++ Vincennes: Grandioser Django Hill gewinnt für Ute Brocker und Karin Walter-Mommert nach einer Glanzfahrt von Michael Nimczyk den Prix Ara (41.000 Euro) aus zweiter Reihe in 1:11,7/2100 Meter ++ ++ Kalmar: Karin Walter-Mommerts JFK mit Markus Waldmüller Zweiter in 1:15,6/2140 Meter ++ ++ Padua: Karin Walter-Mommerts Fire Wise As siegt mit Paolo Scamardella in 1:15,1/1640 Meter - Odense: Christiansen-Schützlinge Larsson und Happy Love AV mit Birger Jörgensen siegreich in 1:11,3/1640 Meter bzw. Dritte in 1:16,5/2140 Meter ++ ++ Samstag: Acht Rennen in Mönchengladbach ab 14:00 Uhr ++ ++ Pfingstsonntag: Schwarzer-Steward-Finale, Deutsche Amateurmeisterschaft und Dreijährigen-Kriterien in Hamburg - 13 Prüfungen ab 13:30 Uhr ++ ++ Pfingstmontag: Auftakt zum Pfingstmeeting in Pfarrkirchen - Großer Preis vom Spielcasino Bad Füssing (21. Euro Cup) um 10.000 Euro - Zwölf Rennen ab 14:00 Uhr ++ ++ Pfingstdienstag: Bayerisches Zuchtrennen um 20.000 Euro - Michael Nimczyk, Marciano Hauber und Gerhard Mayr zu Gast - Elf Prüfungen ab 14:00 Uhr ++
Die heiße Rache des Monsieur Bazire
17. Februar 2020

Lediglich Dijon, Erminig d’Oliverie - beide nach Gewinnsumme zu leicht für den Amérique - und Montdore als einziger gebürtiger Schwede waren neu dabei und spielten erwartungsgemäß keine Rolle.

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Einen Tick zu spät kommt Face Time Bourbon gegen Davidson du Pont (Foto: letrot.com)

So knapp, wie Davidson du Pont mit 2,3-fachen Sieg-Odds gegen Face Time Bourbon, der sich bei 24:10 einpendelte, in der Gunst der Wetter vorn lag, so heiß her ging es zum furiosen Ende zwischen diesen beiden Granden, bei dem all jene, die sich ihres Wettgewinns auf den Schützling Jean-Michel Bazires Mitte der Zielgeraden sicher wähnten, noch mal höllisch ins Schwitzen gerieten. Drei, vier Längen lag Davidson du Pont dort vor der hinterher hechelnden Meute - dann war für den im vorderen Mittelfeld wohl verpackten Face Time Bourbon endlich der Weg frei. Der Fünfjährige untermauerte nicht nur seinen Ruf, für die nächsten Jahre der potentielle Nachfolger eines Ready Cash, eines Bold Eagle werden zu können, sondern auch die Worte seines Fahrers Björn Goop: „Ich habe auf diesem Niveau noch nie ein Pferd in Händen gehabt, das zum Schluss derart extrem beschleunigen kann.“

Das hatte er bei seinem explosiven Spurt zum Amérique-Sieg bewiesen, und erneut legte der Ready-Cash-Sohn finale 200 Meter hin, dass selbst einem mit allen Wassern dieser Traberwelt gewaschenen Mann wie Bazire Angst und Bange wurde (siehe Interview). Nur lag der von Rainer Engelke gezüchtete Fünfjährige eben nicht wie im Amérique direkt im Windschatten Davidson du Ponts, sondern viele Positionen hinter diesem, so dass der finale Umsturzversuch haarscharf ins Leere lief. Am Ende war’s ein „Hals“, der die Beiden trennte - und ein Triumph der Taktik und „rohen Gewalt“.
Der Rennverlauf

Bazires entscheidendes Plus war die Startnummer. Von der „4“ setzte er alles auf eine Karte und war er nach wenigen hundert Metern am Guarato-Trio Valko Jenilat (1), Billie de Montfort (2) und Bold Eagle (3) vorbeigedüst, doch wurde dann Uza Josselyn fast zur Spielverderberin. Pierre Vercruysse drückte mit der französischen Dänin in Schweizer Diensten von der „7“ wie besessen. Vorbeilassen oder gegenhalten, das war die 100.000-Euro-Frage für Bazire, der sich für Variante eins entschied, Davidson jedoch mit Face Time Bourbon als Anhängsel in zweiter Spur hielt und erst mal schaute, was sich um ihn herum so tat.

France Glückwunsch

Erster Gratulant war natürlich Björn Goop (harnesslink.com)

Als die in Spur drei hängengebliebenen Vitruvio und Bahia Quesnot vorrückten, drückte Frankreichs ewiger „Maître“ das Gaspedal entschlossen durch und übernahm zu Beginn des Anstiegs den Part des Taktgebers. Erst Vitruvio, dann - ab dem Gipfel des Anstiegs - Bahia Quesnot waren bei 1:10,8 für 1100 Meter seine äußeren Begleiter. Als in dritter Spur Milligan’s School, Erminig d’Oliverie, Looking Superb und Délia du Pommereux aktiv wurden, wurde die Lage als Dritter der zweiten Reihe für den „Bourbonen“, dem Billie de Montfort und Chica de Joudes auf den Fersen waren, immer brenzliger. Das hatte sich Björn Goop sicherlich ganz anders gedacht.

Genauso hatte jedoch „JMB“ gerechnet. An der letzten Ecke ein letzter ausgiebiger Studienblick zurück - dann machte der 48-jähriger seinem Partner die Socken rasiermesserscharf. Er ahnte wohl, dass und vor allem wie Face Time Bourbon kommen würde, und unterstützte seinen Hengst ab 250 Meter vorm Ziel gewaltig. Wie wohl er daran tat, wurde auf jedem weiteren Meter augenfällig: Face Time Bourbon, durch Erminig d’Oliveries Schwächeanfall aus dem Gefängnis entkommen, schaltete den Turbo zu und fetzte mit Siebenmeilenstiefeln heran.

Ähnlich spektakulär war die Flugshow, die Délia du Pommereux weit außen von ganz hinten anzettelte. Die Niky-Tochter  unterstrich mit Platz drei einmal mehr, dass sie in der Haute Volée nach geschontem Transport auf jeder Distanz für eine bessere Prämie gut ist. Nicht minder imponierend, wie sich Bahia Quesnot als eisenharte Kämpferin durch die Todesspur zu Rang vier eine halbe Länge vor den Kopf an Kopf fightenden Vitruvio und Bold Eagle  durchbiss, und auch Billie de Montfort gab weit außen für die kleinste Prämie eine gute Figur ab.

Vom Rest hielt sich der elfjährige Valko Jenilat deutlich am besten. Die im Hintertreffen liegende Chica de Joudes versiebte zu Beginn des Einlaufs ihre Chancen im Galopp und gesellte sich zu Bélina Josselyn. Die zeigte einmal mehr, wie sehr sie auf die Hand Bazires angewiesen ist, wenn’s hart auf hart kommt: In der rasanten Startphase versagte „La Ballerina“ Alexandre Abrivard die Gefolgschaft, sah sofort rot und konnte Kräfte für den in 14 Tagen anstehenden Prix de Paris sparen. Allzu viel erwartet hatten die Fachleute von der bei 23-fachem Einsatz notierten Füchsin ohnehin nicht.

France Ehrung

Auf dem Siegertreppchen: Besitzer und Züchter Albert Rayon, JMB und die amtierende Miss France (Foto: harnesslink.com)

Mitbesitzer Jean-Yves Rayon kämpfte mit Freudentränen: „Es war sauschwer - Davidson musste so viel investieren, um in Front zu kommen, und dann hatte er kaum Zeit, mal durchzuschnaufen. Jean-Mi hat ihn prächtig in Schuss gebracht. Er weiß genau, was er tut!“ Der so Gelobte gestand, dass es am Ende knapper war als unterwegs gedacht: „Ich hätte nicht erwartet, dass Sébastiens Pferd noch mal so gefährlich würde. Er war im Schlussbogen wunderbar eingesperrt, und so bin ich mich mit Davidson energisch losgefahren. Mitte des Einlaufs seh‘ ich plötzlich eine Rakete auf uns zuschießen - so schnell, dass ich 100 Meter vorm Ziel dachte, wir würden es nicht schaffen. Doch zum Glück hat sich Davidson voll reingehängt und gekämpft wie ein Löwe. Aber jeden Tag werden wir Face Time Bourbon nicht bezwingen können. Mit getauschten Startnummern weiß ich nicht, ob wir vorn sind. Ich habe alles auf den zweiten Teil des Meetings ausgerichtet; dass Davidson nach dem Ehrenplatz im Amérique den France gewonnen hat, freut mich ungemein für seine Besitzer.“ Für Bazires war’s der vierte Eintrag auf der Ehrentafel nach Moni Maker (1999, für Jimmy Takter), Exploit Caf (2008, für Fabrice Souloy) und Bélina Josselyn (2018).

Vollauf gelohnt hat sich der schonende Aufbau für Davidson du Pont, der erst am 13. Januar 2018 erstmals auf Gruppe-Niveau vorstellig geworden ist: Siebenjährig hat er 41 Starts auf dem braunen Buckel; mit dem 13. Sieg stemmte er sein Konto auf 1.297.310 Euro. Dank der langsamen Zwischenetüden durfte Kool du Caux seinen Uralt-Renn- wie Bahnrekord behalten: Seit dessen Triumph im Prix de France am 11. Februar 2007 scheint die 1:09,8-Marke in Stein gemeißelt und wird vermutlich auch dieses Meeting überdauern.

Steinig ist Bold Eagles Weg, Timokos Gewinnsummen-Rekord von 5.006.731 Euro zu knacken. 7.000 Euro kamen heute hinzu - ergibt 4.963.617 Euro für den Adler. Seinem Nachfolger als Stolz der Franzosen ist hingegen kein Zacken aus der Krone gefallen: Es war erst Face Time Bourbons dritte reelle Niederlage (dazu kommt eine Disqualifikation) aus 23 Prüfungen; sein Guthaben beläuft sich aktuell auf 1.561.050 Euro.

Prix de France ( Gruppe I int., vier- bis elfj. Hengste und Stuten)
2100m Autostart, 350.000 Euro
1.    Davidson du Pont    11,1    Jean-Michel Bazire    23
    7j.br. Hengst von Pacha du Pont a.d. Laguna du Pont von Pélican du Pont
    Be / Zü: Albert Rayon; Tr: Jean-Michel Bazire

2.    Face Time Bourbon   
3.    Délia du Pommereux   
4.    Bahia Quesnot  
5.    Vitruvio   
6.    Bold Eagle  
7.    Billie de Montfort
8.    Valko Jenilat   
9.    Uza Josselyn   
10.  Erminig d’Oliverie  
11.  Looking Superb 
12.  Milligan’s School 
13.  Dijon   
14.  Montdore  
      Bélina Josselyn   
      Chica de Joudes   
11,1    Björn Goop   
11,3    Franck Nivard   
11,5    Junior Guelpa   
11,6    Alessandro Gocciadoro   
11,6    Eric Raffin   
11,6    Gabriele Gelormini   
11,7    Paul-Philippe Ploquin   
11,9    Pierre Vercruysse   
11,9    Adrien Lamy   
11,9    David Thomain   
11,9    Anthony Barrier   
11,9    Romain Derieux   
13,6    Yoann Lebourgeois   
dis.r.    Alexandre Abrivard   
dis.r.    Alain Laurent   
24
200
990
240
120
360
2820
400
2230
1380
1210
1960
2330
230
370

Sieg: 23; Richter: Kampf Hals - 1½ - 3 – ½ - k.Kopf - ½ - 1½ - 1½ Längen; 16 liefen
Zw-Zeiten: 07,8/600m - 10,8/1100m - 11,7/1600m
Wert: 157.500 - 87.500 - 49.000 - 28.000 - 17.500 - 7.000 - 3.500 Euro

Centaures

Evangelina Blue gewinnt zum zweiten Mal den Monté-Klassiker (canalturf.com)

Titel verteidigt

Ein ausgesprochen seltenes und vorab eher unerwartetes Ergebnis bekamen die „turfistes“ im ersten Klassiker des Tages präsentiert. Evangelina Blue war nach Tidalium Pélo (1968/69), Oligo (1984 und 1985) sowie Scipion du Goutier erst die Vierte, die sich in der Siegerliste des Prix des Centaures zum zweiten Mal verewigte. Wobei es die Älteren in diesem klassischen Vergleich der vier- bis sechsjährigen Satteltraber seit 2014 etwas einfacher haben, denn der jüngste angesprochene Jahrgang geht seitdem nur mit 25 statt wie zuvor 50 Meter Vorgabe auf die 2175 bzw. 2200 Meter weite Reise. Vorwerfen, sie hätten ihren Vorteil nicht rigoros genutzt, konnte man zumindest Zwei aus der Riege der jungen Garde nicht.

Während die ebenso laufgewaltige wie kapriziöse Grâce de Faël nach zwei abgebrochenen Startversuchen nicht zum ersten Mal mit den Nerven am Ende war und im Galopp ausfiel und auch Gladys des Plaines stotternd begann, fegte Goforme de Houëlle los wie von der Tarantel gestochen. Nach 1:06,4 für die ersten 700 Meter betrug ihr Vorsprung auf den ersten Verfolger 20 Meter, noch einmal so viel waren es auf den zweiten Gangster du Wallon, der am tiefsten Punkt der Piste schwer aus dem Rhythmus geriet. Bergauf saugte sich Gospel Pat allmählich an die Fuchsstute heran. Stück um Stück kamen auch Feeling Cash und Evangelina Blue näher, doch an der Einmündung der „petite piste“ waren die beiden Jungspunde den gestählten „Alten“ noch immer 15 Meter voraus.

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Große Freude herrschte über das Centaures-Double von Evangelina Blue (Foto: letrot.com)

Ausgangs der Schlusskurve überrannte Gospel Pat die Tempomacherin und hatte sofort Evangelina Blue an der Backe, während Favorit Feeling Cash in dieser Phase nicht sonderlich spritzig wirkte und für einige Schritte aus dem Takt kam. Obwohl von Eric Raffin rasch wieder gerade gerichtet und mit viel Verve auf Touren gebracht, reichte es nur noch zum Ehrenplatz. Evangelina Blue ließ sich den einmal ergatterten Vorteil nicht mehr entreißen und blieb sicher um 1½ Längen voraus. Für das außer in der Qualifikation noch nie im Sulky eingesetzte Homebred der Marys war dieser achte Erfolg der zweite auf Gruppe-I-Level, mit dem ihr Konto auf 621.500 Euro sprang. Elf Längen hinter dem Spitzentrio bekam die ausgepumpte Goforme de Houëlle für die Rolle des „Hasen“ 16.000 Euro gutgeschrieben; noch größer war Gladys des Plaines‘ Abstand, die die nie reell im Rennen befindlichen Galactique Mérité und Engala de Lou trotz des anfänglichen Lapsus sicher ausstach.

Laut Standardreiter Mathieu Mottier „war das Rennen wie gemacht für Evangelina. Sie liebt es, wenn unentwegt Tempo gebolzt wird und sie sich ohne Taktwechsel ziehen lassen kann. Mit Jean-Philippe war abgesprochen, sie wegen des langen Meetings nie hart anzufassen, doch war unser Fokus von Beginn an auf dieses Jagdrennen gerichtet. Bergan lief sie ein wenig nach außen und war etwas wacklig, so dass ich entschied, sie dort noch an Feeling Cash anzulehnen. Ziemlich sicher war ich mir für den Sieg, als Erics Pferd aus dem Takt geriet.“ Total happy war Jean-Philippe Mary: „Einfach phantastisch - wir haben das Double geschafft wie vor 50 Jahren mein Vater (Jean Mary/Anm.d.Red.) mit Tidalium Pélo!“ Wobei man über die im Überschwang der Gefühle rechnerisch nicht ganz korrekte Aussage geflissentlich hinwegsehen sollte.

Prix des Centaures - Monté - (Gruppe I nat., vier- bis sechsj. Hengste & Stuten)
2200m Bänderstart; Vierjährige erhalten 25 Meter Vorgabe; 200.000 Euro
1.    Evangelina Blue    2200    12,1    Mathieu Mottier    79
    6j.br. Stute von Speedy Blue a.d. Happy Blue von Workaholic
    Be / Tr: Jean-Philippe Mary; Zü: Cathérine Dabouis-Mary

2.    Feeling Cash   
3.    Gospel Pat   
4.    Goforme de Houëlle   
5.    Gladys des Plaines  
6.    Galactique Mérité  
7.    Engala de Lou   
       Grâce de Faël 
       Gangster du Wallon   
2200    12,2g   Eric Raffin   
2175    13,1     David Thomain   
2175    14,0     Adrien Lamy   
2175    15,0g   Anthony Barrier   
2175    15,1    Jean-Yann Ricart   
2200    18,8    Gaël Gervais   
2175    dis.r.    Maxime Tijou   
2200    dis.r.    Benjamin Rochard    
18
98
190
330
670
1230
140
41

Sieg: 79; Richter: sicher 1½ - ½ - 11 - 12 - 2½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 06,4/675m - 09,5/1175m - 12,8/1675m
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro