(nn) Vincennes, Samstag, 25. Dezember 2021. Einen ähnlichen Aufbau wie tags zuvor am Heiligen Abend hatte die Vincenner Rennkarte für den 1. Weihnachtsfeiertag mit zwei 100.000-Euro-Prüfungen: einer nationalen für die zweijährigen Hengste sowe einem internationalen Monté für 2016 geborene Hengste und Stuten, bei dem die Franzosen unter sich blieben.
Viel gesprungen wurde im Prix Emmanuel Margouty, der ersten halbklassischen Aufgabe für die männlichen Youngster: Jasmin Mérité rumpelte kurz nach dem Eindrehen, mit Jaguar Wit und Juninho Dry fielen kurz nach dem Start zwei Stockerl-Aspiranten aus und nahmen Jabalpur mit zum Sünderturm, den in der Endphase auch Jazzy Dancer und vor allem der mit der dritten Prämie liebäugelnde Jourdam Seven aufsuchten.
Das waren schon mal drei brandgefährliche Rivalen weniger für das Allaire-Duo, das dem Match bis auf die ersten 500 Meter seinen Stempel aufdrückte. Da durfte mit Jag Stryck der längste Außenseiter die Kommandos geben, bis erst Joyner Sport und zur Hälfte der Gegengeraden dessen „Stablemate“ Just A Gigolo den Taktstock an sich rissen. Wer gedacht hatte, der Eintänzer würde die Sache locker nach Hause schaukeln, wurde eines Besseren belehrt.
Die beiden Allaires entfachten als Trost für das unansehnliche Galopp-Festival ein mitreißendes Finish, bei dem Joyner Sport drauf und dran war, dem Trainingsgefährten die fünfte Siegsuppe aus sechs Versuchen zu versalzen. Den Boccador-de-Simm-Sprössling rettete letztlich eine Nasenspitze, womit er bis zum nächsten Duell mit nunmehr 120.750 Euro Primus des 2019er Jahrgangs bleibt. Prächtig verkaufte sich Jag Stryck, der nur eine Länge später anschlug.
„Just A Gigolo ist unter dem Druck seines Rivalen noch mal zurückgekommen. Er ist immer ein bisschen faul zum Schluss“, befand Franck Nivard nach dem hauchdünnen Ende zu seinen Gunsten. Der andere Franck - Ouvrie - haderte: „Jag Stryck ging zum Schluss mehr oder weniger auf einer Leine. Ich hatte Mühe, ihn aus der Innenspur zur Attacke zu dirigieren. Gelingt mir das besser, müssen sich die ersten Beiden vorsehen…“
Bedürfte es noch einen Beweises, dass Philippe Allaire der Mann schlechthin für die Vorbereitung der Jungspunde ist, so spricht der Blick auf die Siegerliste dieses Halbklassikers Bände: Gotland, Helgafell, Italiano Vero und nun Just A Gigolo - seit 2018 herrscht der 61jährige mit der Faust eines Diktators und hat sich auch davor reichlich verewigt: 1994 Easy to Drive - den fuhr er ausnahmsweise selbst -, 1995 Foreign Office, Ready Cash 2007, Showtime Bourbon 2008, Brillantissime 2013 und Django Riff 2015 rannten für ihn die Lorbeeren ein. Nur der Rennrekord geht nicht auf seine Kappe: der ruht mit 1:13,2 seit 2012 fest auf den Schultern von Franck Annes Akim du Cap Vert.
Prix Emmanuel Margouty (Gruppe II nat., zweij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Just A Gigolo 14,0 Franck Nivard 24
2j.br. Hengst von Boccador de Simm a.d. Blue Valentine von Ready Cash
Be / Zü / Tr: Philippe Allaire
2. Joyner Sport 14,0 David Thomain 58
3. Jag Stryck 14,1 Franck Ouvrie 740
4. Jumanji Sibey 14,5 Louis Baudouin 480
5. Jasmin Mérité 14,8g Julien Raffestin 120
Jabalpur dis.r. François Lagadeuc 360
Jazzy Dancer dis.r. Björn Goop 520
Jourdam Seven dis.r. Jean-Michel Bazire 47
Jaguar Wit dis.r. Eric Raffin 96
Juninho Dry dis.r. Paul-Philippe Ploquin 86
Sieg: 24; Richter: Kampf k.Kopf - 1 - 3½ - 3 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 12,0/675m - 13,3/1175m - 14,5/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-25/7500/5
Auf schnurgeradem Weg zum Cornulier
Nicht zu hoch gegriffen hatte Trainer Pierre Levesque, der Granvillaise Bleue für den Prix Joseph Lafosse im Vorfeld einen grünen Smiley verpasst hatte: Alle Parameter deuteten auf einen Sieg. Nach einer sechswöchigen Kurzpause hatte die Braune die Vorbereitungen auf die Monté-Hochkaräter des Winter-Meetings mit einem interesselos herausgelaufenen Rang unter „ferner liefen“ im ungeliebten Fahren zu Argentan begonnen und am 22. November einen Sieg im Prix Edmond Henry folgen lassen über die wie heute zu meisternde 2.700-Meter-Strecke.
Mit der Tochter des grandiosen Jag de Bellouet, der diese Prüfung 2002 gewonnen hat, legte Camille Levesque los wie die Feuerwehr, als wollte sie auch dem letzten Zweifler beweisen, dass der „Smiley“ des Herrn Papa keine leere Hülse war. Als es das erste Mal am Zielschild vorbeiging, trat sie das Kommando an die zum dritten Mal auf diesem Level aktive Georgica Gédé ab und hatte Gloria du Gers, die sich außen mühende Gladys des Plaines, Go Go Gigi, Good Luck Quick und Gloria Berry hinter sich. Es lief prächtig für Granvillaise Bleue, über der Mademoiselle Levesque interessiert zuschauen konnte, wie die Favoritin die Tempomacherin piesackte.
Georgica Gédé nahm das zunächst nicht krumm, wehrte sich ihrer Haut und sah noch zu Beginn der Zielgeraden wie eine mögliche Siegerin aus. Die Rechnung war jedoch ohne Granvillaise Bleue gemacht, die husch, husch leichtfüßig dem siebenten Erfolg entgegen sauste und das Abenteuer Prix de Cornulier am 23. Januar mit 415.260 Euro in Angriff nehmen wird. Die lange so schneidige Georgica Gédé hielt ihren mutigen Part dann doch nicht ganz durch. 200 Meter vorm Ziel bekam sie müde Beine und musste sich Gladys des Plaines und Gloria du Gers beugen, die ein „Kopf“ voneinander trennte.
„Das war die perfekte Vorbereitung auf den ‚Cornulier‘“, strahlte Camille Levesque, „ein Rennen für die Moral, bei dem ich weder Scheuklappen noch die Ohrenstöpsel ziehen musste. Jetzt gilt es, diese Form zu konservieren und zu schauen, was die Anderen so drauf haben. Für mich hat sie gute Chancen, unter den ersten Drei zu landen.“ Liebend gern würde sie sich Bellissima France zum Vorbild nehmen, die 2016/17 vier Wochen nach dem „Joseph Lafosse“ auch den Cornulier gewonnen hat.
Obwohl recht deutlich in die Schranken gewiesen, war auch Trainer Gilles Curens sehr zufrieden mit Gladys des Plaines‘ Performance: „Mathieu ist durchaus auf Sieg geritten, doch hat sich Georgica Gédé enorm gewehrt, so dass er in der letzten Kurve den Druck etwas herausgenommen hat. Auf den finalen 200 Metern hat sich Gladys exzellent reingehängt, und man sollte nicht vergessen, dass dies ihr erstes Monté seit dem Triumph im Prix de Normandie am 19. September war. Danach ist sie erst einmal im ‚Attelé‘ angetreten, hatte vorn noch Eisen drauf und ist ganz sicher noch nicht auf hundert. Wir können dem Cornulier mit einiger Zuversicht entgegen sehen - das sieht Mathieu genauso.“
Prix Joseph Lafosse - Monté - (Gruppe II int., fünfjähr. Hengste & Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Granvillaise Bleu 13,8 Camille Levesque 27
5j.br. Stute von Jag de Bellouet a.d. Lady de Brévol von Capriccio
Be / Zü: Michel Gallier; Tr: Pierre Levesque
2. Gladys des Plaines 13,9 Mathieu Mottier 19
3. Gloria du Gers 13,9 Alexandre Abrivard 140
4. Georgica Gédé 14,2 Damien Bonne 65
5. Go Go Gigi 14,4 Pierre-Yves Verva 440
6. Good Luck Quick 14,6 Adrien Lamy 190
7. Gloria Berry 16,7 Matilde Herleiksplass 780
Sieg: 27; Richter: leicht 2 - Kopf - 3½ - 3 - 3 Längen; 7 liefen
Zw-Zeiten: 16,0/1200m - 14,6/1700m - 14,4/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-25/7500/7