Sonnenschein, aber ein frischer Wind und kühle 13 Grad herrschten am Samstag in Stockholm, wo zum Auftakt gleich die drei Vorläufe zum Sweden Cup, dem so genannten "kleinen Elitoppet" über die Bühne gingen.
Im 1. Heat ruhten die deutschen Hoffnungen und die vieler Wetter auf Schampus, der mit Alessandro Gocciadoro als zweiter Favorit (28:10) antrat. Am Start vermochte der Lasbeker das 6er Tempo von Click Bait und einiger anderer nicht mitzugehen und landete im dritten Pärchen außen.
Da die Fahrt in der Folge spürbar abflaute und sich auch nach einer Runde im 12er Bereich bewegte, ließ sich der italienische Champion zu einem frühen Angriff in der Dritten verleiten. Im Schlussbogen tauchte Schampus für einen Moment hinter der Spitze auf, hob dort jedoch bei deutlich flotterer Pace ab und landete am Turm.
Auch Click Bait, die Nr. 1 am Toto, entsprach seiner Einschätzung nicht und wurde im Einlauf von Mister Hercules, der die Todesspur klaglos wegsteckte, locker überlaufen. Zu Hause war der Redén-Schützling indes noch nicht, denn nun trat außen der von Björn Goop mächtig schnell gemachte Franzose Guerrier Castelets, im Vorjahr Vierter im Grand Prix de Gelsenkirchen, auf den Plan und kam für den Sieg exakt einen Schritt zu spät.
Auch der 2. Vorlauf ging an das Erfolgsduo Örjan Kihlström/Daniel Redén. Double Deceiver trat an der letzten Ecke aus dem Rücken des leicht favorisierten Ideal San Leandro an, ging sofort besser und war in 1:10,3 ein ganzes Stück schneller als Mister Hercules im ersten Durchgang.
Verantwortlich für das anspruchsvolle Tempo war in erster Linie Alessandro Gocciadoro, der das Kommando am Start mit Diamond Truppo gegen den massiv attackierenden Devilish Hill verteidigte, dabei aber viele Körner ließ und im Finish hinter einem müden Pferd saß. Seine Kohlen aus dem Feuer holte Stallgefährte Eolo Jet, der als speedstarker Dritter in das Finale einzog.
Double Deceiver (Foto: Facebook Solvalla)
Der zweite deutsche Hoffnungsträger trat mit Y Not Diamant im 3. Vorlauf sogar als Totofavorit an. Von der 5 bekam Robin Bakker ohne allzu großen Aufwand - was sich bei 3er Tempo auf den ersten 100 Metern leicht sagt - das Kommando, konnte dort lange nach Belieben schalten und walten - und den Speedwirbel von Dancer Brodde (1:10,9), den Johan Untersteiner erst ausgangs der Schlusskurve aus hinteren Gefilden einsetzte, dennoch nicht kontern.
Johan Untersteiner feixt, Y Not Diamant (r.) verteidigt Rang zwei (Facebook Solvalla)
Der Schützling der Besitzergemeinschaft Stall M.S. Diamanten/Stall Express kämpfte jedoch vorbildlich, hielt sich Gamin Jaba knapp vom Leib und zog als Zweiter in 1:11,0 ins 1.115.000-Kronen-Finale ein.
Foto: Facebook Solvalla
Auch nach den Sweden-Cup-Vorläufen hielt die beinahe schon unheimliche Form von Örjan Kihlström und Daniel Redén an. Erst verleibte man sich das 540.000-Kronen-Finale der STL Klass I ein, das der Readly-Express-Sohn Tamacti Jun Start-Ziel in 1.12,0/2140 Meter dominierte.
Deutscher Stutenrekord durch Nortolanda
Aussichtslos schien dagegen das Unterfangen des vierten Tagessiegs im Stall Courant - Jovialitys lopp (1.030.000 Kronen). Olly Håleryd wurde bis ans Ende des Feldes zurückgeschoben, was den "Iceman" jedoch nicht aus der berühmten Ruhe brachte. Er orientierte sich im Schlussbogen an der mit Michel Rothengatter weit außen angreifenden Nortolanda und bekam die deutsche Derbysiegerin auf den letzten 50 Metern beinahe unangefasst in überragenden 1:09,8/1640 Meter in den Griff.
1:09,8 trabte auch Nortolanda, die damit den vier Jahre alten deutschen Stutenrekord von Namanga Bo (1:10,4) gleich um eine halbe Sekunde unterbot und schneller war als die drei Vorlaufsieger im Sweden Cup.
Wermutstropfen: Das etwas temperamentvolle Finish von Michel Rothengatter wurde mit 5.000 Kronen und 14 Tagen Fahrverbot sanktioniert.
Nahtlos fort setzte sich dagegen die geradezu unterirdische Form von Alessandro Gocciadoro, der East Asia am Start ganz zurücknahm, unterwegs zwar versprechend aufrückte, in der Entscheidung aber absteigen konnte.
Nortolanda (r.) trabt überragende 1:09,8 (Foto: Facebook Solvalla)
Tagessieg Nr. 5 für das Kihlström/Redén-Team war scheinbar die leichteste Aufgabe. Double Deceiver schoss im Sweden-Cup-Finale (1.115.000 Kronen) aus der Pole Position unwiderstehlich in Front, nahm sofort Tempo heraus, um auf der letzten Halben derart zu beschleunigen, dass die Konkurrenz auf verlorenem Posten stand.
Der sechsjährige Cantab-Hall-Sohn bescherte Örjan Kihlström, der auch am Ende wie eine Salzsäule saß und nicht einmal die Kapuze zog, nach Jaded (2007), Volstead (2017) und Missle Hill im Vorjahr den vierten Triumph am Vortag des Elitloppets. Double Deceiver verfehlte mit 1:09,4 die Rennrekord von Bengurion Jet aus dem Jahr 2023 um zwei Zehntelsekunden.
Wenns gilt, in Bestform: Daniel Redén und Örjan Kihlstörm (FB Solvalla)
Den Ehrenplatz erkämpfte sich im Fahrwasser der Siegerin Dancer Brodde (Johan Untersteiner) gegen den durch die Todesspur abermals stark gelaufenen Ideal San Leandro (Björn Goop).
Nichts auszurichten vermochte im Endlauf Y Not Diamant, den Robin Bakker nach dem Start im dritten Paar außen unterbrachte, beim finalen Angriff aber kaum Boden gutmachen konnte und über Rang sieben in 1:10,2 nicht hinauskam.
Double Deceiver mit ihrer Pflegerin Ellinor Wennebring (Foto: Facebook Solvalla)
Die Krönung der Kihlström/Redén-Show sollte schließlich im Harper Hanover lopp (2.055.000 Kronen) erfolgen. Mit Top-Steher Kentucky River war man bestens aufgestellt und kam im Gegensatz zum leicht favorisierten It's a Dollarmaker, der zögerlich eintrat, und dem Lasbker Oscar L.A., der sofort Galopp ging, optimal ins Rennen.
Noch besser gelang der Start aus der Springspur Léo Abrivard (26) mit Inmarosa, die aus dem dritten Band sofort ins Mittelfeld stieß und damit eine frühe Vorentscheidung herbeiführte. Als nämlich 1100 Meter vor dem Ziel die Angriffe von Kentucky River & Co. erfolgten, scherte Abrivard aus und kam seinen Verfolgern zuvor.
Foto: solvalla.se
Noch vor dem letzten Bogen übernahm Inmarosa, deren letzter Sieg aus dem März 2022 datierte und die in Solvalla als einzige Stute gegen 13 Hengste und Wallache antrtat, das Kommando und ließ den stark nachsetzenden Kentucky River nicht mehr entscheidend herankommen.
Mit 1:11,5/3180 Meter verbesserte die Siebenjährige nicht nur den erst im Vorjahr von ihrem Landsmann Izoard Védaquais aufgestellten Rennrekord, sondern auch die Distanz-Weltbestmarke auf 1000-Meter-Bahnen.
Video: https://www.youtube.com/watch?v=yI3GM6uIZ-I
Foto: letrot.com
Alle Ergebnisse des Renntags: https://sportapp.travsport.se/race/raceday/ts609894/results
