East Rutherford / New Jersey, Samstag, 20. November 2021. Der letzter Monster-Zahltag des nordamerikanischen Geschirrsports wurde an dessen erster Adresse ausgetragen: Acht der 14 Prüfungen von The Meadowlands am Tag des „Fall Final Four“ waren sechsstellig dotiert, insgesamt kehrte das Meilenoval im Nordwesten des Big Apple 2.840.600 US-Dollar aus
Bei wenig gemütlichen 6 Grad Celsius ein warmer vorweihnachtlicher Regen für die Besitzer, die gerade erst bei den Jährlingsauktionen in Lexington (Anfang Oktober) und Harrisburg (Anfang November) Rekordsummen in die Zukunft investiert hatten. Zweimal „vier herbstliche Finals“ riefen bei den Zweijährigen und Älteren beiderlei Gangart und Geschlecht nochmals alles, was Rang, Namen und nach einer langen Saison Kraft genug hatte, auf den Plan.
Üppige Beute fast im Wochentakt
Vor drei Wochen hatte Fast as the Wind als Breeder’s-Crown-Zweiter den ersten sechsstelligen Scheck seines Lebens kassiert, am 13. November mit dem Kampf-Erfolg im Kindergarten-Finale gleich den nächsten gebunkert, und weil aller guten Dinge drei sind, folgte der üppigste im Valley Victory Trot, mit dem die Serie der hochdotierten Matches eröffnet wurde, auf dem Fuß. Ein fürwahr goldener Herbst für den Cantab-Hall-Sohn, der nun mit 566.007 Dollar in die Winterruhe entlassen wird.
Doch nicht er, sondern Coach K Hanover begann wie der Wind und enterte spielerisch die Kommandobrücke für die 413.600-Dollar-Aufgabe, die er kurz vor der Halbmeilen-Marke an den von dritter Stelle heranfliegenden Slay abtrat. Beim Versuch, wieder in Spur zwei zu gelangen, geriet der Walner-Sprössling augenscheinlich an Slays rechtes Sulkyrad und streute eine Galoppade ein, die ihn rund vier Längen und die gute Lage kostete.
Von Åke Svanstedt rasch auspariert, machte er als Dritter weiter, doch in die exzellente Schattenlage hinter dem Tempomacher war Fast as the Wind gerutscht - und nutzte sie ideal. Sicher war sich Dexter Dunn nicht, was die Kapazitäten seines Schützlings nach den arbeitsreichen Wochen betraf, und blieb innen, als Coach K Hanover durch den Schlussbogen mit Pretender und Threepointbluechip im Gepäck angestiefelt kam.
Stur baute der „Kiwi“ darauf, dass sich irgendwo schon noch ein Schlupfloch auftun würde - und hätte sich fast verzockt. Erst auf den letzen Drücker wich Slay so nach außen, dass sich Fast as the Wind innen vorbei zum fünften Treffer aus bereits 15 Versuchen quetschen konnte vor Pechvogel Coach K Hanover, der wenigstens den von Muscle Hill gezeugten Pretender für „Silber“ um Haupteslänge niederhielt.
„In Lexington war er nicht voll auf der Höhe, kränkelte ein bisschen“, verriet Trainer Tony Alagna, der sich ob dieses Statements fragen lassen muss, warum er den Youngster dann überhaupt dort sechsmal angespannt hatte, „kaum hatten wir Kentucky verlassen, hat er sich mit jedem Tag erholt. Seit er zurück in Meadowlands ist, präsentiert er sich schlichtweg phänomenal.“ Zu haben war der Braune vor einem Jahr in Lexington für 95.000 Dollar…
Valley Victory Trot- Final - (zweij. Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 413.600 USD
1. Fast as the Wind 10,5 Dexter Dunn 17
2j.dklbr. Hengst von Cantab Hall a.d. Wind Stroll von Muscle Mass
Be: Leblanc and Kribbs, Sbrocco, Schmucker & Frank; Zü: Tony Holmes & Walter Zent; Tr: Tony Alagna
2. Coach K Hanover 10,5g Åke Svanstedt 45
3. Pretender 10,5 Yannick Gingras 114
4. Threepointbluechip 10,7 James Macdonald 72
5. Slay 10,9 Andrew McCarthy 55
6. Torrone 11,7 David Miller 840
Sieg: 17; Richter: Kampf ½ - k.Kopf - 1½ - 1 - 7 Längen; 6 liefen
Wert: 206.800 - 103.400 - 49.632 - 33.088 - 20.680 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=VtoGKHwpgsQ
Breeder’s-Crown-Championesse wird zur Goldmaid
Deutlich mehr Nachfrage als bei den 2019 geborenen Jungs gab’s beim schwachen Geschlecht, das zu Elft an die 479.450 im Goldsmith Maid Trot verteilten Dollar wollte und in dem es fürs Stockerl ziemlich streng nach Totalisator zuging. Breeder’s-Crown-Championesse Joviality vor der im Kronen-Vorlauf an einem bei ihr völlig unüblichen Fehler gescheiterten Venerable und Kindergarten-Siegerin Misswalner Fashion lautete der richtige Tipp der Dreierwette.
Dieses Trio sowie Valentina Blu und Palermo Hanover waren über die gesamte Meile auf den vorderen fünf Positionen zu finden, von denen Valentina Blu mit einem mörderischen Sprint von der „10“ das Zepter im ersten Bogen vor Joviality (4) und Palermo Hanover (2) endgültig an sich riss. Lange warten musste sie auf die bei zehn Versuchen noch nie reell bezwungene Venerable (7) nicht, die Dave Miller gar nicht erst in die Innenspur lancierte.
Nach 600 Metern übernahm die Favoritin das Sagen, womit Misswalner Fashion ohne Deckung durch Spur zwei musste. Das behagte ihrem Mastermind Tim Tetrick nicht sonderlich, der mit der anderen Walner-Tochter noch vor Erreichen der Schlusskurve das Tempo bestimmte. Diese Zwischenspurts spielten Joviality prächtig in die Karten, mit der Brian Sears an nunmehr dritter Stelle gelassen bis 300 Meter vorm Ziel wartete.
Einmal nach außen gezogen, überrannte die in Schweden registrierte und für die Courant AB von Anders Ström laufende Chapter-Seven-Tochter ihre beiden Lokomotiven fast spielerisch leicht zum neunten Sieg aus zwölf Versuchen, mit dem sie nun 895.341 USD reich ist. Platz zwei reichte Venerable, um als zweiter Traber des Jahres 2021 mehr als eine Million Dollar anzuhäufeln: Genau 1.039.966 USD stehen auf ihrer Habenseite - ob das auch reicht für die Wahl zur zweijährigen Traberin des Jahres?
„Joviality war mit dem ersten Tag in meiner Obhut eine ganz besondere Lady“, kommentierte Marcus Melander, „toll, wie gesund, munter und willig sie am Ende ihrer ersten, ziemlich ausgiebigen Saison ist. Das lässt fürs kommende Jahr einiges erwarten. Mein Dank gilt Brian, der viele meiner Pferde fährt und sie nie auseinandernimmt. Das zahlt sich auf Dauer aus.“
Goldsmith Maid Trot - Final - (zweij. Stuten)
1609m Autostart, 479.450 USD
1. Joviality 09,7 Brian Sears 35
2j.br. Stute von Chapter Seven a.d. Pasithea Face von Muscle Hill
Be: Courant AB, SE (Anders Ström); Zü: Am Bloodstock Inc, SE / US; Tr: Marcus Melander
2. Venerable 09,9 David Miller 18
3. Misswalner Fashion 10,1 Tim Tetrick 42
4. Valentina Blu 10,1 Andrew McCarthy 898
5. Palermo Hanover 10,4 Dexter Dunn 385
6. La Vie en Blanc 10,5 Mark Macdonald 332
7. Did You See Lindy 10,9 Yannick Gingras 518
8. Magnolia Volo 11,2 Todd McCarthy 1316
9. Mimi Ocean Hanover 11,7g Tyler Buter 378
10. HL Revina 12,3 Montrell Teague 1091
11. Jiggy Jog 15,3g Åke Svanstedt 1673
Sieg: 35; Richter: leicht 1 - 2 - ½ - 1¼ - 1¾ - 2¾ - 3¼ Längen; 11 liefen
Wert: 239.725 - 119.862 - 57.534 - 38.356 - 23.972 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=xR8YGlSqIgA
Forbidden Trade nach hartem Kampf
Nachfolger der großen Manchego auf der Ehrenliste des 350.000 Dollar wertvollen TVG Open wurde Forbidden Trade, der beim fünften Saison- und 21. Karriere-Treffer zum dritten Mal in diesem Jahr einen sechsstelligen Scheck in Empfang nahm - und das nach einem nervenaufreibenden Finish, in dem letztlich zwei „Köpfe“ für ihn und gegen Chin Chin Hall sowie Back of the Neck entschieden.
Wackelkantonist Beads zeigte mal wieder sein Schlechtwetter-Gesicht und meldete sich, kaum dass er in der Mitte der Bahn die Nase vorn hatte, mit einem ausgiebigen Fehler ab. Blendend kam hingegen Gangster Hanover in die Hufe, doch zeigte Åke Svanstedt keinerlei Interesse, die Führung zu behaupten, als Amigo Volo nach einer Viertelmeile machtvoll darum bat.
Chin Chin Hall, Ready for Moni, Forbidden Trade, Sermon und Back of the Neck komplettierten den Gänsemarsch, den Ready for Moni eingangs des „final turn“ aufbrach und in Forbidden Trade und Sermon sofort zwei Anhängsel bekam. Brachte Amigo Volo das schmale Feld noch auf die Zielgerade, so streckte der zweifache Breeder’s-Crown-Sieger wie praktisch in der gesamten missratenen 2021er Saison gründlich die Waffen.
Gangster Hanover kam innen nicht durch, Ready for Moni stieß außen an Grenzen - da schien der an diesem Trio im ICE-Tempo vorbeidüsende Forbidden Trade leichtes Spiel zu haben. Es wurde doch noch eine haarige Angelegenheit „mit Knautschen“ für den 2019er Hambo-Sieger, hinter dem sich Daniel Dube mächtig ins Zeug legen musste, denn Chin Chin Hall und Back in the Neck rückten ihm höchst bedrohlich auf den dunkelbraunen Pelz. Auch Sermon war gut im Geschäft; seine Galoppade zehn Meter vorm Pfosten blieb folgenlos, denn der Rest war drei Längen später im Ziel, so dass er Platz vier behalten durfte.
TVG Open - Final / Trot - (int., frei für Alle)
1609m Autostart, 350.000 USD
1. Forbidden Trade 09,6 Daniel Dube 55
5j.br. Hengst von Kadabra a.d. Pure Ivory von Striking Sahbra
Be: Determination Stable (Serge Godin), Montreal, QC; Zü: Steve Stewart, KY; Tr: Luc Blais
2. Chin Chin Hall 09,6 Todd McCarthy 149
3. Back of the Neck 09,6 Scott Zeron 29
4. Sermon 09,7g Kasper Foget 529
5. Gangster Hanover 10,1 Åke Svanstedt 159
6. Ready for Moni 10,1 Andrew McCarthy 89
7. Amigo Volo 10,1 Dexter Dunn 31
8. Beads 13,8g Yannick Gingras 88
Sieg: 55; Richter: Kampf Kopf - Kopf - ¾ - 3¼ - ¼ - Kopf; 8 liefen
Wert: 175.000 - 87.500 - 42.000 - 28.000 - 17.500 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=VwZsoh0ow3o
Wieder nicht Atlanta
Atlanta ist mit rund 3,1 Millionen Dollar an Einkommen nach Manchegos Rücktritt die gewinnreichste aktive Traber-Lady, doch zwei Titel fehlen nach wie vor in ihrer Sammlung aus 31 Siegen. Vor drei Wochen scheiterte die 2018er Hambo-Siegerin zum vierten Mal beim Griff nach einer Breeder’s Crown und nun im TVG Mares für ältere Traber-Damen zum dritten Mal an einer Besseren.
In beiden Disziplinen kann sie - schwacher Trost - 2022 erneut versuchen, diesen klitzekleinen Makel zu tilgen: Schon vorab hatte Trainer Ron Burke nach Rücksprache mit dem Besitzer-Trio verkündet, er sehe keinen Grund, Atlanta in die Mutterschaft zu entlassen: „Sie ist kernig drauf wie eh und je“, wovon sechs Siege und 398.949 Dollar Jahresgage vor diesem TVG-Zug beredtes Zeugnis ablegten.
Mit einem Sieg hätte sie When Dovescry als Spitzenverdienerin dieser Saison bei den älteren Stuten ablösen können, doch genau die Oaks-Siegerin von 2019 vermasselte ihr die Tour und baute Platz eins mit dem achten Erfolg aus 18 Versuchen und 510.514 Dollar gar noch aus. Knackpunkt gegen Atlanta war Startplatz „1“, denn eine blitzschnelle Beginnerin war die Chapter-Seven-Tochter noch nie.
So kam es, wie es fast zwangsläufig kommen musste und sie hinter Felicity Shagwell, die von der „7“ wie gewohnt pfeilschnell in Front stürmte, Hypnotic Am, Next Level Stuff und When Dovescry lediglich als innere Fünfte unter. Ihre große Gegenspielerin bzw. deren Chauffeur Dave Miller hatte aus der Breeder’s Crown, bei der die gebürtige Schwedin völlig ungestört ihre bummeligen Kreise hatte ziehen und am Schluss abfahren dürfen, seine Lehren gezogen.
Die Muscle-Hill-Tochter sah nur kurz die Innenkante, machte sich früh auf den Vormarsch, übernahm vor der Halbmeilen-Marke die Regie und war damit gegen Atlanta, die eingangs der Schlusskurve an ihre Flanke rückte, in der Vorhand. Den Vorteil ließ sie sich in einem zähen Gefecht unter Millers marginalen Hilfen nicht nehmen und feierte den 20. Sieg, der das Konto des einstigen 205.000-Dollar-Jährlings (Lexington 2017) auf 1,7 Millionen Dollar hob.
Mit feinem Sprint aus hinteren Regionen holte sich in der Massenankunft, bei der die Achte von der Siegerin nur 3½ Längen trennte, die dreijährige Bella Bellini beim ersten Examen gegen ältere Damen Platz drei und bleibt mit Jahreseinkünften von 1.111.500 US-Dollar gewinnreichster Traber Nordamerikas.
„Über Platz drei in der Breeder’s Crown war ich enttäuscht - nicht von der Stute, sondern von mir“, gestand Miller freimütig; „ich hab das Rennen falsch gelesen und Felicity Shagwell viel zu lange in Ruhe gelassen. Heute wollte ich’s von vorn versuchen. Sie konnte nach der Kommandoübernahme kurz durchschnaufen und hatte deshalb genügend Reserven, um Atlanta zu kontern und gar nicht erst auf Augenhöhe zu lassen. Mein Dank gilt Brett Pelling und seinem Team, die sie über die gesamte Saison prächtig in Schuss gehalten haben. Brett sagte mir, sie fühle sich super - das war der entscheidende Kick für meine Taktik.“
TVG Mares - Final / Trot - (int., Stuten ab dreijährig)
1609m Autostart, 175.000 USD
1. When Dovescry 09,5 David Miller 27
5j.dklbr. Stute von Muscle Hill a.d. Cedar Dove von Andover Hall
Be: John Lengacher; Zü: William Weaver III; Tr: Brett Pelling
2. Atlanta 09,6 Yannick Gingras 19
3. Bella Bellini 09,6 Dexter Dunn 88
4. Hypnotic Am 09,7 Brian Sears 444
5. Sorella 09,7 Todd McCarthy 958
6. Felicity Shagwell 09,7 Åke Svanstedt 98
7. Next Level Stuff 09,9 Tim Tetrick 622
8. Ramona Hill 09,9 Andrew McCarthy 185
9. Ab’sattitudexpress 10,4 Lucas Wallin 1336
Sieg: 27; Richter: sicher 1 - ¼ - ½ - k.Kopf - ½ - ¾ - ½ - 4 Längen; 9 liefen
Wert: 87.500 - 43.750 - 21.000 - 14.000 - 8.750 USD