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„La Ballérine“ und JMB auf dem Gipfel
28. Januar 2019

Drei Spitzentraber passierten im furiosen Fight um jeden Zentimeter - das ist durchaus wörtlich zu nehmen - den Zielrichter auf einer Linie, und als nach Sekunden des bangen Wartens der Sieger ausgerufen wurde, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Es war 20 Jahre nach Moni Maker und somit erstmals in diesem Jahrhundert eine Siegerin, und die war nicht nur bei 35:10 die Favoritin am Totalisator, sondern auch jene der Herzen, sofern dies in einer französischen Brust schlug. Die wegen ihren zierlichen, schlanken Gestalt, ihrer eleganten Erscheinung und dem stolzen „Posing“ - ohne Check aufgeboten schwebt sie meist mit rundem Hals und auf die Brust gesenktem Kopf über die Bahnen Frankreichs - längst als „la Ballérine“ geadelte Bélina Josselyn darf sich nach dem 20. Coup ihrer Karriere mit Fug und Recht das „Prima“ davorsetzen und ist nun auch nach Gewinnsumme die Beste ihres Fachs in dem monströsen gallischen „B“-Jahrgang, der 2011 das Licht der Welt erblickt hat.

Belina J

405.000 Euro hievten sie über die Zwei-Millionen-Marke (2.127.430 Euro) und damit endlich an Billie de Montfort, der Championesse der ersten Jahre, vorbei, deren Konto bei auch nicht zu verachtenden 1.791.916 Euro stehen blieb. Die erstmals am 19. Mai 2015 und damit noch später als ihr Klassenkamerad Bold Eagle ins Gruppe-Geschäft eingestiegene Love-You-Tochter - zu jener Zeit hatte Billie längst acht Gruppe-Siege und etliche prächtige Platzierungen samt 800.000 Euro auf dem Kerbholz - bewies einmal mehr, das alles zu dem kommt, der warten kann. Mühsam und steinig waren die ersten Schritte auf gehobenem Parkett, häufig vermasselten ihr auf dem Weg nach oben Galoppaden samt roten Karten die Tour, fast schon extrem war sie von der Hand ihres Trainers Jean-Michel Bazire abhängig, der sich letzten Endes bei der schwierigen Qual der Wahl wohl auch aus diesem Grund für sie und gegen Davidson du Pont entschieden hat.

Zumindest am heutigen Tag, an dem nach vormittäglichen Regenschauern am Himmel erstmal Ruhe war, als das erste Rennen begann, jedoch pünktlich zum Start des Amérique der Regen einsetzte, dürfte „Jean-Mi“ froh gewesen sein, dass Wallache im Rennen der Rennen als Anachronismus immer noch nicht zugelassen sind. Mit Looking Superb hatte er ohnehin noch einen norwegischen Underdog im Rennen, der nach seiner Gewinnsumme von 139.122 Euro laut Ausschreibung gar nicht hätte starten dürfen, hätte ihn der 20fache „Sulky d’Or“ nicht als Sieger des Prix Ténor de Baune auf sportlichem Weg qualifiziert. Und dann gibt’s ja weiterhin Aubrion du Gers, zwei Millionen Euro schwer und der erklärte Liebling des Meisters, der als Kastrat außen vor bleiben muss.

20 Jahre nach Moni Maker, mit der er für Jimmy Takter seinen ersten Prix-d’Amérique-Sieg herausfuhr, schrieb sich der 47-Jährige nach Késaco Phédo (2004) und Up and Quick (2015, für Franck Leblanc) zum vierten Mal in die nobelste Ehrenliste ein, die der Trabrennsport weltweit zu bieten hat - und zum zweiten Mal auch als Trainer.

„Alles Bazire oder was“ lautete zudem die Devise bei den „Übungsleitern“. Drei Kanonen hatte er am Ablauf, die die Prämien eins, zwei und vier abschossen - macht 702.000 der 900.000 Euro, die in die Stallkasse des Mannes aus Le Mans flossen. Ein Resultat wie in Zeiten des legendären „Pape de Vincennes“ Jean-René Gougeon. Fast hätte das vermeintlich stumpfeste seiner Geschütze für die ganz große Sensation gesorgt, denn erst mit den tatsächlich letzten Schritten gelang es Bélina Josselyn, sich an Looking Superb vorbei zu raufen. Vor dem norwegischen Außenseiter hatte Bazire alle Spötter immer wieder gewarnt: „Lasst euch von den paar Euro, die er auf dem Buckel hat, nicht blenden - er ist nicht viel schlechter als die anderen Beiden. Ich merk’s ja im Training.“ Die wie ein Mantra geäußerte Botschaft vernahmen sie wohl, doch bei Sieg-Odds von 670:10 fehlte fast allen der rechte Glaube.

Wo helles Bazire-Licht strahlt, sind andererseits große Schatten. Im größten stand Sébastien Guarato, dessen fünfköpfige Kompanie ein regelrechtes Waterloo erlebte. Billie de Montfort und Valko Jenilat hatte ohnehin niemand Chancen ausgerechnet, Eridan geriet dicht bei Bélina Josselyn mit dem sechsten oder siebenten Platz vor Augen auf der Zielgeraden aus dem Takt (bis dahin grüßte lediglich Délia du Pommereux nach einem Fehler auf den ersten 200 Metern vom Turm), Carat Williams blieb durchweg im hinteren Mitteltreffen stecken. Bold Eagle sollte sie in negativer Hinsicht alle toppen, wenngleich er der Einzige der Truppe war, der als Sechster einen Obolus einheimste. Was nützt es, dem „Adler“ zum zweiten Mal in seiner furiosen Karriere die Vordereisen abzunehmen und ihn dann wie schon bei der Generalprobe im Prix du Bourbonnais halbseiden eintreten zu lassen? Vorn spielt die Musik, und dort bliesen von Anfang an genau jene Vier kräftig ins Horn, die letztlich auch die ersten vier Plätze unter sich ausfochten, während Bold Eagle vom Fleck weg 30 Meter dahinter als Drittletzter über den Parcours dümpelte. Im Bourbonnais hatte er es mit einer spektakulären Harakiri-Aktion versucht und wurde als Sechster gestutzt, diesmal wartete Franck Nivard länger, tauchte 500 Meter vorm Ziel zumindest mal in der Nähe von Bélina auf - und hatte auf den entscheidenden Metern wenig zuzusetzen. Besser konnte da Propulsion gefallen, der ähnlich miserable auf die Füße fand, aber sehr viel schneidiger zu Platz fünf sprintete, als das Schlupfloch endlich da war.

Wie Guarato dürfte Philippe Allaire nicht sonderlich „amused“ gewesen sein, obwohl der 57jährige „Mann für die jungen Pferden“ sich von Hause aus nicht allzu viel ausrechnen konnte. Charly du Noyer ist seit Monaten ein Schatten früherer Glanzzeiten, für Traders war es sicherlich keine gute Idee, ihn nach dem offensiv geführten und mit dem Ehrenplatz belohnten Prix du Cornulier nur eine Woche später in die hammerharte Amérique-Schlacht zu schicken, und zum bitteren Ende verpasste der brave Bird Parker als Achter knapp die kleinste Prämie.

Impressionen

Der Rennverlauf

Sich auf gar keine langen taktischen Spielereien einlassen wollten Readly Express und Davidson du Pont, die von weit außen loslegten wie die Feuerwehren. Besser konnte es lediglich Uza Josselyn, mit der Gabriele Gelormini sich vor diesem Duo, dem innen Billie de Montfort und Lionel folgten, das Kommando sicherte. Die für ihre Verhältnisse geradezu explosiv eintretende Bélina Josselyn führte Spur zwei an vor Eridan, Charly du Noyer, Bahia Quesnot, Urlo dei Venti, Carat Williams und Valko Jenilat, während sich Looking Superb vor Bird Parker und Bold Eagle in Linie drei produzierte und Traders gar in vierter Spur herumgeisterte. Nach 500 Metern beorderte Franck Ouvrie Davidson du Pont in Spur zwei - eine Bewegung, die Björn Goop mit Readly Express sofort mitging und Bélina Josselyn damit den perfekten Windschatten bot. Wie sehr Bazire von seiner Ballerina überzeugt gewesen sein muss, zeigte sich wenig später, als er den in dritter Spur heran dampfenden Looking Superb vor der Füchsin einscheren ließ und somit auf Readly Express eine komplette Gespannlänge herschenkte. Dieser Schuss hätte bei der Klasse des Titelverteidigers durchaus nach hinten losgehen können. Ging er aber nicht, denn der musste, nachdem Davidson du Pont nach einem Kilometer Uza Josselyn endlich von der Spitze gedrängt hatte, bis zum fulminanten Ende durch die Todesspur ackern und versah diesen Knochenjob mit Bravour.

Ansonsten änderte sich recht wenig. Bold Eagle hatte sich mittlerweile ein wenig ins sechste Paar außen vorgearbeitet und Propulsion halb neben, halb hinter sich, während Traders bergauf den Dienst in dritter Spur einstellte und zurückfiel. Bei nicht übermäßig zügigen 1:12,4 für 2200 Meter begann Björn Goop ab der Einmündung der kleinen Bahn, energisch auf die Tube zu drücken. Da hatte er die Rechnung jedoch etwas ohne den Wirt Davidson du Pont gemacht, der sich zäh wie Leder wehrte und einfach nicht unterzukriegen war. Bei nunmehr knallhartem Tempo strich Uza Josselyn im jenem Maß die Segel, wie der Bazire-Zug auf dem zweiten Gleis zum finalen Showdown fahrt aufnahm. In dritter Spur griff zunächst - das tausendfache überraschte Augenwischen begann - der norwegische Orlando-Vici-Sprössling an, dem Bélina Josselyn wie ein Schatten folgte. Vier Lägen dahinter löste nun auch Franck Nivard bei Bold Eagle die Bremse, doch flog der Adler nur mit lahmen Flügeln und machte auf das vorweg preschende Quartett keinen Zoll Boden wett. Hinter ihm hatte sich Propulsion in die Freiheit gemogelt und zog sehr viel effektiver durch, doch auch der Muscle-Hill-Sohn hatte keine Chance, ins vorn lichterloh brennende Gefecht einzugreifen. Erst 50 Meter vorm Pfosten hatte Readly Express den erbitterten Widerstand Davidson du Ponts gebrochen und sofort den Quälgeist Looking Superb am Hals, der Zentimeter um Zentimeter näher rückte. Dann kam auf den wirklich allerletzten Drücker Bélina Josselyn angerauft und streckte ihre rote Nase um Hauptesbreite vor den lediglich um eine Nasenspitze getrennten Kampfhähnen ins Ziel. Mit 1:11,7 blieb sie um eine halbe Sekunde über dem Rennrekord, den Bold Eagle seit 2017 hält und den Readly Express vor einem Jahr egalisiert hatte. 

Bazire, der seine Pferde stets - und das nach alter Väter Sitte mit Scherriemen und Notgurt - eigenhändig anspannt und das Défilée vor dem Rennen neben Bélina im Schritt absolvierte, war unmittelbar nach dem Triumph ein stiller Genießer: „Ich war sehr zuversichtlich, weil die Stute perfekt vorbereitet war. Einige knifflige Situationen gab’s trotzdem - am Start, als sie für Momente nur auf einer Hand ging, und eingangs des Einlaufs, wo ich einige Schwierigkeiten hatte, sie nach außen zu dirigieren. Als sie endlich gerade stand, war das Spiel fast schon verloren. Das ist die Krönung meiner Laufbahn, weil auch die beiden Anderen so grandios durchgehalten haben.“

Alexandre Abrivard: „Unglaublich, was Jean-Mi aus diesem Looking Superb gezaubert hat. Mitte des Einlaufs dachte ich zu gewinnen. Aber auch der Ehrenplatz ist Gold wert; enttäuscht bin ich kein bisschen. Es ist fast schon eine Ehre, nur von Jean-Mi bezwungen zu werden.“

Björn Goop: „Natürlich ist man nach solch einer hauchdünnen Niederlage im ersten Moment etwas enttäuscht, aber Readly Express hat sich grandios verkauft und ist einfach an einer Lady gescheitert, die in diesem Jahr das entscheidende Quäntchen besser war. Über den Verlauf kann ich mich nicht beschweren - für Readly war er ideal. Lange habe ich an den Sieg geglaubt; vielleicht hat der Umstand, dass ich ihn zu Beginn der Zielgeraden für einen Moment aufnehmen musste, den Ausschlag gegeben.“

Daniel Redén: „Wir sind schlichtweg am mäßigen Start gescheitert. Tatsächlich war er in meinen Augen trotz des kurzen Trainingsstopps Ende Dezember gut genug für den Sieg. Aber das Loch tat sich viel zu spät auf - was er dann gezeigt hat in der höllisch schnellen Endphase, war beeindruckend. Einen weiteren Start in Vincennes wird’s eher nicht geben. Wir kehren nach Schweden zurück, um ihn auf den Elitloppet vorzubereiten.“

Franck Nivard: „Entscheidend war der Start, wo ich einfach keinen Durchschlupf gefunden habe, um früh in vordere Gefilde zu kommen. Gegen diese Klassepferde in einem solchen Mammutfeld ist’s dann verdammt schwer, anfangs verlorenes Terrain wettzumachen. Liegt Bold Eagle an Bélinas Stelle, sieht‘s ganz anders aus…“

Pierre Pilarski: „Bold Eagle hat überhaupt nicht ins Rennen gefunden und musste letztlich fünf Pferde vor sich akzeptieren, die es wesentlich glücklicher angetroffen haben. Bei uns ist heute praktisch alles schief gelaufen.“

 

98. Prix d’Amérique (Gruppe I int., vier- bis zehnj. Hengste und Stuten)

2700m Bänderstart ohne Zulage, 900.000 Euro

1.      Bélina Josselyn              11,7    Jean-Michel Bazire            35

         8j. Fuchsstute von Love You a.d. Lézira Josselyn von Workaholic

         Be / Zü: Ec. Pascal & Yvan Bernard; Tr: Jean-Michel Bazire

         Pfleger: Jean-Yann Ricart

2.      Looking Superb              

3.      Readly Express             

4.      Davidson du Pont          

5.      Propulsion                      

6.      Bold Eagle                      

7.      Uza Josselyn                 

8.      Bird Parker                     

9.      Urlo dei Venti                 

10.    Bahia Quesnot               

11.    Carat Williams                

12.    Lionel                              

13.    Billie de Montfort            

14.    Valko Jenilat                  

15.    Charly du Noyer            

16.    Traders                           

         Eridan                             

         Délia du Pommereux     

11,7    Alexandre Abrivard 

11,7    Björn Goop 

11,8    Franck Ouvrie 

12,0    Örjan Kihlström

12,1    Franck Nivard 

12,2    Gabriele Gelormini

12,3    Jean-Philippe Monclin

12,4    Antonio Greppi

12,5    Junior Guelpa 

12,5    David Thomain

12,6    Göran Antonsen

12,6    Pierre-Yves Verva

12,7    François Lagadeuc

12,9    Pierre Vercruysse 

13,5    Yoann Lebourgeois

dis.r.    Eric Raffin

dis.r.    Damien Bonne 

670

42

150

61

38

1920

220

1560

1470

920

960

3050

3070

2840

450

320

670

Sieg: 32; Richter: Kampf Kopf - k.Kopf - 1 - 4 - 1½ - ¾ - 1½ - 2 - 1 Länge; 18 liefen

Zw-Zeiten: 10,8/1200m - 11,7/1700m - 12,4/2200m

Wert: 405.000 - 225.000 - 126.000 - 72.000 - 45.000 - 18.000 - 9.000 Euro

Rennvideo: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2019-01-27/7500/5

Fahrerpräsentation: https://www.youtube.com/watch?v=Ed8rD-bzUdg

Der letzte Blick gilt dem Umsatz: Durch den PMU-Toto flossen aus allen Teilen der Welt allein im Prix d’Amérique 18.580.947 Euro (Vorjahr 21.136.156), davon 9.655.953 Euro (Vorjahr 10.292.702) in der mit einem Zwei-Millionen-Euro-Jackpot aufgepeppten Quinté+-Wette.