++ Heute: 2.845.000-Kronen-Finale zum Paralympiatravet in Åby - Je 2 Mio. Kronen in den Endläufen zum Drottning Silvias Pokal (Robbin Bot mit Stall Gerrits Ninetta Boko) und zum Konung Gustaf V:s Pokal (mit Stall Adamas' Remember Me) - In der Bronsdivision Karin Walter-Mommerts Beachcomber (Joakim Lövgren) vs. Frankie Godiva (Markus Waldmüller) - Beginn 14:35 Uhr ++ ++ Wien: Unter Verbesserung des acht Jahre alten Bahnrekords von Stark Bi (1:12,0) auf 1:11,7/1600 Meter gewinnt Werner Pietsch' Purple Rain mit Michael Nimczyk den Preis der Stadt Wien (15.000 Euro) vor Juliano Mo und Oscarello - Tyron Hill (Josef Franzl) nach Startfehler chancenlos - Der Goldhelm drei Mal als Catchdriver für Sascha Fischer, u.a. mit Västerbo Garonne - Thomas Hierls Fan d'Arifant (Erich Kubes) sichert sich das 5.000-Euro-TF-Rennen in 1:15,0/2100 Meter ++ ++ Sonntag: Gastspiel von Michael Nimczyk in München - Zehn Rennen ab 14:00 Uhr ++ ++ Mittwoch: Vorläufe zum Schwarzer-Steward-Rennen und drei PMU-Prüfungen in Hamburg - Beginn 18:15 Uhr ++ ++ Donnerstag (Christi Himmelfahrt): Run auf Magdeburg - Vier Trabfahren mit 45 Startern ++
Groschengrab Face Time Bourbon
04. März 2020

Vier Gruppe-Aufgaben - je zwei im Monté und Attelé - bildeten das Gerüst der Veranstaltung, die als letzten großen Programmpunkt ein Gruppe-I-Rennen auf der Karte hatte: Den Prix de Sélection, jenen klassischen Vergleich der einheimischen Vier- bis Sechsjährigen, bei dem die Jüngsten - heuer die Generation „G“ - seit 2014 nur mehr 25 Meter vor den Erfahrenen loslegen dürfen. Das Gegenstück des Prix des Centaures für die Reiterei wurde durch die Teilnahme von Amérique-Sieger Face Time Bourbon geadelt, wartete mit einem Novum auf und kostete die staatliche Wettorganisation PMU bares Geld.

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Face Time Bourbon wiederholt seinen Vorjahressieg (Foto: letrot.com)

Erstmals hatte kein Vierjähriger Lust, vor den Älteren auf der Flucht zu sein - im Vorjahr hatte Face Time Bourbon in sagenhaften 1:10,8 dem damaligen Titelverteidiger Davidson du Pont (1:10,1) keine Chance gelassen -, und auch von den 2015 bzw. 2014 Geborenen war es nur ein Septett, das mit dem Ready-Cash-Sohn der italienischen Scuderia Bivans die ziemlich ungleichen Waffen kreuzen wollte. Gibt es im Sport überhaupt einen „Unverlierbaren“, so hieß der an diesem Wochenende Face Time Bourbon, in Traberkreisen längst schon mit dem ehrfurchtsvollen Kürzel „FTB“ markiert. Weil die PMU zehn Prozent Rendite garantiert, wurden die Platzwetten geradezu säckeweise per Schubkarre auf ihn abgeladen: 1.396.092 der insgesamt auf Platz getätigten 1.541.884 Euro entfielen auf die Startnummer „8“ - von 15 Prozent Abzügen für die PMU blieb da keine Spur.

Frankreichs Dauergast Björn Goop, dem in den zurückliegenden Wochen nicht allzu viele Volltreffer gelungen waren, ließ die „turfistes“ keine Sekunde schwitzen. Weit außen knatterte er mit dem „perfekten Rennpferd“ (Goop und Trainer Sébastien Guarato unisono) wie ein Formel-I-Bolide vom Start. Natürlich war der Rest darauf erpicht, ihm bei der brutalen 1:07,5-Ansage für die ersten 700 Meter keine Steine in den Weg zu legen, sondern das Plätzchen in seinem Windschatten zu ergattern. Ausgerechnet Etonnant, der unterm Sattel im Prix de l’Île de France einen Bilibili zu 1:10,0 getrieben und dem man noch am ehesten zugetraut hatte, „FTB“ unterwegs zu zwicken und zu zwacken, legte im strammen Galopp los mit Riesensätzen, als müsse er einen Wassergraben queren. Merkwürdigerweise sah er nicht die rote Karte, sondern durfte am Feldende weitermachen und produzierte sich nach 1500 Metern vor Express Jet, Flèche du Yucca und Fairy White sogar als Anführer der zweiten Reihe. Den Platz im Sog des Favoriten hatte der Ténor-de-Baune- und Belgique-Zweite Enino du Pommereux vor Frisbee d’Am und Fighter Smart inne.

Im gaaanz gemütlichen Schlendergang sollte der vom Hamburger Rainer Engelke gezüchtete „Bourbone“ dann allerdings nicht nach Hause kommen: Nach einer Runde legte Etonnant die nächsten Bocksprünge ein, wurde ausgehängt und räumte den Weg frei für Enino du Pommereux. Ob er in jenem Moment ein wenig gezittert habe, wurde Guarato anschließend gefragt: „Kein Stück. Einen Mann wie Björn kannst du nicht überraschen - er weiß immer genau, was er tut.“ „Mit solch einem Pferd ist es so einfach wie Autofahren“, schilderte Goop, und so sah es auch aus. Ein kurzes Antippen des (imaginären) Gaspedals, willig beschleunigte „FTB“ gerade so viel, dass er sich Enino ohne das geringste Problem um eine Länge vom braunen Leib hielt.

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Erneuter Jubel bei Björn Goop und FTB-Besitzer Antonio Somma (Foto: paris-turf.com)

Mit 1:10,9 musste das „gefahrene“ Aushängeschild dieses Meetings - im Monté gebührt diese Ehre Bilibili - nicht mal seine Vorjahrs-Performance verbessern, um zu seinen neuen Kennzahlen zu kommen: 24 Starts, 20 Siege, 3 Ehrenplätze (zu Falcao de Laurma, Zacon Gio, Davidson du Pont), eine rote Karte, ein Rekord von 1:10,6 und ein Einkommen von 1.651.050 Euro. Wie von Guarato schon vor mehr als 1½ Jahren prognostiziert (und der ist alles andere denn ein Lautsprecher), scheint  nur der Himmel die Grenze - oder ein Zacon Gio. Auf die Duelle mit dem Ehlert-Schützling, kurioserweise von Antonio Somma, dem Eigner der Scuderia Bivans, gezüchtet und als Jährling verkauft, wartet die Traberwelt mit Hochspannung.

Sébastien Guarato: „Es war letztlich ein Kinderspiel, denn er musste nur auf den ersten und letzten 200 Metern richtig Gas geben. Ich wiederhole mich gern: Ein Pferd wie ihn hatte ich trotz eines Bold Eagle noch nie im Training - so gut und auch so unkompliziert. Seine nächsten Aufgaben werden der Prix de l’Atlantique und der Prix René Ballière hier in Vincennes am 21. Juni sein.“ Vom Elitloppet sprach der 47-jährige (noch) nicht. Die Schweden werden alles daran setzen, dieses Zugpferd am letzten Mai-Sonntag in Solvalla zu präsentieren. Doch dafür hat Pierre Pilarski, der auch Anteile an „FTB“ besitzt, noch einmal Bold Eagle ins Gespräch gebracht.

Für Björn Goop ging die Rechnung, sein Heil vorneweg zu suchen, voll auf: „Ich wollte mich in diesem kleinen Feld bewusst nicht auf taktische Spielereien einlassen. Enino ist ein toller Typ, aber ich fühlte, dass Face Time trotz des langen Meetings noch immer stark war, im Körper wie im Geist. Am Ende war’s ein leichter Sieg und für Face Time ein großartiger Winter.“ Bei der Nachfrage nach der einzigen Niederlage in diesem Zeitraum, jener gegen Davidson du Pont im Prix de France, blieb der Sonnyboy ganz Sportsmann: „Gegen ein Klassepferd wie Davidson darf auch er mal verlieren, keine Frage. Knackpunkt war Bazires Taktik, rechtzeitig stiften zu gehen, während wir uns erst eine freie Bahn suchen mussten.“

Für den „Bourbonen“ war’s nach dem Critérium Continetal und dem Prix d’Amérique der dritte Gruppe-I-Sieg im Vincenner Winter, für Goop der vierte: Der 43-jährige hatte zudem mit Gunilla d’Atout das Critérium des 3 Ans an seine reich geschmückte Fahne geheftet und stach sogar Maître Bazire aus, der dreimal die ganz große Börse abräumte: dank Davidson du Pont, Havana d’Aurcy und Bélina Josselyn.

Prix de Sélection (Gruppe I nat., vier- bis sechsj. Hengste und Stuten)
für die Sattel-Elite der Generation 2016. Wer von den 14 sollte es machen - die beiden klassemäßigen Rausgucker Grâce de Faël und Gangster du Wallon, die ob ihrer Sperenzchen reines Nervengift für alle Beteilgten sind, die soliden Gospel Pat, Gef de Play und Gainsborough, oder die beiden Newcomer auf dem großen Parkett Good Luck Quick und Garou du Chêne?

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Trotz Fehlers gewinnt Grâce de Faël in neuer Hand (Foto: letrot.com)

Nachdem Grâce de Faël nun auch ihrem Standardreiter Maxime Tijou zweimal in Folge die Gefolgschaft versagt und sich im Galopp davon gestohlen hatte, baute Trainer Thierry Duvaldestin auf Alexandre Abrivards Dienste. Doch die Anhänger des Sattelchampions, der derzeit auf einer Monsterwelle reitet und vermutlich auch auf einem Besenstiel gewinnen würde, sahen ihre Felle davonschwimmen, als sich die kapriziöse Stute zu Beginn einige Sprünge leistete und ans Ende des großen Feldes fiel. Zum Glück führt der Louis Le Bourg über 2850 Meter, und so hatte die Sam-Bourbon-Tochter ausreichend Gelegenheit, dieses Manko zu kompensieren.

Das fiel ihr umso leichter, als Gainsborough, Gangster du Wallon auf der Startgeraden sowie Give Me Seven und Général im Bogen von Joinville wegen Galopps ausgemustert wurden und Underdog Gloria Vici vor Gef de Play, Gospel Pat und Gladys des Plaines ein schneidiges Tempo vorlegte, bei dem Grâce de Faël, allmählich im Mittelfeld angekommen, auf keine weiteren dummen Gedanken kam. Bergauf wurde die enorme Physis der kräftig-eleganten Braunen mit der kleinen Schnippe immer augenfälliger. Ab dem Einschnitt der kleinen Bahn war sie vorn, allein Gospel Pat vermochte in jener Phase dran zu bleiben, und die Zielgerade wurde für sie zur Straße des achten Triumphs aus 15 Versuchen. Weit voraus ließ Alexandre Abrivard die nunmehr 230.000 Euro reiche „Begnadete“ austrudeln, was den Endspurt Guide Moi Forgans umso spektakulärer aussehen ließ. Aus dem Nirgendwo flog der Braune auf eine halbe Länge heran zum nie erwarteten Ehrenplatz.

Sieben Längen dahinter musste Gospel Pat sich auch „Bronze“ abschminken, wofür Gef de Play sich etwas kräftiger ins Zeug legte. Der von Maik Esper vorbereitete Good Luck Quick belegte einen ordentlichen sechsten Platz und war damit deutlich besser als 47:10-Favorit Garou du Chêne, der sich nach mäßigem Beginn mit größten Schwierigkeiten in vordere Gefilde raufte und als Achter nur bester der brotlosen Künstler war. Er war allerdings auch in ein rasantes Match geraten: So eilig wie Grâce de Faël mit ihren 1:13,9 hatte es noch niemand zuvor, sich in dieser Ehrenliste zu verewigen.

Prix Louis Le Bourg - Monté - (Gruppe II nat., vierj. Hengste und Stuten)
2850m Bänderstart, plus 25m ab 282.000 Euro (unbesetzt); 100.000 Euro
1.    Grâce de Faël    2850    13,9g    Alexandre Abrivard    49
    4j.br. Stute von Sam Bourbon a.d. Aquarelle de Faël von Look de Star
    Be: José Fernandes; Zü: Virginie Le Piver; Tr: Thierry Duvaldestin

2.    Guide Moi Forgan   
3.    Gef de Play   
4.    Gospel Pat   
5.    Gladys des Plaines  
6.    Good Luck Quick 
7.    Gélinotte du Rib   
8.    Garou du Chêne   
9.    Gloria Vici   
10.  Gaia du Pont 
       Give Me Seven  
       Général   
       Gainsborough   
       Gangster du Wallon   
2850    13,9    Christopher Corbineau   
2850    14,4    Adrien Lamy   
2850    14,4    David Thomain   
2850    14,8    Eric Raffin   
2850    14,8    Matthieu Abrivard   
2850    15,1    Jean-Loïc Claude Dersoir   
2850    15,1    Paul-Philippe Ploquin   
2850    16,2    Florian Desmigneux   
2850    22,4    Aurélien Desmarres   
2850    dis.r.    Mathieu Mottier   
2850    dis.r.    Anthony Barrier   
2850    dis.r.    Yoann Lebourgeois   
2850    dis.r.    Benjamin Rochard   
280
130
170
110
120
540
47
850
1330
300
140
98
51

Sieg: 49; Richter: leicht ¾ - 6½ - 1 - 5 - Kopf - 4 Längen; 14 liefen
Zw-Zeiten: 12,9/1350m - 13,8/1850m - 14,1/2350m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro

Evangelina auf Wolke sieben

In welche Höhen es auch für sie mal gehen könnte, bekamen die Jungspunde im nächsten Halbklassiker vorgeführt. Nach dem „internationalen“ Prix Henri Desmontils, einem Trabreiten der Kategorie III um 90.000 Euro über gleichfalls 2850 Meter, müssen sie sich, nimmt man die erzielten Zeiten, keine Sorgen machen, dort mithalten zu können. Grâce de Faël hatte 1:13,9 vorgelegt, Evangelina Blue war in 1:14,2 am Ziel des Wunsches, der „neunter Karriere-Sieg“ lautete und zugleich ein krönendes Ende eines für die Stute der Marys höchst ergiebigen Meetings bedeutete, an dessen Ende ihr Portfolio bei 662.00 Euro steht. Damit durchkreuzte sie den Plan Caban Priors gründlich, der als Wallach an den wichtigsten Monté-Prüfungen nicht teilhaben durfte und für 2,4-fache Sieg-Odds den Finger heben wollte, dass er beileibe nicht schlechter sei. Für das Familienpferd der Desmarres‘, das Aurélien im Vordertreffen versteckte, reichte es streng innen entlang geradeso zu Platz drei.

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Nach dem Centraues der nächste Big Point für Evangelina Blue (Foto: paris-turf.com)

Mit Evangelina Blue ließ sich Mathieu Mottier klug von Tempomacherin Bilooka du Boscail ziehen, konnte, als die äußere Führungsspielerin Evidence Roc 500 Meter vorm Ziel schachmatt war, bequem nach außen und rang ihre Lokomotive in Windeseile nieder. Der Weg außen um Evidence Roc herum mag das vorentscheidende Zünglein an der Waage zuungunsten Etoile de Bruyères gewesen sein. Kaum kreuzte Adrien Lamy mit der Braunen mit der breiten Blesse an Evangelinas Seite auf, als diese spielerisch den nächsten Gang einlegte und dann mal auf drei Längen weg war. Der „Stern“ von Charles Dreux musste sich um den Ehrenplatz mächtig strecken, denn neben Caban Prior rückten ihr auch Exotica de Retz und die nach Enquête als Fünfte disqualifizierte Carla du Châtelet gehörig auf die Pelle.

„Ich bin überglücklich“, sprudelte es aus Besitzer und Trainer Jean-Philippe Mary hervor, „nach einem Sieg im Prix des Centaures ist es auf diesen Höhen nie einfach nachzulegen, denn die Konkurrenz schläft nicht und ist ja auch nicht von Pappe. Außerdem ging’s heute 650 Meter weiter - das bedeutet eine kleine Trainingsanpassung. Wieder mal war sie exzellent und hat ganz leichtfüßig gewonnen, wie Mathieu berichtete.“ Aurélien Desmarres hingegen grummelte: „Ich wollte nicht unbedingt die Lokomotive für andere spielen, darum bin ich beim Anstieg innen geblieben. Wir verlieren das Rennen, weil wir in dem Moment, als vorn die Post abging, keine freie Bahn haben.“

Eine gerührte Delphine Beaufils Ernault bedankte sich bei Exotica de Retz: „Sie hat als Vierte noch einmal alles gegeben - so wie in unzähligen Schlachten zuvor. Das war ihr Abschiedsgeschenk - sie wird nun in die Zucht wechseln. Damit endet eine wunderschöne Geschichte. Sie hat mich zu vier halbklassischen Siegen getragen. Das sind Erinnerungen, die auf ewig bleiben. Einziger kleiner Wermutstropfen ist, dass ihr der ganz große Wurf in einem Klassiker versagt geblieben ist.“

Prix Henri Desmontils - Monté - (Gruppe III int., Fünf- bis Elfj.)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 650.000 Euro sowie für den Sieger des Prix de Cornulier 2020 (unbesetzt); 90.000 Euro
1.    Evangelina Blue    2850    14,2    Mathieu Mottier    52
    6j.br. Stute von Speedy Blue a.d. Happy Blue von Workaholic
    Be / Tr: Jean-Philippe Mary; Zü: Cathérine Dabouis-Mary

2.    Etoile de Bruyère  
3.    Caban Prior   
4.    Exotica de Retz   
5.    Bilooka du Boscail   
6.    Vivier de l’Oison   
7.    Evidence Roc  
8.    Volcan de Bellande 
9.    Accord Marjacq   
       Carla du Châtelet
2850    14,3    Adrien Lamy   
2850    14,4    Aurélien Desmarrres   
2850    14,4    Delphine Beaufils Ernault   
2850    14,6    Matthieu Abrivard   
2850    14,6    Cindy Saout   
2850    15,0    Emilie Le Beller   
2850    15,2    Noémie Hardy   
2850    16,1    Fabien Gence   
2850    5.dai    François Lagadeuc   
51
24
190
61
200
870
920
940
100

Sieg: 52; Richter: leicht 2½ - ½ - ¾ - (¾) - 2½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 14,4/1350m - 15,0/1850m - 14,4/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro

Wie im Vorjahr: Die Bazires eins - zwei

…im Prix du Plateau de Gravelle, dem letzten herausragenden „Attelé“ für erfahrene internationale Kämpen. Wieder war Jean-Michel der unangefochtene Chef im 2100 Meter kurzen Ring und krönte sein Winter-Meeting. Waren es 2019 Bel Avis und Abydos du Vivier, die die ersten beiden Ränge unter sich ausmachten und die 90.000 Euro wertvolle Prüfung zur Stallmeisterschaft umfunktionierten, so hießen die Protagonisten nach Absage seines dritten Musketiers Valokaja Hindö nun Dorgos de Guez und Colonel.

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Bazire-Einlauf im Prix du Plateau de Gravelle (Foto: canalturf.com)

Mit  Startplatz „2“ exzellent bedient, setzte „JMB“ mit dem letztens durch viel Pech um eine Prämie gekommenen, weil eingekesselt disqualifizierten Wallach alles auf eine Karte. In einer irren Anfangsphase, bei der für 200 Meter 1:02,1 gestoppt wurden, gelang es ihm, den ebenfalls gerne vorneweg marschierenden „Einser“ Mindyourvalue W.F. auszustechen. Im Bogen von Joinville wurde es einen Tick langsamer, und das nutzte Nicolas Bazire, Colonel die Sporen zu geben. Der Vater ließ den Sohn zu Beginn des Anstiegs vorbei und hatte dahinter bald die Qual der Wahl: Innen bleiben oder nach außen wechseln, bevor er eingebaut werden konnte. „JMB“ entschied sich für Variante eins und wurde prompt vom nach außen dirigierten Mindyourvalue W.F. und den sich ankoppelnden Détroit Castelets, Drôle de Jet, Câlin de Morge und Cirrus Atout festgenagelt.

Der 48-jährige baute konsequent darauf, dass sich innen wie so häufig auf Frankreichs langen Zielgeraden schon irgendwie ein Löchlein öffnen würde. Ein Narr, der Schlechtes dabei denkt: Natürlich wich Colonel unauffällig so weit nach außen, dass der Fuchs mit der markanten breiten Blesse als Jubiläumsgeschenk - es war sein 50. Start - mit Hurra zum 21. Sieg hindurch flitzen konnte. Sonst kam keiner mehr am Colonel vorbei - auch Détroit Castelets nicht, dem man als lange Zeit potentiellem Amérique-Starter zugetraut hatte, die Bazires ernsthaft zu piesacken. Der Néoh-Jiel-Sohn holte sich immerhin ganz leicht Platz drei vor den Kopf an Kopf die Linie passierenden Mindyourvalue und Ange de Lune, von denen der Schwede um ein paar Millimeter besser war.

Es war der sage und schreibe 83. Meeting-Sieger aus dem „Entraînement Bazire“, wozu der 20-fache Sulky d’Or als Fahrer das größte Scherflein beigetragen hat. Erst im Vorjahr hatte seine Equipe die Bestmarke auf 71 Schleifen geschraubt.

Prix du Plateau de Gravelle (Gruppe III int.; Vier- bis Elfj., keine 650.000 Euro sowie ohne die ersten Drei der Prix d’Amérique, France & Paris 2020)
vergeben, und fast hätte es in jenem „Internationalen“ für Sechsjährige für die arg gebeutelte deutsche Züchter- und Besitzerschar, an der dieses Meeting so gut wie komplett vorbeigelaufen ist, ein kleines Happy-End gegeben. Dem von Wolfgang Nimczyk entsandten Mister Ed Heldia machte Catchdriver Eric Raffin vom Fleck der 2875 Meter oder zwei Runden auf der „petite piste“ weg enorm Beine, trat die Führung rasch an Equiano ab, der sie umgehend an David Thomains Vastaz Font Mil weiterreichte, und lauerte geduldig auf seine Chance.

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Nur Zentimeter fehlten Mister Ed Heldia zum Sieg (Foto: zeturf.com)

Die kam im Schlussbogen, und in einem bis zum Zielpfosten Spitz auf Knopf stehenden Dreikampf, der zum Abschied aus Vincennes noch mal die ganze Rasanz des Sports unterstrich, fehlte dem als 38:10 aufgezogenen Mister Ed nur ein „halber Kopf“, um den 16.650 Euro wertvollen ersten Scheck zu erhaschen. Doch auch so war’s beim dritten Anlauf im Temple du Trot die beste Leistung des Conway-Hall-Sohnes, der andererseits nur einen „Kopf“ vor Earl Chick, dem besten der allenfalls drittklassigen Franzosen, 9.250 Euro Bares nach Willich mitnahm und Deutschlands bescheidene Hoffnungen auf Besseres im Frühjahrs-Meeting nährte.
Das beginnt in knapp drei Wochen am Freitag, 20. März mit einer sieben Vergleiche umfassenden „sémi-nocturne“, in der ab 18.40 Uhr magere 251.000 Euro verteilt werden. Einziges „International“ wird ein Monté für sechs- bis achtjährige „Europäer“ sein, die keine 165.000 Euro reich sind. Weil sich der Reiternachwuchs der Aspiranten annimmt, dürfte sich der auswärtige Andrang in Grenzen halten.