Zum Abschied: Bazires Fuchs schlägt allen ein Schnippchen
19. August 2021

Enghien, Mittwoch, 18. August 2021. Am letzten Tag des Sommermeetings wartete Enghien noch mal mit einem Leckerbissen auf, bevor das Plateau de Soisy bis zum 30. September seine Pforten schließt und das Feld des Pariser Trabersports wieder Vincennes überlässt.

Vorzeigeobjekt der um 18.27 Uhr begonnenen Soirée war der mit 130.000 Euro dotierte Prix Jean-Luc Lagardère, der, geht man nach den Eventual-Odds und der Historie der letzten Jahre, auf den Treppchen-Plätzen nicht die geringste Überraschung parat hatte. Schließlich war die Prüfung seit 2017 quasi im Privatbesitz des Jean-Michel Bazire. 2017 und 2018 mit Aubrion du Gers sowie 2020 mit Cleangame hatte der „Maître“ selbst vollstreckt (dazu bereits 2006 mit Jardy und 2013 mit Quoumba de Guez); 2019 war Christophe Martens mit Valokaja Hindö für ihn in die Bresche gesprungen.

Wie der 50-jährige mit Dorgos de Guez allerdings den nächsten Titel holte, ließ seine riesige Anhängerschar freudestrahlend auf die Barrikaden gehen. Noch im Schlussbogen der 2.875 Meter sah es ganz danach aus, als habe er sich mit dem Schlachtplan für seinen Fuchs und den wie stets in letzter Zeit von Filius Nicolas gesteuerten Davidson du Pont, die beiden Millionäre im Feld, restlos verzockt.

Zwar hatte er nach 600 Metern Violetto Jet auf der Kommandobrücke abgelöst und in der zweiten Kurve den offiziell vom „Junior“ trainierten Davidson du Pont vorbeigelassen. Der reichte den Taktstock zügig an den enorm drückenden Blues d’Ourville weiter, der ihn eingangs der Überseite an den mächtig Dampf machenden Etonnant abtrat. Und weil außen inzwischen Chica de Joudes vor Féerie Wood, Détroit Castelets und Violetto Jet, den Franck Nivard aus einer ebenso verzwickten Innenlage in die zweite Linie lanciert hatte, den Ton angab, saßen Vater und Sohn Bazire hoffnungslos in der Falle.

Dorgos-de-GUez-Enghien

Magnifique finish (Foto: travservice.dk)

Der Stil, mit dem „JMB“ sich eingangs der Zielgeraden aus dem Gefängnis quetschte, weil Nivard Violetto Jet halb in Spur drei bugsiert hatte, dort aber für Momente nicht weiterkam, hatte ein gewisses Geschmäckle und ist in Skandinavien auch schon mal mit der Disqualifikation geahndet worden. Nicht so in Frankreich, wo man Bazire mit zwei Tagen Fahrverbot belegte. In einem mitreißenden Finish, an dem das halbe Feld beteiligt war, bekam die zähe Chica de Joudes zunächst Etonnant in den Griff, bis es aus ihrem Sog Féerie Wood noch eine Kleinigkeit besser konnte.

Das war jedoch nix gegen den seine letzten ungewohnt schwachen Leistungen enorm in den Schatten stellenden Dorgos de Guez, der auf den finalen 200 Metern gewaltig auf Touren kam. Gestoppt wurden für ihn auf diesem Mini-Abschnitt 1:01,6 - wie exakt diese Zeit auch sein mag. Das reichte dem wie üblich ohne Check aufgebotenen Fuchs mit dem weißen Gesicht und den drei weißen Strümpfen, den Bazire nicht einmal ernsthaft anfasste, endlich den 32. Treffer einzuklinken, mit dem er auf 1.066.730 Euro kommt.

Noch gefährlicher hätte vielleicht Davidson du Pont werden können, der innen zu lange auf ein Schlupfloch warten musste und dichtauf „Bronze“ knapp vor der tapferen Chica de Jourdes holte, die von ihrem Mentor Alain Laurent mal wieder mit dem anspruchsvollsten Verlauf bedient wurde. 1½ Längen zurück rettete sich Delfino vor dem mit der zweiten Luft anpackenden Violetto Jet und dem streng innen engagierten Feliciano, dem David Thomain beim Comeback nach fünf Monaten Erholung jeden überflüssigen Meter erspart.

„700 Meter vorm Ziel hab ich mir gesagt, besser als Vierter oder Fünfter werden wir nun nicht mehr. Aber die vorn liegenden Pferde waren keine echten Sprinter, und als ich zu Beginn der Zielgeraden endlich freie Bahn hatte, ahnte ich, dass wir es trotz allem schaffen könnten. Am schwierigsten zu knacken war Féerie Wood, die immer härter wird. Am 11. September sind wir in Vincennes‘ Prix d’Eté wieder dabei“, griente Bazire senior nach dem ersten Erfolg des Romcok-de-Guez-Sohnes auf dem Plateau de Soisy, der dort zuvor aber auch erst fünfmal angetreten war.

Zu keinem Zeitpunkt in Gefahr war Aubrion du Gers‘ Bestmarke, der 2018 in galaktischen 1:11,3 triumphiert hatte.

Prix Jean-Luc Lagardère (Prix d’Europe) (Gruppe II int., Vier- bis Zehnj.)

2875m Bänderstart o.Z., 130.000 Euro

1.      Dorgos de Guez           13,5     Jean-Michel Bazire           38

         8j. Fuchswallach von Romcok de Guez a.d. Lady Fromentro von Quito de Talonay

         Be / Zü: Ecurie Vautors (René Guezille); Tr: Jean-Michel Bazire

2.      Féerie Wood                  13,5     Alexandre Abrivard           91

3.      Davidson du Pont         13,5     Nicolas Bazire                   53

4.      Chica de Joudes          13,6     Alain Laurent                   450

5.      Delfino                            13,6     Mathieu Mottier               140

6.      Violetto Jet                     13,6     Franck Nivard                    35

7.      Feliciano                        13,6     David Thomain               240

8.      Etonnant                         13,7     Anthony Barrier               140

9.      Blues d’Ourville            13,8     Pierre Houel                  1140

10.    Fakir du Lorault             13,9     François Lecanu             450

11.    Looking Superb            14,1     François Lagadeuc        980

         Détroit Castelets           dis.r.    Matthieu Abrivard           100

Sieg: 38; Richter: sicher Hals - ½ - ½ - 1¼  - Kopf - k.Kopf - Hals - 2½ Längen; 12 liefen

Zw-Zeiten: 15,0/1875m - 14,4/2375m

Wert: 58.500 - 32.500 - 18.200 - 10.400 - 6.500 - 2.600 - 1.300 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-08-18/7502/3

 

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