummelte.
Als der Sam-Bourbon-Sohn, der zehn seiner 24 Starts gewonnen hatte, davon die letzten sechs am Stück, eingesetzt wurde, war der Fisch schon geputzt. Doch nicht der lange den Ton angebende Headscott behielt den Kopf vorn, sondern sprang kurz vorm rettenden Ufer unter dem enormen Druck Hélios des Arcs‘, mit dem Anthony Barrier das Match für den in Westfrankreich arbeitenden Vincent Gouin für 396:10 aus dem Feuer riss.
Als Békaert bei Horchestro endlich in die Tasten griff, bekam der Wallach förmlich Flügel und rauschte bis auf eine halbe Länge heran auf Platz zwei vor seinem Bandgefährten Hidalgo des Noés, der nur einen „Hals“ später anschlug.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-05/7500/3
Offensichtlich hatte Barrier Spaß daran, am 2. Advent unerwartete Nebelkerzen zu zünden, denn auch den Sieger des Fünfjährigen-Finales hatten bei 143:10 eher Wenige auf der Rechnung. Mit Ghost des Charrons geisterte er von Beginn an im Vordertreffen herum, hatte vorm Publikum kurzfristig die Führung inne, trat sie bald an Garlic Bread ab, der bei der Wachablösung durch Gaspar d’Angis 600 Meter vorm Ziel das Handtuch im Galopp warf.
Sah Ghost des Charrons ob eines Schwächemoments dort alles andere denn wie ein Sieger aus, so packte der Wallach plötzlich wieder an, und als sich auch Gaspar d’Angis in der falschen Gaangart empfahl, raufte sich der Up-the-Green-Sohn gegen Galago du Cadran, Gaylord Jayf und den spät gebrachten Guevara du Pont knapp nach Hause.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-05/7500/7
Izoard macht das Dutzend voll
Die „Eins mit Sternchen“ allerdings gebührte im Finale der Dreijährigen dem Tipp des Tages, der mit unerhörter Selbstverständlichkeit auch beim zwölften Auftritt ein unbezwingbarer Riese blieb. Die Rede ist von Izoard Védaquais, dem Philippe Allaire bisher bewusst Aufgaben der Kategorie I und II erspart und an dem sich am 11. Juni schon Deutschlands gefallener Derby-Favorit Usain Lobell den Kampfzahn ausgebissen hat.
So ganz einfach schien es für den Bird-Parker-Sohn jedoch nicht zu werden, denn Yoann Lebourgeois dachte gar nicht daran, vor dem Giganten zu kuschen und gab mit dem aus dem ersten Band loslegenden Imhotep Madrik kräftig Gas. Drei, vier Längen vor der Konkurrenz donnerte der Prodigious-Sohn daher, und bei konstant schneidigem Tempo im niedrigen 1:13er Bereich musste sich der 13:10-Favorit mit Eric Raffin den Weg außen rum selbst bahnen.
Probleme bereitete ihm das zu keiner Sekunde - im Gegenteil: Der manchmal etwas faule Rappe legte an der letzten Ecke noch eine Schippe drauf und siegte turmhoch überlegen vier Längen vor Inbreed, Ixora, I Still Loving You und Imhotep Madrik in erstklassigen 1:12,8 - als Dreijähriger über 2.875 Meter wohlgemerkt. 219.600 Euro stehen nach dem vierten Gruppe-III-Treffer in seinem Fahrtenbuch; das dürfte nur eine rasch ausradierte Durchgangsstation sein.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-05/7500/5