Die schwedische Volkswette V75, die am Samstag auf der Bahn Hagmyren in Hudiksvall am Bottnischen Meerbusen ausgetragen wurde, sorgte gleich zum Auftakt für viel Aufregung und eine bemerkenswerte Rennleitungsmaßnahme.
Genau 1000 Meter lang fuhren sich Marcus Lilius mit Hercules Godiva, der zweiten Kraft am Wettmarkt (50:10), und Oskar Kylin-Blom mit New Lane im Kampf die Führung die Köpfe weg. Kylin-Blom war phasenweise mit 95% am Konkurrenten vorbei, der jedoch keinen Zentimeter weichen wollte. Der Kilometer lag auf der vom Gewitterregen schwer gezeichneten Piste bei 1:10,5.
Auf der letzten Gegenseite kam was kommen musste. New Lane war stehend k.o., trat den totalen Rückzug an und sprang schließlich entkräftet. Hercules Godiva stand das Pensum hingegen beachtlich durch, führte bis weit in den Einlauf, wurde dann aber noch von zwei Konkurrenten überlaufen und Dritter in 1:12,9/2140 Meter Bänderstart.
Nach dem Rennen befragte die Rennleitung Oskar Kylin-Blom zu seiner Fahrweise. Der äußerte sich wie folgt: "Ich fand, dass Marcus Lilius unfair reagiert hat, da ich eigentlich schon vorbei war. Mein Pferd geht an der Spitze am besten." Die Stewards nahmen die Erklärung lt. Rennbericht zur Kenntnis und verhängten gegen Kylin-Blom eine Geldbuße in Höhe von 2.000 Kronen (ca. 180 Euro) für nicht wettkampfmäßiges Fahren um die bestmögliche Platzierung.
Diesen Straftatbestand kennen viele andere Trabrennsportländer nicht. In Deutschland entspräche dies der "Nichtwahrnehmung der Gewinnchancen", womit allerdings ein zu passives - und nicht wie hier ein aktives Agieren gemeint ist.
Noch am Renntag holten die Kollegen von TRAVRONDEN Statements der beiden Streithähne ein. Marcus Lilius: „Mein Pferd war großartig, aber es ist schade, dass wir auf einen idiotischen Fahrer treffen. Er fährt völlig unvernünftig, das ist traurig, ein Rennverderber“.
Oskar Kylin-Blom zeigte sich eher wortkarg: „Es war nicht meine beste Leistung. Ich habe dazu nicht viel mehr zu sagen“. Auf Nachfrage, warum er so lange weitergefahren sei: „Ich wollte in Führung gehen.“ Und auf den Vorhalt von Marcus Lilius, er sei ein idiotischer Fahrer und ein Rennverderber: „Dazu möchte ich nichts sagen. Das ist seine Sache.“
Der Renntag sorgte indes auch für positive Schlagzeilen, vor allem aus deutscher Sicht. Gestüt Lasbeks Oscar L.A. belegte mit Ulf Ohlsson in der Gulddivision (329.000 Kronen) nach einem Rennen in der Todesspur Rang drei in 1:11,0/1640 Meter hinter Start-Ziel-Sieger Point of Perfect (Magnus Djuse) und Missle Hill (Henrik Kihle).
In der Bronsdivisionen (278.500 Kronen) feierte Yin Yang, den erstmals Rikard Skoglund für Jasper Roos und die Familie Holzapfel steuerte, nach zahlreichen guten Platzierungen endlich den ersten Saisonerfolg. Dabei verbesserte der Sohn der Derbysiegerin Lobell Countess seinen eigenen, erst vor zehn Tagen in Eskilstuna aufgestellten deutschen Steherdistanz-Rekord fünfjähriger Wallache um eine halbe Sekunde auf 1:12,3/2640 Meter und bekam 125.000 Kronen gutgeschrieben.