Yonkers / New York, Freitag, 2. Juli 2021. Das waren zwei bittere Pillen, die die Skandinavier den einheimischen Trainern beim ersten Zacken der nordamerikanischen Triple Crown verpassten. Auf der Halbmeilenbahn von Yonkers im Osten des Big Apple, wo erstmals seit 2013 die dreifache Krone eröffnet wurde - meist beginnt sie mit dem Hambletonian bzw. den Oaks -, gingen sowohl der frühere Hudson Filly Trot, die jetzige, etwas sperrig titulierte New York New York Mile, wie der Yonkers Trot auf ihre Kappe.
Mehr noch: Im 1955 erstmals ausgetragenen und im Vorjahr dem Corona-Lockdown zum Opfer gefallenen Yonkers Trot okkupierten sie das gesamte Stockerl. Im Umkehrschluss kassierte Ahundreddollarbill, der sich in dieser Saison zuvor bei allen vier Versuchen als unbezwingbar entpuppt hatte, seine erste Niederlage - und die fiel mit Platz vier deftig aus. Eine der Ursachen könnte gewesen sein, dass im Gegensatz zu vielen anderen Vorlaufrennen die Sieger nicht die erste Wahl des Startplatzes hatten, der auf einer 800-Meter-Piste von extremer Bedeutung sein kann, sondern wie alle Anderen auf die Glücksgöttin vertrauen mussten.
Fortuna spielte für den Chapter-Seven-Sohn die Pechmarie und schanzte ihm die „6“, den drei Musketieren des Åke Svanstedt hingegen die „1“ (Ambassador Hanover), „3“ (Johan Palema) und „4“ (Mon Amour) zu - ein Vorteil, den sie weidlich nutzten. Ausgangs der ersten Biege ließ sich Ambassador Hanover von Johan Palema ablösen, womit Ahundreddollarbill vor Mon Amour, In Range, Ethan T Hanover, Arnold N Dicky sowie dem kurz nach dem Ab“ aus dem Tritt gekommenen On a Streak Platz drei zufiel.
Auf dem zweiten Viertel durfte Yannick Gingras die Fahrt gewaltig drosseln, und „Hey - wenn ich so leicht mit Johan in Front komme und eine Halbzeit in 1:12,1 ‚stehlen‘ kann, muss ihn erst mal einer boxen“, freute sich der 41-jährige diebisch. Kurz vor dem Halbmeilenpfosten wurde In Range nach außen beordert, lockte damit Ahundreddollarbill in die Todeslage und konnte wenig später, als Mon Amour aus dem Takt kam, wieder innen Reserven sparen, die ihm im Endkampf sehr zupass kamen.
Das alles juckte Johan Palema wenig, der ohne ein Fingerzucken seines Steuermanns beliebig zulegte und fast zwei Längen voraus den höchsten Scheck einstrich, der ihn mit dem dritten Sieg aus vier Saisonstarts bei 307.627 Dollar zum Spitzenverdiener aller nordamerikanischen Traber katapultierte. Platz zwei im Rennen wie in dieser Tabelle ging an „Stablemate“ Ambassador Hanover (223.094 USD) knapp vor dem von Marcus Melander trainierten In Range, womit sich das Ergebnis des zweiten Vorlaufs vor einer Woche wiederholte.
Wenig zuzusetzen hatte zum für ihn bitteren Ende Ahundreddollarbill, der sich mit Platz vier vor dem unauffällig durchs Geschehen ziehenden Ethan T Hanover trösten musste. Das restliche Trio hatte sich durch Fehler selbst aus dem Tanz um die halbe Million geschossen.
„Zweifellos kann Johan mit den Top-Pferden mithalten, speziell dank seiner Kurvengängigkeit und leichten Handhabbarkeit auf kleinen Bahnen mit engen Bögen. Diese Vorteile kann er auf den großen Pisten nicht ausspielen. Wir müssen abwarten, wie er sich auf Meadowlands schlägt, wenn’s am 7. August ins Hambletonian geht.“ Auf dem regendurchweichten, etwas schlüpfrigen Geläuf verfehlte Johan Palema den Rennrekord klar, der seit 2004 bei jenen 1:10,4 steht, mit denen sich Trond Smedshammer und Windsong’s Legacy die Triple Crown geholt hatten.
Aus züchterischer Sicht lautete der Einlauf: Bar Hopping, dessen erster Jahrgang dies ist, vor Chapter Seven, Bar Hopping, Chapter Seven und Bar Hopping.
Yonkers Trot (int., Dreijährige)
1609m Autostart, 500.000 USD
1. Johan Palema* 11,5 Yannick Gingras 105
3j.br. Hengst von Bar Hopping a.d. Sobti Hanover von Cantab Hall
Be: Kentuckiana Farms & Bender Sweden Inc.; Zü: Bender Sweden Inc., US/SE; Tr: Åke Svanstedt
2. Ambassador Hanover 11,7 Åke Svanstedt 66
3. In Range 11,7 Tim Tetrick 166
4. Ahundreddollarbill* 11,8 Andrew McCarthy 27
5. Ethan T Hanover 12,2 Jason Bartlett 492
6. On a Streak 13,2g Daniel Dube 130
7. Mon Amour 14,1g Andy Miller 257
Arnold N Dicky hdF Dexter Dunn 885
Video: https://www.youtube.com/watch?v=J5eOWAvohck
*Vorlaufsieger
Sieg: 105; Richter: leicht 1¾ - Kopf - 1¼ - 3 - 8 - 7½ Längen; 8 liefen
Wert: 250.000 - 125.000 - 60.000 - 40.000 - 25.000 USD
Kam der Sieg des von Karl-Erik Bender gezüchteten Johan Palema bei 105:10 zumindest für die Wettgemeinde unerwartet, so war jener in der New York New York Mile der ebenfalls von einem Schweden gezüchteten Iteration bei 16:10 so gut wie vorab ausgemachte Sache. Presto am, Contested Hanover kurz nach dem Start und Vorlaufsiegerin Mazzarati auf dem Weg an die Spitze nach einem Stolperer im ersten Bogen waren früh aus dem Match.
Brian Sears konnte fast nicht anders als von der „2“ in Front zu düsen, wo er vor Sweeping Rainbow, Rebel Girl, Lindys Dollywood und der sich mit ihrer Attacke 600 Meter vorm Ziel übernehmenden Imhatra Am ungestört seine Kreise zog. Ein bisschen mehr arbeiten als Gingras musste der 53-jährige dann aber doch, denn aus seinem Rücken machte Sweeping Rainbow ein schönes Fass auf und gab sich nur um eine Länge geschlagen.
„Chapter Seven vor Chapter Seven, Cantab Hall, Muscle Hill und Muscle Hill“ lautete die Reihenfolge seitens der Erzeuger - eine Bar-Hopping-Stute war nicht dabei -, Melander vor Joe Holloway, Richard Norman, Melander und George Ducharme der „Trainer-Einlauf”. Iteration, am 4. November 2019 in Harrisburg für 250.000 Dollar von Anders Ström ersteigert, behielt beim dritten Saisonstart ihre weiße Weste; ihr 2021er Gehaltskonto liegt bei 154.238 Dollar, jenes der Karriere bei 390.009. „Es war ziemlich windig - das hat wohl einige aus dem Trab gepustet“, war Sears‘ jovialer Kommentar.
New York New York Mile (int., dreij. Stuten)
1609m Autostart, 150.000 USD
1. Iteration 12,6 Brian Sears 16
3j.br. Stute von Chapter Seven a.d. Steamy Windows von Muscle Massive
Be: Courant Inc. (Anders Ström), US/SE; Zü: Order by Stable (Stefan Balaszi), SE; Tr: Marcus Melander
2. Sweeping Rainbow 12,7 David Miller 52
3. Rebel Girl 13,1 Dexter Dunn 292
4. Imhatra Am 13,3 George Brennan 272
5. Lindys Dollywood 13,7 Todd McCarthy 495
6. Mazzarati* 15,1g Tim Tetrick 53
Contested Hanover hdF Scott Zeron 235
Presto hdF Yannick Gingras 99
*Vorlaufsiegerin
Sieg: 16; Richter: sicher 1 - 2¾ - 2¼ - 3½ - 10½ Längen; 8 liefen
Wert: 75.000 - 37.500 - 18.000 - 12.000 - 7.500 USD
Weil die Nordeuropäer durch totale Abwesenheit glänzten, blieben die Pendants für die Passgeher fest in amerikanischer Hand. Das 150.000 Dollar wertvolle Park MGM für 2018 geborene Stuten beherrschten die Art-Major-Tochter Test of Faith und Dave Miller für Trainer Brett Pelling Start-Ziel und schlugen 3¼ Längen vor Heart of Mine/Jason Bartlett, die von Linda Toscano gecoacht wird, und eine weitere Dreiviertellänge vor Darby Hanover aus dem Lot von Julie und Andy Miller an.
„Früh die Spitze nehmen und sie nicht mehr hergeben“ lautete gleichfalls die siegbringende Devise im Grand Messenger Stake um 500.000 USD, doch mussten American Courage und Matt Kakaley alle Register ziehen, um den aus ihrem Windschatten kreuzgefährlich attackierenden Charlie May/Brett Miller um eine halbe Länge in Schach zu halten. Drei Längen zurück wurde Chase H Hanover/Brian Sears Dritter, so dass die Reihenfolge bei den Übungsleitern Travis Alexander vor Steve Carter und Scott Cox lautete.