Was für ein grandioser Jahrgang darf an diesem 31. März 2022 zumindest in seiner französischen Heimat die Renneisen, so er denn zum guten Schluss überhaupt noch welche getragen hat, für immer an den Nagel hängen. Für nicht Wenige war diese Generation „B“, von deren 11.775 eingetragenen Trabern sich 4.635 oder knapp 40 Prozent (in etwa der übliche Schnitt) für den französischen Rennbetrieb qualifiziert haben, die beste aller Zeiten, zumindest jedoch die beste dieses Jahrtausends, und löst die „Rs“ um Ready Cash und Roxane Griff ab.
Bold Eagle, Bélina Josselyn, Billie de Montfort, auch der mit schlappen 471.370 Euro im Dezember 2018 von Cédric Herserant zu Junior Guelpa gewechselten Bahia Quesnot sind oft genug in epischer Breite Lorbeerkränze gewunden worden, so dass zum Abschied einem Bilibili ein leises Servus mit auf den Weg gegeben werden soll. Jenem Braunen, der trotz nicht eben weniger Einsätze vorm Sulky jeden seiner 1.895.100 Euro im Monté-Sport eingetrabt hat - eine Bestmarke der ungewöhnlichen Art.
„So lange auf höchstem Niveau mithalten zu können, ist auch Ausdruck außergewöhnlichen Know-Hows des Trainers. Bilibili war ein echter Kämpfer, ein wahrer Krieger, der trotz seiner nicht enden wollenden Probleme an den Vorderbeinen, die ihn immer wieder zurückgeworfen haben, stets zurückgekommen ist“, befand Jean-Pierre Barjon, „er zählt mit Meaulnes du Corta und Niky zu meinen drei großen Trabern. Die ersten Beiden waren gekaufte Produkte, Bilibili war mein erstes selbstgezüchtetes Pferd, das für mich Gruppe-I-Rennen gewonnen hat und dessen erste Nachkommen nun schon wieder auf der Rennbahn zu sehen sind."
"Ein zehn Jahre langer Weg findet ein Ende. Ich denke an Pierre Abrivard, der ihn über all die Jahre gepflegt hat, ich denke an Alexandre Abrivard, der mit ihm groß geworden und seine ersten Meriten gesammelt hat“, war es auch für den Präsidenten von Le Trot ein emotionales Servus.
Eine späte Gewinnsummen-Korrektur gab’s kurz vor dem Weihnachtsfest, nachdem 1½ Jahre nach Aufdeckung des Nervenschnitts an beiden Vorderbeinen in den USA Propulsion auch seiner in Frankreich erzielten Renngewinne von insgesamt immerhin 593.600 Euro verlustig ging. Bold Eagle, ohnehin hauchdünn vor Timoko zum gewinnreichten Traber der Welt avanciert, hat nun 5.124.087 Euro auf dem Konto, womit er nach Face Time Bourbons gesundheitsbedingtem Rückzug von den Arenen dieser Welt auf Jahre unangefochten von Platz eins dieser nur bedingt aussagekräftigen Tabelle grüßen wird.
Selbst für Booster Winner gab’s ein Upgrade um 10.000 Euro. Das reichte nicht ganz, um den Love-You-Sohn in den Rang eines Millionärs zu hieven. Als Nummer zwölf seiner Generation machte sein Kassensturz bei 997.650 Euro halt. Eine siebenstellige Gewinnsumme kann Bellissima France vorzeigen. In früheren Jahrgängen hätte sie damit Platz sechs, sieben oder acht belegt. In dieser Elite-Truppe reichte es für die Cornulier-Siegerin nicht mal für die Top Ten.
Von denen nutzten Billie de Montfort, Bahia Quesnot, der inzwischen in Skandinavien beheimatete Blé du Gers (der dort noch drei Jahre aktiv sein darf) die vor einigen Jahren erfolgte Fristverlängerung bis zum 31. März, um bis zum Ende der Winter-Meetings von Vincennes und Cagnes-sur-Mer mitzumischen, um noch etwas in die ohnehin üppig gefüllte Rentenkasse zu schaufeln: Billie rannte in diesen drei Zusatz-Monaten 44.800, Bahia Quesnot 84.000, der Boss des Yannick-Alain Briand 7.200, Blé du Gers 35.000 Euro ein.
Die beiden wertvollsten Rennen in „Attelé“ und „Monté“ gingen mehrmals auf die Kappe dieser extraordinären Generation: Dreimal waren die „Bs“ im Prix d’Amérique vorn - durch Bold Eagle 2016 und 2017 und Bélina Josselyn 2019 -, sogar viermal im Prix de Cornulier: Bellissima France und Bahia Quesnot ritt Matthieu Abrivard 2017 bzw. 2021 zum Triumph, den bereits erwähnten Bilibili sein Cousin Alexandre 2019 und 2020.
Bemerkenswerteste Auslandssiege waren Blé du Gers‘ Triumphe im Oslo Grand Prix 2020 und 2021, Bahia Quesnots Marsch durch den Gran Premio Royal Mares in Neapel 2020, Billie de Montforts italienische Erfolge in den Gran Premo Costa Azzurra (Turin 2021) und Gran Premio delle Nazioni (Mailand 2020), Bird Parkers Drei-Kilometer-Zug durch Solvallas Harper Hanovers Lopp 2016 mit damaligem Distanz-Weltrekord von 1:12,1 - und natürlich die Sondernummern des Bold Eagle.
Beim ersten Auslandsstart schnappte sich der Adler 2015 in Wolvega im Grand Prix de l’UET Europas Krone der Vierjährigen, beim zweiten trabte er im Elitloppet-Vorlauf am 28. Mai 2017 mit 1:08,4 die schnellste je auf europäischem Boden erzielte Zeit - und belegte im Finale „nur“ Rang drei. Schadlos hielt er sich - in Frankreich immer flügellahmer daherkommend - in der 2019 im kanadischen Mohawk entschiedenen nordamerikanischen Breeder’s Crown mit Brian Sears, die 250.000 US-Dollar in seine Kasse spülte. Ohne diesen seinen letzten Sieg wäre die Wachablösung von Timoko nicht möglich gewesen.
Bei dieser Gala fast nur als Randnotiz daher kommt der noch immer gültige, vom Deutschen Dreambreaker 2021 egalisierte Weltrekord im Trabreiten: Mit 1:09,8 war Be Mine de Houëlle am 27. Mai 2018 mit Marie Bacsich der erste Satteltraber, der die 1:10,0-Schallmauer knackte. Abgetreten ist die Scipion-du-Goutier-Tochter mit 533.819 Euro.
Die Top Ten nach Gewinnen (Starts - Siege)
Bold Eagle Hengst von Ready Cash 5.124.087 Euro 76 - 46
Bélina Josselyn Stute von Love You 2.686.170 Euro 74 - 23
Billie de Montfort Stute von Jasmin de Flore 2.590.359 Euro 136 - 23
Bird Parker Hengst von Ready Cash 2.125.905 Euro 80 - 21
Bilibili Hengst von Niky 1.895.100 Euro 52 - 15
Bahia Quesnot Stute von Scipion du Goutier 1.769.133 Euro 127 - 12
Blé du Gers Wallach von Quinoa du Gers 1.212.152 Euro 108 - 33
Bugsy Malone Wallach von Ready Cash 1.142.380 Euro 82 - 35
Bel Avis Wallach von Ganymède 1.126.633 Euro 74 - 22
Boss du Meleuc Wallach von Lucky Blue 1.080.900 Euro 87 - 24
Belissima France Stute von Blue Dream 1.015.330 Euro 41 - 13
Booster Winner Hengst von Love You 997.650 Euro 59 - 10