Wohl nie zuvor wurde im schwedischen Trabrennsport etwas derart kontrovers diskutiert wie die Reform der großen V-Wette, dem Erfolgsmodell schlechthin. Nach 32 Jahren, in denen sie mit wenigen Ausnahmen immer samstags ausgespielt wurde und für Millionen-Umsätze sorgte (die zuletzt allerdings stagnierten), verabschiedete die ATG die V75 und ersetzte sie durch eine V85-Wette, bei der - wie es der Name unschwer vermuten lässt - acht statt sieben Sieger in Serie zu treffen sind, um ans große Geld zu kommen.
Der Startschuss zur neuen Volkswette fiel an diesem Samstag dort, wo 1993 das V75-Märchen begann, auf der Derbybahn im südschwedischen Jägersro. An den Beginn der V85 hatte man gleich einen sportlichen Knüller gesetzt, das C.L. Müllers Memorial, die mit 1.166.000 Kronen dotierte Gulddivision. Und nach der Streichung des Hagoort-Schützlings Hades de Vandel (Halsinfektion) bot sich vielen Wettern mit Francesco Zet auch prompt die erste Bank an.
In deren Suppe spuckte allerdings Volkheld A Fair Day aus dem Quartier der B-Trainerin Elisabeth Almheden, die in Kalmar gerade einmal vier Pferde unter ihrer Obhut hat. Oscar Ginman nutzt die Pole Position konsequent, führte den Eltiloppet-Vierten an die Spitze und bekam dort auf regenweicher Piste eigentlich nie richtig Druck. Auch nicht von Francesco Zet, den Örjan Kihlström mit einem Zwischenspurt nach einer Runde an die Seite des Piloten legte.
Schon im letzten Bogen zeichnete sich die erste V85-Überraschung ab, als A Fair Day auf 10er Tempo forcierte und ihm der 12:10-Favorit zum Entsetzen seiner zahlreichen Anhänger nicht zu folgen vermochte. A Fair Day zehrte von seinem Vorsprung und kam eher leicht denn sicher in 1:12,6/2640 Meter nach Hause. Francesco Zet musste sich dagegen strecken, um den von Björn Goop im Speed gebrachten Immortal Doc knapp auf Distanz zu halten. Keine Rolle spielte im Finish trotz der Innenlage hinter A Fair Day Hamburg-Sieger Stens Rubin, der noch bis auf Rang sechs zurückfiel.
Ergebnis: https://sportapp.travsport.se/race/raceday/ts610283/results/3
78 Prozent aller V85-Systeme (2.089.515) waren damit schon nach dem ersten Rennen raus, was den ATG-Machern nicht unbedingt geschmeckt haben dürfte. Dafür hatte der Umsatz der V85-Premiere mit 145.316.108 SEK (rund 13.300.000 Euro) alle Erwartungen übertroffen.
Die V85 ging dann allerdings halbwegs formgemäß weiter. In der STL Stodivision gab M.T.Tomorrows Hope (39:10) mit Carl Johan Jepson der etwas höher taxierten Princess of Divine (33:10) das Nachsehen. Im Johan Jacobssons Minne rang der dänische Derbysieger Kreadlys Lew (30:10) mit Joakim Lövgren Kosing auf der Linie nieder, bevor in der STL Klass III Googoo Sensation (48:10) mit Rick Ebbinge eine solche durch den schlussstarken Nimczyk-Schützling Diego Face (268:10) mit Robin Bakker verhinderte.
Als die Gocciadoro-Stute Celiaz (18:10) im STL Diamantstoet patzte und stattdessen Nilla Lane (31:10) mit Johan Untersteiner gewann, lichteten sich die V85-Reihen weiter.
Wer bis zum Ende durchkam und alle acht Sieger auf seinem Schein hatte, durfte sich zum Mindesteinsatz von 5 Cent über eine Auszahlung von 17.460 Euro freuen.







