Ein Nachruf von Hermann Gallhoff
Auch wenn man ihn schon recht lange nicht mehr auf einer deutschen Trabrennbahn gesichtet hatte, so wusste man, dass Helmut Beckemeyer im norddeutschen Uelzen im wohlbehüteten Umfeld seines Sohnes Armin seinen verdienten Lebensabend verbrachte.
Nun ist der „Schwarze Mann aus Kattenvenne“ nach kurzer Krankheit am Mittwochabend an den Folgen eines Aneurysmas im Alter von 88 Jahren verstorben.
Helmut Beckemeyer war über mehr als drei Jahrzehnte eine der bedeutendsten Trainerpersönlichkeiten im deutschen Trabrennsport. Auf seine Fähigkeiten wurden viele namhafte Ställe in der Blütezeit des westdeutschen Sulkysports schon früh aufmerksam.
Für die Familie Maarsen mit ihrem Stall Amsterdam feierte er u.a. große Erfolge mit Star Rodney und Belmont Pride, für das Ehepaar Kumpernas und den Stall Vera formte er Niton zu einem wahren Erfolgsgaranten wie auch Disponent, Vico sowie Diacora in den Farben der Familie Schröer und des Gestüts Hof Lehmkamp.
Etliche weitere vierbeinige Heroen verbindet man mit dem Namen des gebürtigen Albachteners, der für finnische Interessen Sarna Hanover und Otto Mani zu hochkarätigen Siegen verhalf und dem passionierte Besitzer-Ehepaar Schulze-Bisping mit Silberia und Frauchen auf höchstem Parkett zu vielen Jubelposen Anlass gab.
Crown's Hill brillierte in seiner Hand in etlichen Jahrgangsrennen für das renommierte Gestüt Forstwald von Heinz Holtschneider und für den Grandseigneur des deutschen Rennsports, Charles Grendel, waren es Pferde wie Bontano, Astro oder Tora Tora Tora, die unter der Regie Beckemeyers Schlagzeilen machten, bevor er viele Jahre später für die Farben von Marion Jauss mit Glass Hanover auch auf internationaler Ebene brillierte, mit Winsome Diamond einen Jahrgangscrack etablierte und mit Campala, der Mutter von Campo Ass, für Alwin Schockemöhle dasselbe tat.
Dieser kleine Streifzug durch seine Karriere kann nur stellvertretend dafür stehen, wie breit Helmut Beckemeyer zu seiner Glanzzeit aufgestellt war und welchen Stellenwert er in der Rennsportszene genoss.
Mitte der 80iger Jahre verwirklichte er sich seinen Traum einer Trainingszentrale in Kattenvenne zwischen Münster und Osnabrück und ging damals damit schon spektakulär neue Wege.
"Fliegen lernen sie hier nicht", diktierte er damals HEAT-Chefredakteur Tom Sexauer bei einem Interview auf dem neuen Gelände mit süffisantem Understatement in die Feder, wohl wissend, dass er auf seinem großzügigen Trainingsareal aber beste Voraussetzungen für die Vorbereitung der ihm anvertrauten Vierbeiner sicherstellen konnte.
Helmut Beckemeyer, der im Rennwagen selbst über 4.000 Rennen gewann und bezeichnenderweise seine letzte Fahrt am 20.12.2007 mit Aldato in Gelsenkirchen noch siegreich gestaltete, war ein Macher, kein Leisetreter, ein dynamischer und stets von starkem Selbstbewusstsein geprägter Mensch. Er verkörperte die brillante Kombination eines engagierten Trainers mit der erforderlichen Kaltschnäuzigkeit und dem taktischen Geschick, die einen Klasserennfahrer ausmachen.
Der Tod von Helmut Beckemeyer beendet ein weiteres bedeutsames Kapitel aus einer schillernden Zeit des deutschen Trabersports. Ein Kapitel, in dem er als besonderer Typ sportlich und auch gesellschaftlich unauslöschliche Erinnerungen hinterlässt.
Unser Mitgefühl gilt seiner gesamten Familie und allen Anverwandten.