(nn) Vincennes, Mittwoch, 15. Dezember 2021. In nicht einmal sechs Wochen bittet Vincennes zum Prix de Cornulier, dem wertvollsten Trabreiten der Welt. Da wird es allmählich Zeit für die vierbeinigen Damen und „kompletten“ Herren dieses Metiers, sich formgemäß in Stellung zu bringen.
Eine gute Gelegenheit war der mit 90.000 Euro dotierte Prix Auguste François für die etwas Ärmeren - jene, die keine 750.000 Euro gewonnen hatten. Das Prunkstück der Vincenner Nachmittagsveranstaltung, in dem als Prüfung der Kategorie III auch Wallache ihr „présent“ geben durften, schien als ausgesprochen gut ausgesuchter Appetithappen für Freeman de Houëlle daherzukommen, der vor einem Jahr wie ein Komet am Monté-Himmel aufgestiegen war und eine der Entdeckungen jenes Winter-Meetings gewesen war.
Die Sprintdistanz von 2.175 Metern war ganz nach dem Geschmack des Blitzstarters, der gern frei vorneweg düst, zwei Matches hätte er nach der Sommerfrische bereits intus. Kein Wunder, dass die „turfistes“ von dem Fuchs mit der langen Blesse ein neuerliches Husarenstück erwarteten und ihn bei 17:10 glasklar auf den Favoritenschild hoben, zumal die Konkurrenz mit Ausnahme des derzeit in der Form seines Monté-Lebens befindlichen Diamant de Tréabat und der mit einem aktuellen dritten Rang in einer Gruppe-II-Aufgabe aufwartenden Florida Sport recht übersichtlich daherkam.
Genau diese Beiden waren es, die dem Vigove-Sohn auf der Zielgeraden den Rang ablaufen sollten. Rasanter als der ganz außen Schwung holende Freeman kam lediglich Florida Sport in Gang, trat das Kommando jedoch nach 300 Metern an den wie üblich Tempo bolzenden Hengst ab. Ihr folgten Fuego de Houëlle und Diamant de Larré, während außen bei höllischem Tempo Chalimar de Guez den Anführer für Jerry Mom, Diamant de Tréabat und Zarenne Fas gab. Durchweg unter 1:10 zitterte die Tachonadel, doch ernsthaft abzusetzen vermochte sich Eric Raffin nicht von Florida Sport und dem sich 400 Meter vorm Ziel ankoppelnden Diamant de Tréabat, der mit drei brillanten Monté-Siegen am Stück in dieses Gefecht gegangen war.
Auf der Zielgeraden rieb sich manch einer verwundert die Augen: Freeman de Houëlle wurde ganz sicher von einer famos aufgelegten Florida Sport geputzt, über der Mathieu Mottier gar nicht viel zu arbeiten brauchte. Auch Diamant de Tréabat, das Pferd der letzten 150 Meter, flitzte am gefegten Favoriten vorbei, bei dem Trainer Franck Leblanc reichlich Arbeit investieren muss, soll es zu ähnlichen Höhenflügen wie im vorigen Winter gehen. Enttäuscht war Raffin dennoch nicht: „Ich finde, das war für den zweiten erwähnenswerten Auftritt sehr gut. Wir sind in der Zeit.“
Apropos Zeit: Auf Florida Sports weitere Entwicklung darf man gespannt sein, die nach fast 1½ Jahren Auszeit und dem Wechsel von Dominique Blond zu Charles Antoine Mary ihren bislang nachdrücklichsten Coup gelandet und mit 1:10,4 als Nachfolgerin von Etonnant einen neuen Rennrekord markiert hat - und wozu der fähig ist, hat am vergangenen Sonntag ein Face Time Bourbon im Prix du Bourbonnais leidvoll erfahren müssen. Mit 361.790 Euro stehen der Tornado-Bello-Tochter die Tore weit offen.
„Sie wird von Rennen zu Rennen besser. Heute habe ich einen Platz unter den ersten Drei erwartet. Sie musste sich ein wenig ins Zeug legen, um die Spitze zu ergattern und dann im Rücken von Freeman abwarten zu können, aber genau so war der Matchplan. Gut möglich, dass dies der Türöffner zum Cornulier war, aber ich weiß noch nicht, ob ich sie da starten werde. Wehtun möchte ich ihr, die sich jetzt gerade zu finden beginnt, nicht. Nächstes Ziel ist der ‚kleine Cornulier‘ der Lehrlinge mit Loanne Fauchon am 1. Januar, und auch der Prix de l’Île de France am 6. Februar ist eine echte Option“, war Mary höchst zufrieden - wie auch Jerry Riordan: „Das war fürs Sattel-Debüt nicht schlecht. Zarenne legt in der ungewohnten Disziplin auf Anhieb 1:10 hin, wobei ich das Gefühl hatte, dass da noch mehr drin ist.“
Prix Auguste François - Monté - (Gruppe III int., 6- bis 10jähr., keine 750.000 Euro)
2175m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Florida Sport 10,4 Mathieu Mottier 67
6j.br. Stute von Tornado Bello a.d. Victoria Sport von Orlando Sport
Be / Tr: Charles Antoine Mary; Zü: Haras de l’Etoile
2. Diamant de Tréabat 10,5 Fabien Gence 59
3. Freeman de Houëlle 10,6 Eric Raffin 17
4. Zarenne Fas 10,9 Matthieu Abrivard 100
5. Jerry Mom 11,5 David Thomain 810
6. Diamant de Larré 11,7 Benjamin Rochard 180
7. Boston Terrie 12,0 Alexandre Angot 670
8. Baron du Bourg 12,3 Paul-Philippe Ploquin 650
9. Fuego de Houëlle 14,2 Adrien Lamy 560
Best of Bourbon dis.r. Morgane Blot 1000
Egao Jénilou dis.r. Alexandre Abrivard 180
Chalimar de Guez dis.r. Jean-Yann Ricart 450
Sieg: 67; Richter: sicher 1 - 2 - 3 - 7 - 1½ - 4 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 07,9/675m - 08,3/1175m - 09,6/1675m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-15/7500/6
Unter den auch im Quartier mit einem „grünen Smiley“ offenbarten hochgesteckten Erwartungen blieb Mike Lenders‘ fleißiges Bienchen Voyage d’Amour im Prix de Blanquefort für sieben- bis zehnjährige Stuten, die keine 249.000 Euro reich waren.
Mit Startplatz „3“ hinterm Auto bestens bedient, suchte Pierre Levesque vergebens nach einer Lokomotive, die ihn durch Spur zwei ziehen konnte, und schickte die Breeders-Crown-Zweite der Jahre 2018 und 2021 für den letzten Kilometer dann doch an die Spitze. Es reichte schließlich hinter 302:10-Überraschungssiegerin Erolina / Christophe Martens, Emeraude de Bais (69:10) und Dazzle Jet (300:10) nur zum vierten, über 4.080 Euro ausgestellten Scheck für die Quick-Wood-Tochter, die sich in Deckung wohler fühlt.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-15/7500/7