(nn) Vincennes, Samstag, 11. Dezember 2021. Interessantester Programmpunkt des Nachmittags war mit dem Prix Octave Douesnel der letzte Test für vierjährige einheimische Hengste im Hinblick auf einen Start im Critérium Continental, bei dem am 2. Weihnachtsfeiertag nebst 200.000 Euro eine Eintrittskarte für den Prix d’Amérique vergeben wird.
Zwei der zwölf Kandidaten legten diese Vorreifeprüfung, bei der sich das Blatt im Speed kolossal wendete, nur um Zentimeter getrennt mit Hurra ab und dürfen sich für den 26. Dezember berechtigte Hoffnungen machen.
Lange sah es allerdings gar nicht danach aus, als sollten Hohneck und Hooker Berry ernsthafter ins Geschehen um den Sieg eingreifen können, denn beide dümpelten ewig im Mittel- (Hooker Berry) bis Hintertreffen (Hohneck) herum. Umso munterer war der zweite Allaire-Schützling Helgafell, mit dem David Thomain sofort das Hasenpanier ergriff und sich vor Hautain, dem im Bogen von Joinville ausfallenden Hokkaido Jiel und Heartbreaker One an die Spitze setzte.
Der zweiten Garde wies der unterm Strich damit überforderte Horace du Goutier vor Hastronaute, Hadès de Vandel, Hooker Berry und Hohneck den Weg, während Hussard du Landret durch Spur drei geisterte und dort am Gipfel in Hadès de Vandel und dem endlich ein wenig aus der Deckung gelassenen Hohneck zwei Lokomotiven bekam. Aus der letzten Kurve setzte David Thomain alles auf eine Karte, machte Helgafell Beine und war auf drei, vier Längen weg, hatte damit jedoch die Kräfte des Charly-du-Noyer-Sohnes ein wenig zu früh verpulvert.
Als François Lagadeuc endlich in die Vollen ging, machte Hohneck in Windeseile Boden gut, legte den Trainingskameraden in fulminantem Stil zu den Akten und musste doch höllisch auf der Hut sein vor einem Hooker Berry, mit dem Jean-Michel Bazire etwas spät auf freie Bahn gefunden hatte. Der Fuchs mit dem großen Stern, vom Ausflug in den Premio Unione Europea zu Modena mit einem vierten Platz heimgekehrt, hätte um ein Haar oder vielleicht fünf Zentimeter die Partie zu seinen Gunsten hingebogen, wie das Zielfoto auswies.
Am seinem Fluchtversuch erliegenden Helgafell arbeitete sich auch Hussard du Landret vorbei, der seiner Form treu blieb: Vier Siege der Kategorie III stehen in seiner Vita, doch bei größeren Aufgaben hat‘s bislang nur zu ordentlichen Platzgeldern gereicht. Das läpperte sich zu 313.000 Euro für den bienenfleißigen Bird-Parker-Sohn, der sich zum 32. Mal präsentierte.
Ein bisschen weniger aktiv war Hohneck, der bei nunmehr 26 Versuchen zwölf Siege und 557.790 Euro eingerannt hat, nur zweimal nicht auf dem Treppchen gelandet ist und mit 1:12,6 Gu d’Hériprés Rennbestzeit aus dem Vorjahr um eine Zehntelsekunde drückte.
„Ausgangs der letzten Kurve war ich noch ziemlich weit entfernt von der vorderen Musik, aber mir des Spurtvermögens von Hohneck recht sicher. Angst hatte ich nur vor dem enorm speedigen Hooker Berry, doch als mein Pferd ihn kommen sah, zog es nochmal ein“, gestand Lagadeuc, der nach dieser blitzsauberen Vorstellung darauf hoffen darf, im „Continental” alles perfekt zu machen für den 30. Jänner.
Der 26. Dezember ist auch das nächste logische Ziel für Hooker Berry, „der mir gut gefallen und schon im Training perfekt funktioniert hat“, resümierte der gesperrte und nur für Gruppe-Aufgaben „freigegebene“ Jean-Michel Bazire, der sich gleich das nächste Fahrverbot einhandelte: Weil er auf der Suche nach freier Fahrt Hohneck ausgangs der letzten Kurve nach außen gedrückt hatte, muss der „Maître“ am 22. und 23. Dezember zuschauen.
Glück für den 50-jährigen, denn am 22. steht in Vincennes nichts Weltbewegendes an - wichtigste Prüfung ist ein Monté -, und tags darauf hat der selbsternannte Temple du Trot Pause und spielt das Traber-Orchester in Cagnes-sur-Mer und Meslay-du-Maine kleinere Partituren herunter.
Prix Octave Douesnel (Gruppe II int., vierj. Hengste)
2700 Meter Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Hohneck 12,6 François Lagadeuc 25
4j.schwbr. Hengst von Royal Dream a.d. Carança von Ready Cash
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Hooker Berry 12,6 Jean-Michel Bazire 81
3. Hussard du Landret 12,7 Benoît Robin 190
4. Helgafell 12,7 David Thomain 410
5. Hadès de Vandel 13,0 Robin Bakker 260
6. Horace du Goutier 13,2 Hugues Monthulé 97
7. Hastronaute 13,3 Matthieu Abrivard 42
8. Howdy Partner 13,4 Adrien Lamy 560
9. Harvest de Bulière 13,6 Eric Raffin 150
10. Hautain 14,0 François Lecanu 1100
11. Heartbreaker One 23,9 Pierre Vercruysse 1270
Hokkaido Jiel dis.r. Pierre-Yves Verva 86
Sieg: 25; Richter: Kampf k.Kopf - 2 - ½ - 4 - 2 - 1 Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 13,2/1200m - 13,2/1700m - 13,0/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-11/7500/7
Dänemark eins - drei
Jubeln durfte das kleine dänische Zuchtgebiet nach dem Prix Narquois für Fünfjährige, die noch keine 305.000 Euro verdient hatten, mit dem die Serie das Gruppe-Quartett begann. Nachfolger von Feydeau Seven wurde mit seinem bereits vierten und wertvollsten Frankreich-Treffer Eric the Eel. Dänemarks vorjähriger Derby-Vierter, seit 15 Monaten ausschließlich aus Tomas Malmqvists französischer Zweigstelle aktiv, verpasste dessen Standardfahrer Adrien Lamy einen perfekten, jedoch nicht ganz ungefährlichen Run im dritten Paar innen hinter dem knapp zum Favoriten erkorenen Giant Chief und Landsmann Empire, der auf den ersten 800 Metern die Kommandos gegeben hatte.
Als der neben ihm liegende Armour As zu Beginn der Schlusskurve nicht mehr mitkam, konnte sich der Muscle-Hill-Sohn bequem nach außen hinter „Todesspurer“ Grand Art und Gai Printemps schlängeln. Auf der Zielgeraden war der „Aal“ dann klar der Schnellste und ließ Giant Chief, der den hinter ihm liegenden, gleichfalls von Malmqvist trainierten Derby-Fünften Empire um einen „Hals“ abwimmelte, ganz locker um 1½ Längen links liegen.
Gai Printemps, der zu Beginn der Zielgeraden in dritter Spur brandgefährlich wirkte, zog dann doch nicht voll durch und landete auf Rang vier. Keine Rolle spielte Jean-Michel Bazires aus Aura SL, Armour As und Gloria du Gers gebildete Armada, aus der sich Gloria du Gers als Fünfte mit ordentlichem Endspurt aus hinteren Gefilden noch am besten hielt.
„Ein Super-Typ“, schwärmte Lamy über Eric, „aber wir hatten auch einen ausgesprochenen günstigen Parcours. Wenn er den bekommt, dann ist er wie gesehen am Ende bärenstark, auch wenn er sich inder letzten Kurve etwas schwer getan hat. Er hat enormes Potential.“
Prix Narquois (Gruppe III int., Fünfjähr., keine 305.000 Euro)
2700 Meter Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Eric the Eel 12,6 Adrien Lamy 49
5j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Laurel America von Varenne
Be: Panamera Racing & Egebro Racing, DK; Zü: Panamera Racing, DK; Tr: Tomas Malmqvist
2. Giant Chief 12,7 François Lagadeuc 35
3. Empire 12,7 Eric Raffin 49
4. Gai Printemps 12,8 David Thomain 110
5. Gloria du Gers 12,9 Nicolas Bazire 500
6. Gina Mearas 12,9 Matthieu Abrivard 200
7. Grand Art 13,0 Gabriele Gelormini 62
8. Aura SL 13,0 Jean-Michel Bazire 200
9. Girolamo 13,1 Franck Ouvrie 800
10. Gabiano 13,2 Christophe Martens 1340
11. Armour As 23,2 Alexandre Abrivard 660
Al Capone Stecca dis.r. Franck Nivard 110
Sieg: 49; Richter: leicht 1½ - Hals - 1½ - ¾ - Hals - 2 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 13,5/1200m - 13,4/1700m - 13,2/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-11/7500/5
Der Mann in Weiß für lohnende Odds
Nicht besser wurde es für die Gastgeber im Prix Albert Rayon für dreijährige Stuten, die keine 100.000 Euro auf der hohen Kante hatten. In der mit dem Auto gestarteten 70.000-Euro-Aufgabe übernahmen die feurigen Italienerinnen den Part der Dänen, doch waren es in der für Analysten vorab extrem schwer zu lesenden Prüfung weder die im Hintertreffen stecken bleibende Riordan-Trainee Chatty Kronos, eine Vollschwester Aetos Kronos‘, noch die im vierten Paar außen untergekommene Calypso di Poggio, die im dort noch dicht gepackten Feld für den Schlussbogen Spur drei eröffnete, die die Lorbeeren für „Bella Italia“ holten.
Die Todesspur, in die sie der diesmal ins Weiß der „Casaque société“ gekleidete Alessandro Gocciadoro nach 700 Metern dirigiert hatte, hielt für Cash Bank Bigi nicht den kleinsten Schrecken bereit. Das „Hopp-oder-top“-Pferd - ihre letzten 16 Starts hatte sie je achtmal am Sünderturm und im Winner Circle beendet -, mit vier roten Karten am Stück in Vincennes eingefallen, kannte keinen falschen Schritt, rang der sofort in Front gedüsten Isla Bonita aus dem Hause Allaire 150 Meter vorm Pfosten den alles entscheidenden Fauxpas ab und war von der an zweiter Stelle lauernden Inmarosa nicht mehr zu kippen.
Viel leichter, als der Vorsprung von einer halben Länge im Rennbericht hergibt, brachte die The-Bank-Tochter bei der Frankreich-Premiere ihren insgesamt elften Treffer unter Dach und Fach, der ihr den höchsten Scheck „ever“ und den wagemutigen Wettern bei 217:10 üppigen Lohn bescherte. Die bei 49:10 (!) zur Favoritin gekürte Calypso di Poggio wurde für Platz drei von Gocciadoros zweiter Signorina Chloe Bar abserviert, nur Sechste wurde Illusive Artist, mit der Jean-Philippe Dubois ewig die rote Laterne getragen hatte. Impériale du Noyer, der Einheimischen vermeintlich schärfstes Geschoss, war hinterm Startwagen explodiert.
„Sie hat ja schon am Elitloppet-Tag in Solvalla bei den dreijährigen Stuten dominiert und hätte ohne Startgalopp auch die Oaks des Derby Italiano gewonnen. Sie hat viel Potential, in Vincennes bis Ende Januar zwei passende Aufgaben und wird in Grosbois bleiben, wo aktuell zehn Schützlinge von mir stationiert sind“, verriet Gocciadoro.
Prix Albert Rayon (Gruppe III int., dreij. Stuten, keine 100.000 Euro)
2100 Meter Autostart, 70.000 Euro
1. Cash Bank Bigi 12,8 Alessandro Gocciadoro 217
3j.br. Stute von The Bank a.d. Settenote Club von Broadway Hall
Be: Rossano Biselli, IT; Zü: Bi.Gi Farm Srl Laura Tartaglione, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Inmarosa 12,8 Léo Abrivard 81
3. Chloe Bar 12,9 Edoardo Loccisano 290
4. Calypso di Poggio 13,1 Gabriele Gelormini 49
5. Infante de Toues 13,2 Gabriel Angel Pou Pou 200
6. Illusive Artist 13,3 Jean-Philippe Dubois 65
7. Collier 13,3 Mario Minopoli jr 500
8. Iseult Flower 13,3 Anthony Muidebled 470
9. Impression Géma 13,4 Tony Le Beller 100
10. Chatty Kronos 13,5 Franck Nivard 55
Isla Bonita dis.r. David Thomain 230
Impériale du Noyer dis.r. Alexandre Abrivard 60
Intuition dis.r. Adrien Lamy 620
One Princess dis.r. Christophe Martens 360
Sieg: 217; Richter: sicher ½ - 1¼ - 1¼ - 1½ - 1 - Kopf; 14 liefen (NS I Want You, Chance EK)
Zw-Zeiten: 10,6/600m - 13,2/1100m - 13,8/1600m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-11/7500/6
Auch der zweite Monté-Anzug passt
Wie zu erwarten nur von acht Franzosentrabern bestückt wurde das international konzipierte Monté des Prix Urgent, in dem die Dreijährigen über anspruchsvolle 2.700 Meter ran mussten - und mit einer Ausnahme kein Ruhmesblatt ablieferten. Die hieß Inshore, und auch bei dem Hengst aus dem Erfolgsquartier des Laurent-Claude Abrivard hing der am Ende turmhoch überlegene fünfte Karriere-Treffer und zweite in diesem Gewerbe am seidenen Faden.
Am Start genehmigte sich der Real-de-Lou-Sprössling, der außer Einsern nur noch vier Tadel (sprich rote Karten) im Klassenbuch stehen hatte, einen kurzen Aussetzer, der ihn ans Ende des überschaubaren Pulks verbannte. Dem gab Ibérik de Mongochy vor Ilma Corda, India de Banville, Sattel-Debütantin Italienne, Isildur Paulois und Idéal d’Avenir den gleichmäßig gesteigerten Takt vor, was Inshore nicht davon abhielt, sich in zweiter Spur Schritt für Schritt voranzupirschen.
600 Meter vorm Ziel schien er am Ende der Kräfte, so dass sich Ilma Corda und Italienne besser in Szene setzen konnten. Inshore legte jedoch nur eine künstlerische Kurzpause ein, packte mit Beginn der Zielgeraden energisch an und überrannte den noch immer führenden Ibérik de Mongochy, als träte der auf der Stelle. Der wurde bei der Passage vom Fahrtwind förmlich aus dem Takt geweht und verschenkte den vermeintlich sicheren Ehrenplatz im Galopp.
Weil die immer staksiger trabende Italienne von den Stewards noch während des Rennens ausgemustert wurde, holte sich Isildur Paulois endlos zurück Platz zwei vor den in etwa gleichen Abständen eintrudelenden restlichen Bewerbern. Da war Inshore fast schon beim Duschen, der auf seine „ärmlichen“ 40.050 Euro 36.000 draufpackte und nun Kurs auf den klassischen Prix de Vincennes am 26. Dezember nimmt.
„Er ist noch ein großes Baby, bei dem man vom ersten bis zum letzten Schritt aufpassen muss. Letztlich hatte der anfängliche Patzer auch sein Gutes, denn so hatte er bis eingangs der Zielgeraden Pferde um sich herum. Was dann geschah, war schlichtweg monströs“, bescheinigte ihm Alexandre Abrivard.
Prix Urgent - Monté - (Gruppe III int., Dreijähr., keine 125.000 Euro)
2700 Meter Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Inshore 15,5g Alexandre Abrivard 17
3j.br. Hengst von Real de Lou a.d. Beauté Winner von Késaco Phédo
Be / Zü / Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Isildur Paulois 16,2 Jean-Yann Ricart 260
3. Idéal d‘Avenir 16,3 Camille Levesque 180
4. India de Banville 16,4 Matthieu Abrivard 470
5. Ilma Corda 16,5 Adrien Lamy 190
Incahuasi dis.r. Eric Raffin 55
Ibérik de Mongochy dis.r. François Lagadeuc 72
Italienne dis.r. Anthony Barrier 94
Sieg: 17; Richter: überlegen 9 - 1½ - 1½ - 1 Länge; 8 liefen
Zw-Zeiten: 17,5/1200m - 16,2/1700m - 15,7/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 (- 1.600 - 800) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-11/7500/8