Am Super-Samstag in Solvalla musste sich Örjan Kihlström bei zehn Fahrten mit einem Sieg (Stall Tirols Eagle Rock) begnügen, wobei die hoch dotierten Ehrenplätze mit Don Fanucci Zet im Finale des UET Elite Circuit und Perfect Chest im Svenskt Trav-Kriterium zweifellos viel schwerer wogen.
Den verpassten Big Point holte der 63-Jährige aus Stockholm nur einen Tag später nach und gewann mit dem 800.000-Euro-Finale des 98. Derby Italiano del Trotto in Rom eines der wertvollsten Rennen des europäischen Kontinents. Dabei steuerte der Iceman, wie er aufgrund seines unerschütterlichen Nervenkostüms ehrfurchtsvoll genannt wird, mit dem Maharajah-Sohn Gabrioz nur die Nr. 3 im sechsköpfigen Gocciadoro-Lot.
Ausschlaggebend war einerseits jene schwedische Coolness, aber auch die tatkräftige Unterstützung der Stallgefährten, die dem favorisierten Allaire-Schützling Ginostrabliggi so manche Steine in den Weg legten.
Zwar übernahm der bis dato in Italien bei sieben Starts ungeschlagene Jahrgangsprimus von der 7 aus rasch das Kommando, erhielt aber bald Gesellschaft von Gocciadoros Gaber Gio, mit dem Francesco Facci das Tempo gar nicht erst abflauen ließ. Nachdem dessen Part nach einer Runde erfüllt war, legte sich der italienische Champion mit Golden Boy an die Seite von Ginostrabliggi, der wiederum nicht zur Ruhe kam.
Währenddessen konnte Gabrioz im Rücken von Ginostrabliggi wertvolle Reserven sparen, doch musste Örjan Kihlström in der Entscheidung auf die entscheidende Lücke hoffen. Die gewährte ihm eingangs der Zielgeraden Alessandro Gocciadoro, der den müden Golden Boy genau so weit nach außen lenkte, dass die Tür für Gabrioz aufging.
Lange schien es für den Favoriten zu reichen, doch der Einlauf auf dem Ippodromo delle Capannelle ist lang, die Pause von Ginostrabliggi seit der überraschenden Niederlage im Prix Henri Cravoisier in Enghien im Juli ebenso, und je heftiger Gabriele Gelormini auf seinen Schützling eindrosch, desto näher kam Gabrioz, den Kihlström in bewährter Weise nur antickte.
Genau am Zielpfosten hatte der 109:10-Außenseiter, der im Derby-Vorlauf erstmals die kleine Route (sieben Siege bei acht Starts) verlassen hatte, die Nüstern vorne und brachte Ginostrabliggi eine schmerzliche, aber sicher nicht ganz reelle Niederlage bei.
Eine bessere Stallbilanz der Scuderia Gocciadoro verpatzte Guglielmo Jet (Santo Mollo), der bei seiner starken Schlussattacke die Aktion verlor und das dritte Geld versprang. Dies ging an den ebenfalls spät gebrachten Galileo Ferm (Marco Stefani) vor Giotto EK (Magnus Djuse), der am Start von Dion Tesselaars Vorlaufsieger Gaudio, der gar nicht in die Gänge kam, weit zurückgeschoben wurde und völlig neu ansetzen musste.
Mit 1:12,5/2100 Meter verfehlte Gabrioz, der seine bisherige Gewinnsumme auf einen Schlag verzehnfachte, den im Vorjahr von First of Mind aufgestellten Rennrekord (1:12,1) doch deutlich. Alessandro Gocciadoro stellte binnen neun Jahren seinen fünften Derbysieger, saß dabei allerdings nur ein Mal (2023 Expo Wise As) selbst im Sulky.
Ausländische Siegfahrer im Blauen Band Italiens sind eine echte Rarität. Vor Örjan Kihlström gewann in diesem Jahrtausend nur Hollands Robin Bakker (2013 mit Robert Bi) das Derby Italiano. Wesentlich länger zurück liegt der Sieg eines Schweden: Håkan Wallner triumphierte 1992 mit Offen Lb.
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Seine erdrückende Dominanz im italienischen Trabrennsport, insbesondere in den Jahrgangsrennen, untermauerte Alessandro Gocciadoro auch in den Oaks del Trotto (253.000 Euro). Sechs der 14 Teilnehmerinnen stellte der 50-Jährige aus Noceto in der Provinz Parma. Aber auch hier setzte der Chef auf das falsche Pferd.
Mit der heuer schon zwei Mal in Schweden siegreichen Face-Time-Bourbon-Tochter Glamour Queen kam der Champion von der Pole Position nicht in Front, sondern wurde von Beginn an der Innenkante eingekeilt. Beim verzweifelten Versuch, im Einauf innen durchzurutschen, kam ihm die nach langer Führungsarbeit förmlich auf der Stelle tretende Genny LJ (Foto unten 2.v.r.) entgegen und brachte ihn in arge Verlegenheit.
In die Bresche sprang überraschend die Stallgefährtin Ginger Wise As, die Antonio di Nardo nach 600 Metern, als das Tempo extrem abflaute, an die Seite der Pilotin legte. Dort stand die Love-You-Tochter, die bereits ihren 20. Start absolvierte, prächtig durch und erwehrte sich in 1:12,3/1640 Meter am Ende auch der sie innen gefährlich angreifenden Gloria Italia (Andrea Farolfi), die Holger Ehlerts Geiles Leben Home (Roberto Vecchione) auf Rang drei verwies.