Paris, Dienstag, 25. Januar 2022. Die Bombe oder besser die Schreckensnachricht platzte um die Mittagszeit per Twitter und Facebook über die Traber-Fans herein. Einen Tag vor dem ersten Streichungstermin hat Trainer Sébastien Guarato einen Start von trotz der Niederlage im Prix de Bourgogne gegen Etonnant „jedermanns“ Favorit Face Time Bourbon im Prix d’Amérique kategorisch ausgeschlossen.
In einem Telefon-Interview mit dem Rennsportsender Equidia schloss er sogar ein Karriere-Ende nicht aus: „Zu 90 Prozent ist seine Laufbahn als Rennpferd beendet. Er wird in diesem Winter definitiv nicht mehr starten, sondern in Ruhe auf die Decksaison vorbereitet. Danach werden wir weitersehen, aber sonderlich groß ist meine Hoffnung nicht, dass wir den Ready-Cash-Sohn noch mal auf der Piste wiedersehen.“
Ähnlich äußerte sich einige Stunden später Haupt-Besitzer Antonio Somma am Telefon gegenüber Equidia-Kommentator Pierre-Emmanuel Goetz.
Der bei 43 Auftritten lediglich achtmal bezwungene siebenjährige Hengst, mit 3.392.880 Euro der gewinnreichste aktive Traber weltweit, hat massive Probleme mit dem Strahlbein am linken Vorderhuf, wie Guarato mitteilte: „Face Time Bourbon hatte eine Strahlbein-Veränderung offensichtlich von Geburt an. Sie kommt jetzt massiv zum Vorschein und macht einen Start unmöglich“, erklärte der 49-jährige.
Frankreichs Traber-Kaiser Ourasi bleibt damit der Letzte, der den Prix d’Amérique dreimal in Folge - von 1986 bis 1988 - gewinnen und sich 1990 gar noch ein viertes Mal mit den prestigeträchtigsten Lorbeeren des Trabrennsports schmücken konnte.
Als Eric Raffin, sein derzeitiger Standardfahrer, davon erfuhr, konnte er seine Erschütterung nicht verbergen: „Das ist ein riesiger Schlag ins Gesicht. Er ist das beste Pferd, das ich je gefahren habe. Er verdient einen Abgang durch die große Tür.“
Nicht nur für alle möglichen Kontrahenten Face Time Bourbons sind die Karten für den Prix d’Amérique schlagartig neu gemischt. Aktuell steht Frankreichs dreifacher Fahrerchampion für das Rennen der Rennen ohne Engagement da, „doch natürlich bin ich bereit, wenn meine Dienste gefragt sind.“
Die 101. Auflage des legendären Millionen-Rennens hat urplötzlich einen völlig neuen Thrill bekommen. Man darf auf die definitive Starterangabe am Donnerstag extrem gespannt sein.